Europas Gasspeicher auf 3-Jahres-Tiefststand: Tight Gas als Ausweg?

Veröffentlicht am 03.04.2025, 09:38

Europas Gasspeicher sind bedrohlich leer, die Wiederauffüllung wird nach dem Wegfall der russischen Lieferungen über die Ukraine eine Herausforderung. Ein Hoffnungsschimmer: In Ungarn schreitet ein vielversprechendes Tight Gas Projekt rasch voran.

Es ist ein Meilenstein für ein an der Börse mit gut 30 Mio. EUR bewertetes Gasexplorationsunternehmen: CanCambria Energy (ISIN: CA13740E1079, WKN: A3EKUB) konnte die erste Bohrgenehmigung für eine Bewertungsbohrung auf dem Tight-Gas-Projekt Kiskunhalas im ungarischen Pannonischen Becken vermelden.

CanCambria erhält erste Bohrgenehmigung für Gasprojekt Kiskunhalas

CanCambria CEO Dr. Paul Clarke zeigte sich zuversichtlich hinsichtlich der Genehmigungsgeschwindigkeit der ungarische Bergbaudirektion. In Kürze sei bereits mit der Genehmigung für die zweite Bohrung zu rechnen.

"Unser Fokus liegt weiterhin darauf, moderne Technologien und einen datenbasierten Ansatz zu nutzen, um diese bedeutende förderbare Gasressource zu kommerzialisieren und von den starken Erdgaspreisen in Ungarn und ganz Europa zu profitieren."

Was aus Sicht eines Gasexplorers "starke Preise" sind, bedeutet für einen ganzen Kontinent einen herben Verlust an Wohlstand, industrieller Wettbewerbsfähigkeit und geopolitischer Souveränität: Europas Gaskrise hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht.

Die ganz große Krise droht mit Ansage im kommenden Winter. Die Erdgasreserven in den europäischen Untergrundgasspeichern sind auf 34,5 Prozent gesunken – 11,31 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt zu diesem Zeitpunkt in den letzten fünf Jahren und der niedrigste Stand seit drei Jahren.

Europas Gaskrise: Speicher so leer wie seit drei Jahren nicht

38 Milliarden Kubikmeter sind laut Daten von Gas Infrastructure Europe (GIE) noch übrig. Und die Füllstände sinken weiter: Laut GIE wurden am 17. März 356 Mio. Kubikmeter entnommen und 31 Mio. Kubikmeter eingespeist.

Ein langer und kalter europäischer Winter 2025/26 könnte zur Katastrophe werden. Die EU-Kommission hatte Anfang März vorgeschlagen, die aktuelle Gasspeicherverordnung bis Ende 2027 zu verlängern. Die Verordnung schreibt seit 2023 vor, dass die Speicher bis zum 01. November zu 90 % gefüllt sein müssen.

"Seit Einführung des 90-Prozent-Füllziels hat die EU dieses Ziel vor Beginn jeder Heizperiode konsequent überschritten", heißt es bei der EU-Kommission, die in der Regelung einen Beitrag zur Energieversorgungssicherheit in der gesamten EU und zur Stabilität des europäischen Gasmarktes sieht.

Doch angesichts der niedrigen Füllstände und der seit den 01. Januar entfallenen Gaslieferungen aus Russland durch die Ukraine gilt der Markt für die Wiederbeschaffung als äußerst angespannt. Mehrere Länder, darunter Deutschland und Frankreich, fürchten die angespannte Marktsituation und wollen in die nächste Winterperiode bevorzugt mit geringeren Vorräten starten.

Mitgliedstaaten wollen mehr Flexibilität bei Gaseinkäufen

Die Argumentation: Mehr Flexibilität bei Termin und prozentualem Füllstand könne Marktspekulationen unterbinden. "Wir unterstützen weniger starre Vorgaben für die Speicherfüllstände", kommentierte ein Sprecher der Bundesregierung dazu. Mehr Flexibilität könne dafür sorgen, dass der Druck, alle Gasspeicher gleichmäßig zu füllen, sinke und sich die Marktbedingungen normalisierten.

