Erneut nur kurze Rücksetzer durch bekräftigte Zolldrohungen

Veröffentlicht am 01.02.2025, 15:33
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US-Präsident Donald Trump hat vorgestern bekräftigt, dass die Vereinigten Staaten am 1. Februar einen Zoll von 25 % auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada erheben werden. Laut Trump könnte die Höhe der Zölle mit der Zeit steigen. Dazu setzte er eine Frist bis Samstag und sagte, die Zölle würden gegebenenfalls „aus einer Reihe von Gründen“ eingeführt. Bislang hatte Trump den Zweck genannt, die beiden größten Handelspartner der USA zu Maßnahmen zu bewegen, mit denen illegale Einwanderer und Lieferungen der synthetischen Droge Fentanyl in die USA gestoppt werden.

Trump sagte vorgestern zudem, er ziehe auch immer noch neue Zölle auf chinesische Waren in Erwägung. Hier verwies er wieder auf Fentanyl: „Bei China denke ich auch über etwas nach, weil sie Fentanyl in unser Land schicken und dadurch Hunderttausende von Toten verursachen. Also wird China am Ende auch dafür einen Zoll bezahlen und wir sind dabei, das zu tun“, so Trump.

Außerdem warnte der US-Präsident die BRICS-Mitgliedsländer erneut davor, den US-Dollar als Reservewährung ablösen zu wollen. Und er wiederholte seine diesbezügliche Drohung, Zölle in Höhe von 100 % erheben zu wollen. „Wir werden von diesen scheinbar feindseligen Ländern die Zusage verlangen, dass sie weder eine neue BRICS-Währung schaffen noch eine andere Währung unterstützen werden, um den mächtigen US-Dollar zu ersetzen, oder sie werden mit 100 % Zöllen konfrontiert“, so Trump, womit er die Drohung vom 30. November wiederholte.

Was damit auf die Märkte zukommt

Was diese Zölle für die Märkte bedeuten, zeigen laut Medienberichten die folgenden Zahlen:

Im Jahr 2024 stammten rund 28 % oder etwa 844 Milliarden Dollar aller US-Importe aus den beiden Nachbarländern. Das gesamte Handelsvolumen (also Importe plus Exporte) zwischen den USA und Kanada betrug 699 Milliarden US-Dollar und mit Mexiko sogar 776 Milliarden US-Dollar. Im Extremfall wäre also ein Handelsvolumen von jährlich fast 1,5 Billionen US-Dollar beeinträchtigt, denn Kanada und Mexico haben bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Kanada habe zum Beispiel bereits eine Liste ausgearbeitet, die US-Importe in Höhe von immerhin 150 Milliarden Dollar betreffen würde, heißt es.

Während seiner ersten Amtszeit hatte Trump bereits Strafzölle auf chinesische Importe im Wert von rund 370 Milliarden Dollar verhängt. Und es gibt Schätzungen, dass allgemeine Zölle in Höhe von 10 Prozent und neue US-Zölle auf Produkte aus China in Höhe von 60 % den Verbraucherpreisindex der USA um etwa 1 Prozentpunkt erhöhen würde, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Geldpolitik.

Buy the dip

Man sollte die Drohungen also durchaus ernst nehmen. Das taten die Anleger vorgestern auch, allerdings wieder nur kurz. Denn um ca. 21:30 Uhr brachen die Kurse an den Aktienmärkten plötzlich ein. Der Dow Jones verlor binnen nur 9 Minuten fast 350 Punkte. Aber schon 25 Minuten später stand der Index bereits wieder mehr als 300 Zähler höher. – „Buy the dip“ bleibt das aktuelle Motto der Anleger.

DAX bleibt auf Rekordkurs

Dieses hat den DAX gestern schon wieder auf ein neues Rekordhoch getrieben. Markiert wurde es mit 21.800 Punkten unweit der Rechteckgrenze bei 21.820 Zählern.

Auf dem Weg dorthin konnte der deutsche Leitindex nach dem Rücksetzer vom Montag schon wieder 4 Handelstage in Folge zulegen. Vor dem Montag waren es 9 Handelstage in Folge. Dadurch liegt der deutsche Leitindex nun seit Jahresbeginn bis zum gestrigen Hoch 9,5 % im Gewinn – und wir haben erst Ende Januar. Wo will der Index dieses Jahr noch hin, nachdem er in den vorangegangenen beiden Jahren schon um überdurchschnittliche 18,85 % (2024) bzw. sogar 20,31 % (2023) zulegen konnte?!

Auf einem Rekordhoch gibt es wenige Widerstände

Bei einem Anstieg über die Rechteckgrenze ist jedenfalls die Mittellinie bei 22.175 Punkten das nächste Kursziel der Target-Trend-Methode. Knapp oberhalb der Rechteckgrenze verläuft aktuell allerdings eine Konsolidierungslinie (rot gestrichelt), die als Hürde zu beachten ist. Aufwärtsbewegungen legen an solchen Linien gerne eine Pause ein. Das war auch bei dem Rücksetzer vom Montag der Fall, auch wenn dieser nur sehr kurz ausfiel.

Für bearishe Signale braucht es einen relativ großen Rücksetzer

Genau deshalb ist ein längerer bzw. größerer Rücksetzer fällig. Eingeleitet würde dieser mit einem Rutsch unter die Mittellinie bei 21.465 Punkten. Und geraten die Kurse sogar unter die Rechteckgrenze bei 21.100 Punkten, wäre die Folge höherer Tiefs im kurzfristigen Bereich gebrochen. Das wäre ein erstes ernstzunehmendes bearishes Signal. Bis dahin muss der DAX aber 700 Punkte bzw. mehr als 3,2 % verlieren. Das zeigt, wie stark überkauft der Index derzeit ist.

Aus diesem Grund habe ich den Lesern des Chartanalyse-Dienstes „Target-Trend-Spezial“ jüngst auch wiederholt dazu geraten, auf neue Trades zu verzichten. Zuvor hatten wir mit einem Long-Trade von der Aufwärtsbewegung des DAX rund 1.900 Punkte (!) mitnehmen und in einen Gewinn umwandeln können. Auf diesem kann man sich nun erst einmal ausruhen, „bis sich das Kursgeschehen zumindest etwas normalisiert hat“, wie ich schrieb. Und ich bin sehr gespannt, was am anstehenden Wochenende passiert, ob tatsächlich Zölle beschlossen werden, und wie die Börsen dann in die neue Woche starten werden. Wahrscheinlich werden einige Anleger auf dem falschen Fuß erwischt.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

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