Der Krypto-Markt kommt nicht zu Ruhe, die Atempause nach dem Rücksetzer in der Vorwoche währte nur kurz. Am Montag kamen vor allem die Altcoins massiv unter Druck. Erstmals seit November 2017 liegt der gesamte Börsenwert unter 190 Mrd. Dollar. Inzwischen drückt die Kursmisere auch den Handel mit Bitcoin-Futures.
Im frühen Geschäft am Dienstag liegen die meisten Coins etwas fester im Markt. Doch die grünen Vorzeichen täuschen über den kräftigen Abverkauf seit Montag hinweg. Auf Sicht von 24 Stunden sackten zahlreiche Währungen wie Ethereum, Bitcoin Cash, Litecoin und Cardano um mehr als fünf Prozent ab. Im Wochenvergleich büßten zahlreiche Altcoin um mehr als 20 Prozent ein. Abgesehen von wenigen Ausnahmen bildet somit der breite Krypto-Markt neue Tiefs aus.
Vor allem bei Ethereum spitzt sich die Lage weiter zu. Mit 174 Dollar entfernt sich die Nummer zwei nach Börsenwert immer deutlicher von der 200er-Schwelle und steht auf dem tiefsten Niveau seit Juli vergangenen Jahres. Seit dem Rekordhoch im Januar ist der Kurs um knapp 90 Prozent gefallen, ausgehend von Anfang September steht ein herber Verlust von gut 40 Prozent. Inzwischen liegt die Marktkapitalisierung unter 18 Mrd. Dollar, der Vorsprung auf die Nummer drei – Ripple – schmilzt auf sieben Mrd. Dollar.
Gleichzeitig zieht das Handelsvolumen an, die Short-Wetten wurden zuletzt massiv ausgebaut. Dies sind eigentlich gute Signale für einen Ausverkauf, Panik dominiert den Handel. Mit einem Abstand von gut 30 Prozent zur 21-Tage-Linie ist Ethereum so kräftig überverkauft wie zu den markanten Umkehrpunkten im Februar, März und August.
Relative Stärke zeigen derzeit nur der angeblich an den Dollar gekoppelte Stable-Coin Tether sowie Bitcoin. Mit 6300 Dollar verteidigt die Nummer eins die wichtige 6000er-Zone. Auch wenn der Kurs auf Sicht von sieben Tagen rund 13 Prozent einbüßte, hat Bitcoin noch kein tieferes Tief ausgebildet und steht über dem Ende Juni ausgebildeten Umkehrpunkt bei 5755.
Am Terminmarkt werden Investoren aber ebenfalls langsam vorsichtiger und reduzieren ihr Engagement. Der Handel mit Bitcoin-Futures ist zuletzt markant gesunken: Am Montag wechselten an der CME Group nur 1965 Kontrakte den Besitzer, knapp 30 Prozent weniger als am Freitag und gut 70 Prozent weniger im Monatsvergleich.
Während aus den Altcoins somit massiv Kapital abgezogen wird, präsentiert sich der Bitcoin noch vergleichsweise stabil. Doch dies kann auch nur die Ruhe vor dem Sturm sein. Der Druck auf die Nummer eins wird zunehmend größer. Damit steigt die Gefahr, dass der Kurs unter die Haltezone um 6000 fällt. Ohne Bitcoin gerechnet kommt der Krypto-Markt noch auf einen Börsenwert von 80 Mrd. Dollar – zugleich das geringste Niveau seit Anfang November 2017.