Am Wochenende gab Angela Merkel der FAS ein Interview, in dem es auch um die zukünftige Ausrichtung der Eurozone ging. Im Zuge der Italien-Krise wurde eine entschlossene deutsch-französische Haltung von vielen Beobachtern gefordert. Die Bewertungen von Merkels Aussagen fallen dabei recht unterschiedlich aus. Die Analysten der Commerzbank (DE:CBKG) sagen, Merkel würde Macron nun die kalte Schulter zeigen. Wir stellen die Einschätzung vor. Unser Favorit auf den Euro bleibt der Turbo-Bull DG9J97. Anleger schauen sich den Capped-Bonus DM76WH auf den DAX an. Schalten Sie auch gerne um 18.00 Uhr in unser Webinar ein…
EUR: Als Frankreichs Präsident Emmanuel Macron 2017 seine Pläne zur Umgestaltung von EU und Euroraum vorlegte, war das vom Markt als EUR-positiv aufgefasst worden. Die Marktreaktion ist keine Bewertung seines Planes an sich. So etwas können Finanzmärkte nicht leisten. Aber sie war Ausdruck der Vermutung, mit Macrons Initiative könne der Euroraum aus der unschönen Situation ausbrechen, in der er seit der Krise steckt: nationale Verfügungsgewalt und Verantwortung über Budgets einerseits, Rettungsversprechen andererseits. Das führt in potenziellen Krisen- und Nehmerländern zum Gefühl der Bevormundung, in potenziellen Geberländern zum Gefühl, von den anderen erpresst und gemolken zu werden. Die Folge sind Europa-Frust, zunehmender Populismus und – für die Märkte relevanter – immer wieder krisenhafte Zustände. Die jüngste Episode in Italien sollte jedermann daran erinnern – auch wenn der Devisenmarkt sie wieder viel zu schnell ad acta gelegt hat.
Schon von Anfang an blieb der Weg, auf dem Macron seine Vision erreichen wollte, unklar. Aber eines war stets offensichtlich: Ohne politische Unterstützung aus Deutschland würde er scheitern. Die deutsche Regierung hat lange nicht wirklich Stellung genommen. Am Wochenende jedoch hat Bundeskanzlerin Angela Merkel de facto wichtigen Teilen von Macrons Plänen eine Absage erteilt. Ein „Investivhaushalt für die Eurozone […] im unteren zweistelligen Milliardenbereich“ ist sicherlich kein signifikanter Schritt in Richtung einer Fiskalunion, wie es Macrons Pläne wären. Und ein Europäischer Währungsfonds, der – wie bislang der ESM – nach Maßgabe der nationalen Regierungen Krisenkredite vergibt, ist eben nicht ein Ersatz für den apolitisch handelnden IWF. Summa summarum: Merkel ist nicht bereit, sich signifikant auf die Positionen von Macron zuzubewegen. Nochmal: Das mag richtig oder falsch sein. Die Beurteilung obliegt mir nicht. Ich kann nur sagen, dass sich damit die „Europhorie“ vom vergangenen Jahr definitiv als unbegründet herausgestellt hat. Falls in den gegenwärtigen EUR-Kursen noch etwas davon drinsteckt, ist es Zeit für den Devisenmarkt, diesen Teil auszupreisen.
USD: Mit dem rundum positiv überraschenden Arbeitsmarktbericht vom Freitag ist jede mögliche Restunsicherheit bezüglich der Fed-Zinserhöhung nächste Woche beseitigt. Ein um 25 Basispunkte höherer Zielkorridor für den Fed-Funds-Zins ist eingepreist. Für die USD-Wechselkurse ist das aber nicht relevant. Für sie kommt es auf den längerfristigen Ausblick an. Auch der verbessert sich seit letzter Woche wieder. Die Phase der Fed-Skepsis ist vorbei (Abbildung 1). Dem Dollar hatte diese Schwächephase nicht viel anhaben können; unser Dollar-Index notiert weiterhin auf Jahreshöchstständen (Abbildung 2). Mit wieder moderat optimistischer Fed-Sicht des Marktes sind solche Niveaus freilich deutlich komfortabler als mit der Fed-Skepsis zuvor. Weiterhin halte ich das Risiko-Ertrag-Profil von USD-Long-Positionen auf diesen Niveaus für wenig einladend. Aber zumindest schwindet meine Angst davor, dass Stärke der US-Währung so schnell verschwindet, wie sie kam.
Quelle: Commerzbank, eigene Recherchen