Die 2022 geschaffene EU-Energieplattform für gemeinsame Gaseinkäufe scheint bislang wenig zu helfen: Wird die nächste Winterperiode lang und kalt, könnte die Gasversorgung in Europa auf einem kritischen Niveau angelangen. Dabei gilt zu bedenken, dass die Versorgung im abgelaufenen Winter noch bis zum Jahreswechsel auf die Pipeline durch die Ukraine gestützt werden konnte.

Die größte Entlastung, die sich bislang abzeichnet: Aufgrund des Handelsstreits zwischen den USA und China sinkt die Nachfrage der Volksrepublik nach amerikanischem LNG, das so für die europäischen Märkte zur Verfügung steht. Doch auf Dauer sind andere Lösungen gefragt. Eine davon könnte Tight Gas sein.

Tight Gas bezeichnet Erdgas, das in Gesteinsformationen mit sehr geringer Durchlässigkeit eingeschlossen ist – oft in Sandstein, Karbonat oder Tonstein. Anders als Schiefergas befindet es sich nicht mehr in seinem Muttergestein, sondern ist zu früheren Zeiten von unten in das Gestein eingewandert.  Es handelt sich deshalb um sogenannte Sekundärlagerstätten. Zur Förderung werden Fracking und Horizontalbohrungen eingesetzt, wie sie auch bei Schiefergas zum Einsatz kommen.

Tight Gas könnte Europas Energiemarkt entspannen

Auch wenn die Vorkommen in Europa noch nicht gänzlich quantifiziert wurden: Tight Gas könnte ein wesentlicher Baustein für die künftige Energieversorgung des Kontinents sein.

CanCambria Energy hat sich ganz bewusst für Kiskunhalas entschieden – und zwar wegen der Lage und der Geologie des Projekts. Die Erschließung der Tight-Gas-Ressourcen des tiefen Pannonischen Beckens, eines geologischen "Superbeckens", eröffnet Ungarn und Europa neue Optionen.

Zahlreiche flache Öl- und Gasfelder prägen das weitreichend erschlossene Erdölgebiet, dessen tiefere Beckenfüllungen (> 2.500 m) bisher jedoch wenig Beachtung fanden. Die bestehende Pipeline-Infrastruktur mitsamt gut verfügbarer Abfuhr- und Lagerkapazitäten kann die Projektentwicklung beschleunigen.

Geologen überzeugt von Potenzial bei Kiskunhalas

Das Tight-Gas-Liquids-Vorkommen Granite Wash in Osttexas und Oklahoma weist ein ähnliches geologisches Umfeld auf, wobei gestapelte Fächerdeltas an den Verwerfungsrändern Sedimente von Bergflanken in die Beckenvortiefe abwerfen. Granite Wash produziert über 2 Milliarden Kubikfuß Gas pro Tag.

"Obwohl sie unterschiedlich alt sind, können viele Messwerte des Untergrunds verglichen werden und die Leistung der Bohrlöcher kann dazu verwendet werden, die Unsicherheit und das Risiko im Zusammenhang mit dem Kiskunhalas-Projekt einzugrenzen", schreiben die CanCambria Energy Geologen in einer Notiz.

Ende vergangenen Jahres konnte das Team die technische Evaluierung von Kiskunhalas abschließen. Pre-Stack Time Migration, Pre-Stack Depth Migration, Deterministische Inversion, Attribute und Amplituden: Nach vielen Vorarbeiten sollen nun Bohrungen wesentliche Erkenntnisse bringen. Im Dezember hieß es, dass die Probebohrungen in der zweiten Jahreshälfte 2025 mit den Bohrlöchern CC-Ba-E-2 – das nun genehmigt wurde – und CC-Ba-E-3 beginnen sollen. Eine erfolgreiche Umsetzung dieser Bohrungen könnte wesentlich zur Erschließung neuer Gasressourcen in Europa beitragen und damit einen Meilenstein für die europäische Energieversorgungssicherheit liefern.

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