(DailyFX.de) – Am Donnerstag steht mal wieder EZB-Leitzinsentscheidung auf der Agenda der EUR/USD-Trader, am Freitag folgen dann die Non Farm Payrolls. Die Hauptfrage des heutigen Tages wird sein: wie tief sitzt der Stachel einer weiter auf historischen Tiefstständen notierenden EZ-Inflation, die am Montag mit 0,5% für den Monat März veröffentlicht wurde.
Quelle: DailyFX Wirtschaftsdatenkalender
Vom Markt wird derzeit keine geldpolitische Intervention bzw. eine Zinssenkung erwartet. Vergangenen Freitag ging aus einer Reuters-Umfrage aus, dass von 72 befragten Ökonomen 70 keine Zinssenkungen bzw. geldpolitische Interventionen zu erwarten seien.
Für geldpolitische Interventionen, sei es durch Zinssenkungen oder aber jeglicher anderer Form geldpolitischer Stimuli spricht die niedrige Inflation (die Veröffentlichung am Montag war die niedrigste seit 2009) definitiv. Hieraus resultierende Risiken im Bezug auf eine sinkende Nachfrage, besonders in südeuropäischen Peripherie-Staaten wie Spanien könnte negative Auswirkungen auf die konjunkturelle Entwicklung in der gesamten Euro-Zone haben.
In Verbindung mit einem relativ hoch-bewerteten Euro zum USD im Bereich seiner 2,5-Jahreshochs definitiv etwas, was die EZB zu vermeiden planen dürfte.
In diesem Zusammenhang sind Leitzinssenkungen eine mögliche Option, zunächst ein Exkurs:wie kann die EZB den Zins noch weiter senken?
Hierzu ist folgender Artikel zum Thema Leitzinsen ganz hoilfreich: Leitzinsen - geldpolitische Instrumente im Detail
In meinen Augen ist, sollte die EZB einen solchen Schritt in Betracht ziehen, einzig von einerSenkung der Spitzenrefinanzierungsfazilität von 0,75% um mindestens 10 Basispunkte oder mehrauszugehen.
Zur Erklärung: kurz gesprochen ist die Spitzenrefinanzierungsfazilität (ECB Deposit Facility Rate) eine Möglichkeit für Geschäftsbanken im Euroraum, sich über Nacht Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zu leihen).
In meinen Augen macht ein solcher Schritt weiter kaum Sinn, da die positiven Effekte für den sich abzeichnenden Engpass an den europäischen Kreditmärkten durch die Senkung der Obergrenze des Zinskorridors durch den EZB-Rat nahezu 0 ist (wir sprechen hier lediglich von „Über-Nacht-Zinsen“...).
Zudem fehlt mir in diesem Zusammenhang auch die argumentative Grundlage: natürlich lagen die Inflationsdaten in der Euro-Zone am Montag bei nur 0,5% für den Monat März. Aber der stete Hinweis der EZB und ihrer Sprecher, dass deflationäre Risiken in der Euro-Zone begrenzt sind, zeigt bereits den Unwillen ausgehend hiervon zu argumentieren und aktiv zu werden.
Und vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Zinsen spanischer oder italienischer Anleihen weiter im Bereich ihrer historischen Tiefs notierenund auch die letzten Einkaufsmanagerdaten aus Spanien, Italien und Frankreich bspw. zum verarbeitenden Gewerbe eine positive Tendenz aufweisen, darf bezweifelt werden ob die EZB sich tatsächlich gezwungen sieht hier tätig zu werden.
An dieser Stelle kommen wir dann auch bereits zum Punkt, was gegen eine expansiv tätig werdende EZB am Donnerstag spricht. Neben den Einkaufsmanagerdaten, spricht z.B. auch eine sich aufhellende Lage am europäischen und deutschen Arbeitsmarkt gegen eine expansiv auftretende EZB.
Vielleicht spekuliert die EZB mit ihrer zurückhaltenden Rhetorik auf eine Aufhellung der europäischen Konjunktur von Quartal 2 2014 ausgehend und im Zuge einer sich restriktiver zeigenden FED mit einem natürlich nachgebenden EUR/USD-Wechselkurs.
Allerdings: vor dem Hintergrund des weiter für den Euro zum US-Dollar bestehenden fundamentalen Vorteils (EZB-Bilanz (blau) vs. FED-Bilanz(rot) und der simplen Überlegung „Tapering ist kein Tightening“) könnte diese Spekulation auch nach hinten losgehen.
Das Repertoire der möglichen geldpolitischen Interventionen ist in meinen Augen tatsächlich relativ klein. Zwar besteht über die Aufhebung der Sterilisation der SMPs die Möglichkeit zu einem „QE Light“, welchem auch Bundesbank-Präsident Weidmann nicht mehr allzu abgeneigt entgegen steht ausgehend von einem Interview letzte Woche. Doch ist dieser Schritt vor der Europa-Wahl im Mai 2014 politisch schwer zu argumentieren, auch wenn er eine nahezu schlagartige Verdoppelung der Excess Liquidity in der Euro-Zone bedeuten würde.
Wahrscheinlicher scheint mir hier dann eher ein Schritt, sehr ähnlich zum Funding for Lending Scheme der BoE in 2012.
In diesem Zusammenhang besteht die Möglichkeiten, dass die EZB mit einer innovativen Lösung aufwartet und den Vorschlag unterbreitet, dass die EZB private Kreditpakete (bestehend sowohl aus Unternehmens- als auch Verbraucherkrediten von Top-Bonität) von Banken kauft, um diese zu einer lockereren Kreditvergabe zu bewegen.
Herausgestellt wurde in der jüngeren Vergangenheit ja das sinkende Kreditvolumen im Privaten Sektor, ein Hauptgrund für die Konjunkturschwäche in der Eurozone.
Was bedeutet das für den EUR/USD?
Abzuwarten bliebe im letzt geschilderten Fall, ob der EUR/USD unter sein Jahrestief um 1,3470 USD und somit den Trend-Support im Daily verkauft würde. Tatsächlich beinhaltet eine solch innovative Lösung keine Ausdehnung des EZB-Balance Sheets und würde den Vorteil des Euro zum US-Dollar bestehen bleiben lassen.
Zwar sind kurze Spikes in den Bereich der März-Tiefs um 1,3680 / 3700 denkbar.
Tatsächlich gehe ich sogar davon aus, dass die EZB am Donnerstag Patt-stehen bleibt und der Aufwärtstrendkanal im Daily verteidigt werden wird mit einem anschließenden deutlichen Lauf über das 1,38er Level.
Mit dem Bruch der Region um 1,3870 USD würde eine Attacke, eventuell durch enttäuschende NFPs am Freitag katalysiert, in Richtung der 1,40er Region zu Ostern sehr wahrscheinlich.
Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de