Der Euro ist im Moment die stärkste Währung. In den vergangenen Wochen ist er von 1,12 auf 1,16 Dollar gestiegen. An neun der letzten zehn Tage legte der EUR/USD zu. Wir haben in dieser Woche ausführlich darüber gesprochen, warum sich Investoren dem Euro so stark zuwenden. Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben ihre Differenzen beiseite geschoben und ein sehr aussagekräftiges Konjunkturpaket geschnürt, das nicht nur eine starke Botschaft an den Markt sendet, sondern auch einen großen Beitrag zur Stabilisierung einer sich bereits erholenden Wirtschaft leisten wird. Die US-Regierung dagegen kämpft nicht nur darum, die Kontrolle über den Corona-Ausbruch in den USA zu erlangen, sondern auch darum, sich auf ein effektives Konjunkturpaket zu einigen. Leider wird das Programm ohne eine Verlängerung der zusätzlichen Arbeitslosenunterstützung höchstwahrscheinlich nicht die Durchschlagskraft haben, die sich die Investoren erhoffen. Allein auf dieser Grundlage ist der Euro attraktiver als der US-Dollar.
Gleichzeitig profitiert der EUR/USD von der Aussicht auf eine weitere Verbesserung der Konjunkturdaten der Eurozone und einer erneuten Schwäche in den USA. Diese divergierende Entwicklung könnte sich heute in den Einkaufsmanagerindizes der Eurozone und der USA widerspiegeln. Es steht außer Frage, dass die Daten aus der Eurozone besser sein werden, aber wir könnten erste Anzeichen einer sich verlangsamenden Erholung in den USA sehen. Viele Bundesstaaten haben eine Pause eingelegt oder die Wiedereröffnung zurückgenommen, und diese Maßnahmen werden sicherlich die wirtschaftliche Aktivität drosseln und die Erholung bremsen. Die Frage ist nur, wann dies in den Daten sichtbar wird.
Die USA befinden sich auch in einem eskalierenden Handelskrieg mit China, und selbst wenn die Pharmaunternehmen Fortschritte bei der Entwicklung neuer Impfstoffe machen, wird sich der Euro als Risikowährung bei guten Nachrichten erholen. Aus all diesen Gründen sollte sich der Aufwärtstrend des Währungspaares weiter fortsetzen, es sei denn, es gibt eindeutig negative Euro-Meldungen. Der EUR/USD übersprang gestern die Marke von 1,16 Dollar. Die nächste Hürde befindet sich leicht oberhalb von 1,17 Dollar, wo sich ein wichtiges Fibonacci-Cluster befindet. Gelingt der Gemeinschaftswährung der Spurt über diesen Kursbereich, so stünde einer Rallye in Richtung 1,20 Dollar nicht viel im Wege.
Das Pfund Sterling wurde ebenfalls höher gehandelt, obwohl der Brexit-Chefunterhändler der EU davor warnte, dass ein Handelsabkommen in diesem Jahr unwahrscheinlich sei. Ein Teil der Pfund-Stärke könnte auf die anstehende Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze des Inselstaates beruhen, von denen eine weitere Erholung der Konsumausgaben erwartet wird. Der USD/CAD} fiel auf ein neues Monatstief und das, obwohl die Ölpreise gefallen waren.
Der AUD und der NZD sind zum Teil deshalb eingebrochen, weil die australische Regierung für dieses Jahr ein massives Defizit von 184,5 Mrd. AUD prognostiziert, fast 100 Mrd. AUD mehr als für das vergangene Fiskaljahr, das im letzten Monat endete. Das Finanzministerium geht davon aus, dass die Wirtschaft im nächsten Jahr um 2,5% schrumpfen wird. Grund ist u.a. die schwache Entwicklung der Eisenerzexporte. Für Australien sind das schlechte Nachrichten, vor allem angesichts der neuen Lockdowns. Down Under meldet eine anhaltende Zunahme neuer Corona-Fälle und die größte Zahl von Todesfällen in drei Monaten, was die Regierung veranlasst hat, in Melbourne das Tragen von Masken anzuordnen.