(DailyFX.de) Nach der tagelangen Seitwärtsbewegung im Euro/Dollar-Verhältnis ist heute endlich mal wieder Bewegung in die Gemeinschaftswährung gekommen. Zwei Tage vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank steigt der Euro gegenüber dem Greenback über die Marke von 1,39 und macht damit das Leben für die Notenbanker nicht leichter. Nicht wenige Länder im Euroraum stöhnen zu Recht über den festen Euro und fordern von der EZB Geschlossenheit im Kampf um die schwächste Währung, in dem sie bislang, wenn überhaupt, nur eine Nebenrolle spielte. Während Dollar und Yen weiter durch eine expansive Geldpolitik schwächeln, hielten sich die Frankfurter Währungshüter zu diesem Thema bislang zurück. Wird die EZB nun am Donnerstag zum großen Schlag ausholen oder wird der Präsident Draghi wieder versuchen, allein durch Worte der Stärke des Euro entgegen zu wirken?
Positive Einkaufmanagerindizes erhöhen Zuversicht in die Eurozone
Der stärkste Stimmungsanstieg seit fast drei Jahren im Herstellungs- und Dienstleistungssektor der Eurozone zumindest spricht nicht gerade für weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der EZB. Spaniens Einkaufsmanagerindex erreichte sogar ein Sieben-Jahreshoch, der Irlands sogar ein Acht-Jahreshoch. Diese positiven Daten sorgten nicht nur dafür, dass der Euro jetzt wieder Kurs auf die runde Marke von 1,40 US-Dollar nimmt, sondern ließen auch die Renditen der Staatsanleihen der Peripherie des Euroraums fallen.
Europäische Zentralbank wird weiter stillhalten
Der EZB-Rat kündigte zuletzt an, die Entwicklung in der Eurozone sehr genau zu beobachten und alle verfügbaren Instrumente in Erwägung zu ziehen. Auch wenn sich die Indizien einer dauerhaften wirtschaftlichen Erholung in der EU und im Euroraum nach der "Double Dip"-Rezession nun langsam festigen, rechne ich damit, dass die EZB weiterhin Gewehr bei Fuß bleiben wird. Draghi wird erneut ankündigen, rasch zu handeln, falls die größten Sorgen einer anhaltenden hohen Arbeitslosigkeit oder einer Stagnation der Wirtschaftsleistung eintreten oder die Preisstabilität in Gefahr gerät. Aber es ist nicht davon auszugehen, dass am Donnerstag weitere Lockerungsmaßnahmen der Geldpolitik verkündet werden.
Konventionelle Maßnahmen sind nahezu ausgeschöpft
Konventionelle Instrumente stehen der EZB nicht mehr viele zur Verfügung. So steht der Hauptrefinanzierungszinssatz bereits bei 0,25 Prozent und die Einlagenfazilität liegt bei null Prozent. Eine Leitzinssenkung könnte beinhalten, dass der Hauptrefinanzierungssatz auf null Prozent und zugleich die Einlagenfazilität auf -0,25 Prozent gesetzt wird. Mit einem breit angelegten Anleihekaufprogramm („Quantitative Easing“) könnte die EZB den aufkommenden Deflationsgefahren noch effektiver entgegentreten. Einen solchen Ankauf in einem Umfang von einer Billion Euro hat die Notenbank bereits konkret durchgespielt. Mit einem Ankauf von forderungsbesicherten Wertpapieren Laufzeiten von bis zu zehn Jahren würde die EZB Zinslaufzeiten beeinflussen, die für Investitions- und Konsumentscheidungen besonders relevant sind und gerade dort konjunkturstützend agieren.
Inflation in der Eurozone zieht langsam wieder an
Was die EZB auf jeden Fall verhindern will und muss, ist ein Rückgang der Preise in der Eurozone auf breiter Front, was Deflation bedeuten würde. Der in der vergangenen Woche veröffentliche Anstieg der Inflation in der Eurozone von 0,5 auf 0,7 Prozent liefert der Zentralbank aber genau den Grund, am Donnerstag keine unkonventionellen Maßnahmen wie ein Quantitative-Easing-Programm zu beschließen. Ein solcher Schritt verschwindet damit aber nicht komplett vom Tisch der geldpolitischen Lagebeurteilung. Auch die EU-Kommission erwartet in ihrer Prognose keine scharfe Trendwende bei der Preisentwicklung im laufenden Jahr. Sie setzte ihre Inflationsprognose für 2014 von einem auf nur noch 0,8 Prozent herab. Mit diesen mittelfristig insgesamt gedämpften Inflationsaussichten bleibt die Schlagkraft geldpolitisch expansiver Kommentare der EZB weiterhin bestehen, womit sie den Euro jederzeit drücken kann.
Der heutige Anstieg des EUR/USD über 1,39 aber zeigt, dass die Marktteilnehmer die Glaubwürdigkeit solcher Aussagen zunehmend anzweifeln und die Wahrscheinlichkeit eines unkonventionellen Anleihekaufprogramms in der Eurozone als sehr gering einschätzen. Somit sehen sie auch keine ernstzunehmende Bedrohung für den Wechselkurs und bleiben weiter im Euro investiert. Eine am Donnerstag stillhaltende EZB sollte für die Fortsetzung des seit Mitte des vergangenen Jahres bestehenden Aufwärtstrends sorgen. Je mehr sich die Notenbanker aufgrund gestiegener Konjunkturhoffnungen dann noch von weiteren expansiven Schritten distanzieren, desto schneller kann die Bewegung des Euro über die 1,40 US-Dollar von statten gehen. Der heutige Bruch der 1,3880 zum US-Dollar macht ein Erreichen der runden Marke noch in dieser Woche sehr wahrscheinlich.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de
Um Niall Delventhal zu kontaktieren, sende man eine E-Mail an ndelventhal@fxcm.de