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Fed Watch: Die Inflation stellt die Glaubwürdigkeit der Notenbanker in Frage

Veröffentlicht am 21.06.2022, 06:15

Die Glaubwürdigkeit der Notenbanker steht auf dem Spiel, nachdem sie die Inflation zu lange ignoriert haben und ihr nun gegen alle Widerstände Einhalt gebieten müssen.

Sie ist zwar nicht mehr Vorsitzende der Federal Reserve, aber die langjährige Tätigkeit von Finanzministerin Janet Yellen bei der San Francisco Fed und dann im Gouverneursrat in Washington verschaffte ihr einst den Ruf einer umsichtigen Zentralbankerin.

Ihre Äußerungen vom Sonntag, dass eine Rezession weder unmittelbar bevorstehe noch unvermeidlich sei, könnten ihr im Nachhinein aber zum Verhängnis werden. Ein Zyniker würde wohl sagen, sie müsse einfach nur ein wenig Reue zeigen, wenn sie sich wieder einmal irrt, so wie sie es Anfang dieses Monats getan hatte, als sie einräumte, sich bei der Inflation geirrt zu haben.

Fed-Gouverneur Christopher Waller unternimmt derweil mit Verspätung den Versuch, seine eigene Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, nachdem er in Sachen Inflation zu lange mit der Masse mitgegangen war. Er sagte, die Fed werde ihrer überraschenden Zinserhöhung um einen Dreiviertelpunkt in der vergangenen Woche wahrscheinlich eine weitere im Juli folgen lassen müssen. Wie er am Samstag bei einer Veranstaltung in Dallas erklärte:

"Der Offenmarktausschuss hat mit der Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte einen weiteren wichtigen Schritt zur Erreichung des Inflationsziels getan. Wenn die Daten so ausfallen, wie ich es erwarte, werde ich einen ähnlich großen Schritt auf unserer Juli-Sitzung unterstützen. Die Fed ist fest entschlossen, die Preisstabilität wiederherzustellen."

Fed-Chef Jerome Powell hat bereits erheblich an Glaubwürdigkeit eingebüßt, als er zunächst behauptete, die Inflation sei nur vorübergehend, und im letzten Monat darauf verwies, eine Anhebung um einen Dreiviertelpunkt sei nicht notwendig und werde von den Notenbankern auch nicht in Betracht gezogen.

Während Präsident Joe Biden den Schwarzen Peter für die Inflation an Powell weitergab, schob der Fed-Vorsitzende ihn auf "externe Kräfte" und "Faktoren, die wir nicht kontrollieren können".

Es herrscht also Einigkeit unter den politischen Entscheidungsträgern der USA - unsere Schuld ist das Inflations-Dilemma sicherlich nicht.

Aber ganz so einfach ist es eben dann doch nicht. Man frage nur Arthur Burns, den Fed-Vorsitzenden, der in den 1970er Jahren eine lange Inflationsperiode einleitete und die ganze Zeit behauptete, die Inflation liege außerhalb der Kontrolle der Fed. Doch die Geschichte hat ihm die Schuld an der Inflation in die Schuhe geschoben.

Wie der Wirtschaftswissenschaftler Robert Hetzel von der Richmond Fed in einer Analyse von Burns' Politik im Jahr 1998 schrieb:

"Burns praktizierte die Geldpolitik unter der Annahme, dass das Preisniveau ein nichtmonetäres Phänomen ist. Der Kongress und die Administration, die öffentliche Meinung und der größte Teil der Ökonomen unterstützten diese Politik. Das Ergebnis war Inflation. Diese Inflation führte schließlich zu dem heutigen Konsens, dass die Kontrolle der Inflation die vorrangige Aufgabe der Zentralbank ist."

EZB schlägt überhastet neues Antikriseninstrument vor

In Europa hat der Rat der Europäischen Zentralbank verspätet erkannt, dass eine Straffung der Geldpolitik zu diesem späten Zeitpunkt zu einer größeren Divergenz bei den Anleiherenditen führen würde, was eine Fragmentierung zwischen den Euro-Mitgliedern zur Folge hätte und die Spreads zwischen schwächeren und stärkeren Ländern vergrößert.

Letzte Woche drückte die EZB dann den Panikknopf und hielt am Mittwoch eine Krisensitzung ab. Mittel aus fällig werdenden Anleihen des Pandemie-Notkaufprogramms würden in Anleihen Italiens und anderer hoch verschuldeter Länder reinvestiert, kündigte sie an, und gleichzeitig wollen die EZB-Hexer ihre Pläne für ein neues Programm zum Ankauf von Vermögenswerten zur Unterstützung dieser schwächeren Länder beschleunigen.

Einer dieser Pläne besteht darin, die Anleihen starker Länder wie Deutschland zu verkaufen, um Anleihen von Ländern wie Italien zu kaufen, ohne dabei auf die quantitative Straffung zu verzichten, die zur Eindämmung der Inflation für notwendig erachtet wird. Dieses Arbitrage-Geschäft könnte auf der EZB-Sitzung im Juli angekündigt werden.

Olli Rehn, der freimütige Chef der finnischen Zentralbank, warnte jedoch anschließend, dass die EZB zwar den Anstieg der Renditen für die großen Schuldner der Eurozone begrenzen, nicht aber deren Schuldenprobleme lösen könne.

Auf einer Veranstaltung der Dallas Fed erinnerte Rehn daran, dass die EZB über ein Instrument namens Outright Monetary Transactions verfügt - ein Instrument zur Rettung von Mitgliedsländern, das noch nie eingesetzt wurde, weil es von diesen schmerzhafte Reformen verlangt.

In jedem Fall, so Rehn, sei die EZB bestrebt, die Unabhängigkeit der Zentralbank zu wahren, und werde sich ihre Geldpolitik nicht von der Politik diktieren lassen:

"Während die fiskalisch-monetäre Interaktion ein grundlegendes Merkmal der politischen Koordination in einer Währungsunion wie der Eurozone ist, kann sie nicht im Widerspruch zur Unabhängigkeit der Zentralbanken stehen. Wir sind fest entschlossen, eine fiskalische Dominanz - und/oder eine finanzielle Dominanz - zu verhindern. Alle unsere Maßnahmen werden auf der Grundlage unseres Mandats, das in der Sicherung der Preisstabilität besteht, und im Einklang mit unseren geldpolitischen Zielen getroffen."

Rehn ist sich jedoch bewusst, dass es im 25-köpfigen EZB-Rat auch Mitglieder gibt, die sich nicht so sehr für eine unabhängige Geldpolitik einsetzen.

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