Der Tag am Devisenmarkt: 21. November 2018
Von Kathy Lien, Geschäftsführerin Devisenstrategie bei BK Asset Management. Der Artikel erschien im englischen Original unter dem Titel 'FX: Post Thanksgiving Breakout And Latest Brexit Trouble' am Mittwoch, dem 21. November 2018, auf Investing.com.
*Ein schönes Thanksgiving an meine Freunde in den Vereinigten Staaten!
Nach dem steilen Kursrutsch von US-Aktien am Dienstag, erholte sich der Markt im Handel vor dem Feiertag wieder, was zu einer breitangelegte Rückkehr von Währungen gegenüber dem Dollar führte. Der US-Dollar verlor gegenüber den anderen Leitwährungen außer dem japanischen Yen und dem Schweizer Franken. Die Robustheit des USD/JPY Kurses ist eine andauernde Überraschung, bedenkt man, dass die meisten US-Konjunkturberichte vom Mittwoch die Erwartungen verfehlten. Die Auftragseingänge für langlebige Güter fielen um 4,4%, die Anträge auf Arbeitslosengeld stiegen und der Konsumklimaindex der Universität von Michigan wurde nach unten korrigiert. Zwar schlugen die Verkaufszahlen bestehender Häuser die Schätzungen, aber es ist dennoch klar geworden, dass die US-Konjunktur an Schwung verliert. Als Aktien mittlerweile fast alle ihre Gewinne aus diesem Jahr wieder abgegeben haben, dürfte es schwer für Investoren und Unternehmen werden, sich für den Konjunkturausblick zu begeistern. Der Arbeitsmarkt, der die Hauptquelle der Zentralbankzuversicht war, könnte beginnen schwächer zu laufen, als Unternehmen ihre Investitionen verschieben und Neueinstellungen begrenzen. Vertreter der Federal Reserve haben begonnen ihren Sorgen über das Wachstum in 2019 Luft zu machen, was zu Spekulationen geführt hat, dass die Zinserhöhungen im Frühling eine Pause einlegen könnten. Bislang hat das keine Spuren im US-Dollarkurs hinterlassen, aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bevor die amerikanische Währung substanziellere Verluste einfahren wird, besonders gegenüber dem Yen.
Während wir warten, gibt es die Möglichkeit ausgeprägterer Kursbewegungen am Freitag. Anders als in den vergangenen Jahren haben wir bislang keinen Ausbruch am Devisenmarkt im Vorfeld des US-Feiertags zu Thanksgiving gesehen. Wir haben in dieser Woche schon einen Chart herausgegeben, in dem wir die neuen Monats- oder Mehrmonatshochs/-tiefs der EUR/USD, USD/JPY und GBP/USD Kurse in der Woche von Thanksgiving hervorgehoben haben. Wir haben das bislang noch nicht beobachten können und der Handel am Feiertag selbst ist für gewöhnlich verhalten, aber der Freitag nach dem Feiertag hat eine Geschichte größerer Kursbewegungen (siehe folgender Chart). Die Kursspanne des EUR/USD Kurses ist am Freitag üblicherweise 200% größer als am Donnerstag. Für den GBP/USD Kurs erhöht sich die Spanne im Durchschnitt um 180%, während die Bewegung beim USD/JPY Kurs vergleichsweise bescheidener ausfällt.
Die Währungen, die am Dienstag am härtesten getroffen wurden, erholten sich am Mittwoch am stärksten. Der australische und der neuseeländische Dollar führten die Gewinner an, als sie zweitägige Verlustserien mit respektablen Rallyes beendeten. Es gab keine spezifischen Daten, aber der AUD und der NZD folgten dem Yuan nach oben, auf Berichte hin, dass die chinesische Zentralbank PBoC im nächsten Jahr den Geldhahn zudrehen könnte, wenn es nicht zu einer erheblichen Verlangsamung des Wachstums kommt. Der kanadische Dollar erholte sich, als die Ölpreise sich stabilisierten. Der EUR/USD Kurs federte von der 20-Tagelinie zurück, beendete den Handel in New York aber unter 1,14. Der Freitag ist ein wichtiger Tag für EUR und CAD, da aus der Eurozone Einkaufsmanagerindizes hereinkommen werden und aus Kanada die Inflation der Verbraucherpreise/Einzelhandelsumsätze erwartet werden.
Das Pfund auf der anderen Seite blieb unter Druck, da jetzt das Risiko besteht, dass die EU ihren Sondergipfel zum Brexit am Monatsende absagen wird, sollte keine Vereinbarung zustande kommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel will ein Abkommen in den nächsten 24 bis 48 Stunden fertig haben. Das Problem ist nun, dass ihre EU-Kollegen jetzt weitere Bedingungen in die Vereinbarung einfügen wollen. Spanien ist einer der Hauptschuldigen, als es sagte, es werde keine Brexit-Vereinbarung mit einem Handelsabkommen unterstützen, das Gibraltar mit einschließt. Premierministerin May glaubt, dass Gibraltar mit dabei sein muss, da es ansonsten ein weiteres schweres politisches Hindernis bei den Brexit-Verhandlungen darstellen könnte. May hat nicht nur Probleme innerhalb ihrer eigenen Regierung Unterstützung zu bekommen, sondern ein Brexit-Deal könnte auch auf der EU-Ebene scheitern, was ein schwerer Rückschlag für Großbritannien wäre. Daher, bis eine Vereinbarung zustande kommt, wird das Pfund unter Druck stehen, da mit jedem verstrichenen Tag das Risiko eines Brexits ohne Folgeabkommen wächst.