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250 Millionen USD sollen bis zum ersten bemannten Testflug reichen, danach will der Flugtaxientwickler Lilium sich durch Anzahlungen finanzieren. Die Kapitalspritze von Tencent (HK:0700) lässt sich als Vertrauensbeweis interpretieren.
Die Lilium Aktie (NASDAQ:LILM) (WKN: A3CYXP, ISIN: NL0015000F41) setzte zum Höhenflug an und gewann um mehr als 50 %: Der bayerische Flugtaxientwickler will 250 Millionen USD einsammeln und konnte sich einen Großteil davon bereits sichern. Mit der Kapitalerhöhung will das Startup sein Ziel erreichen, im zweiten Halbjahr 2024 erstmals ein bemanntes Flugtaxi abheben zu lassen.
Mindestens 100 Millionen USD wurden durch den Hongkonger Investor Tencent beigesteuert, der bereits länger zu den Investoren der Münchner zählt. Dies geht aus einer Mitteilung von Lilium an die US-Börsenaufsicht SEC hervor. Tencent hat zudem weitere 75 Millionen USD zugesagt, sollte es dem Lilium Management gelingen, weitere 75 Millionen USD bei anderen Investoren einzuwerben.
Mit 250 Mio. USD zum ersten bemannten Testflug?
250 Millionen USD würden der Meldung des Unternehmens zufolge ausreichen, um die Entwicklung des Lilium Jets „in vollem Tempo fortzusetzen“. Die Kapitalspritze würde „den größten Teil des geschätzten Kapitals decken“, das für den ersten bemannten Flug erforderlich sei. Ist dieser Meilenstein erreicht, will das Unternehmen seinen Kapitalbedarf zu erheblichen Teilen durch Vorauszahlungen decken.
Klaus Roewe, CEO von Lilium, sieht in der Kapitalerhöhung einen „wichtigen Schritt“ bei dem Ziel, „die Luftfahrtindustrie zu revolutionieren“. Man befinde sich weiterhin in mehreren konstruktiven Gesprächen mit bestehenden und potentiellen neuen Investoren und hoffe, bald weitere Updates ankündigen zu können.
Trotz des Kurssprungs nach der Bekanntgabe war die Lilium Aktie für frühe Investoren eher ein Flop. Das IPO an der New Yorker Börse über einen Special Purpose Acquisition Company (Spac) Mantel verlief mittelmäßig erfolgreich. Zwei Drittel der Spac-Aktionäre zogen die Rückgabe ihrer Aktien einem Eintausch gegen Lilium Papiere vor. Damals konnten deshalb nur 584 Millionen USD erlöst werden. Geplant waren 844 Millionen USD. Bewertet wurde Lilium damals mit 2,8 Milliarden USD.
Lilium Aktie droht Delisting an der NASDAQ
Auch zuletzt lieg es an Börse nicht gut. Die NASDAQ hat das Unternehmen aufgrund des extrem niedrigen Kurses ins Visier genommen. Die Börse akzeptiert keine Pennystocks - kann das Management nicht innerhalb der nächsten sechs Monate gegensteuern, droht sogar ein Delisting.
Damals kostete eine Aktie kurzzeitig mehr als 4,50 EUR. Aktuell werden in Stuttgart 0,60 EUR gezahlt. Bislang ist noch nicht bekannt, wie viele Anteile die an der Kapitalerhöhung beteiligen Investoren erwerben. Im November 2022 hatte das Unternehmen sich zuletzt neues Kapital besorgt, damals 119 Millionen USD. Die Aktien wurden an große Anteilseigner und strategische Partner verkauft.
Aufgrund der aktuell sehr niedrigen Bewertung wäre die Beschaffung des frischen Kapitals über die Börse heute ebenso wie im letzten November nahezu unmöglich gewesen. Die Investition von Tencent kann deshalb als Vertrauensvorschuss gewertet werden.
Geld hätte nur noch ein Jahr gereicht
Neues Kapital war dringend notwendig. Im letzten Brief an die Aktionäre hatte das Unternehmen die Liquidität zum Stichtag Ende 2022 auf 206 Millionen EUR beziffert. Gleichzeitig waren für das erste Halbjahr 2023 Ausgaben von 125 Millionen EUR eingeplant. Spätestens im kommenden Frühjahr wäre Lilium also ohne neue Finanzspritze wohl das Geld ausgegangen.
Das Startup entwickelt einen vollelektrischen, senkrecht startenden und landenden Jet. Dessen Markteinführung war ursprünglich für 2024 geplant, wurde aber im April 2022 auf 2025 verschoben. Der damalige CEO Daniel Wiegand führte dies auch auf Sicherheitsaspekte zurück, bei denen Lilium keine Abstriche machen wolle.
Der erste erfolgreiche Testflug fand bereits im Jahr 2017 statt. 2019 konnte ein verbesserter Prototyp auf der Stelle schweben. 2020 ging allerdings ein Prototyp bei einem Brand verloren. Damals berichteten ehemalige Mitarbeiter über Probleme bei den Propellern.