Der Reflationshandel läuft angesichts steigender Zinssätze auf Hochtouren. Da jedoch Teile Europas wieder in den Lockdown gehen und die Zentralbanken weltweit eine ultralockere Geldpolitik betreiben, nimmt der Dollar an Fahrt auf. Dies stellt ein Risiko für die Reflations- und rohstoffgetriebene Rallye am Aktienmarkt dar.
Festmachen lässt sich dies an den fallenden Preisen für Erdöl und Kupfer. Dadurch wurde eine Rotation aus dem Energie- und Rohstoffsektor losgetreten. Auch die Aktienkurse multinationaler Unternehmen und der Schwellenländer dürften nach unten gehen. Sogar der Finanzsektor könnte in diesen Abwärtsstrudel hineingezogen werden, schließlich sind die Kurse der Banken stark angestiegen.
Der Dollar-Anstieg
Die Kursgewinne beim Dollars sind darauf zurückzuführen, dass die Kapitalmarktzinsen in den USA in den letzten Wochen dank der Aussicht auf ein höheres Wachstum in den USA kräftig gestiegen sind, während sich Teile Europas noch von der Coronavirus-Pandemie erholen müssen. Folglich sind die Rohstoffpreise schwer unter Druck geraten, die aufgrund der starken US-Währung und der Sorge um ein schwächeres Wachstum, das die Nachfrage beeinträchtigt, zurückgehen.
Diese Schwäche hat ihren Weg in den Reflation-Trade gefunden, sodass Sektoren wie Energy, Industrials und Materials diese Woche schwächelten. Wenn der Dollar weiter aufwertet und die globalen Wachstumssorgen anhalten, könnte dies das Ende des Reflationshandels bedeuten.
Unter Druck standen außerdem die Schwellenländermärkte in den letzten Handelssitzungen wegen des festeren Dollars. Sollte der USD weiterhin so stark bleiben, dürfte dies ETFs wie den iShares MSCI Emerging Markets ETF (NYSE:EEM) noch mehr belasten und nach unten schicken. Beim EEM ETF bildet sich möglicherweise ein bärisches Muster in Form einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation heraus. Ein Abgleiten des ETFs unter 51,50 Dollar würde dieses negative Muster vervollständigen und auf niedrigere Kurse hindeuten.
Auch Banken könnten ins Wanken geraten
Auch die Bankaktien sind kürzlich unter Druck geraten. Und das, obwohl sich die Renditen auf höherem Niveau stabilisierten und die Spreads sich ausweiteten. Aktien aus dem Finanzsektor sind in die Höhe geschossen und handeln zumindest kurzfristig deutlich über ihren Möglichkeiten.
Gerade in der letzten Woche kam es zu einem Anstieg der Put-Positionen auf den Financial Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLF) bei den 33 USD-Puts mit Verfall am 16. April. Angesichts eines Anstiegs des Open Interest um etwa 25.000 Kontrakte belegen die Daten, dass die Puts für etwa 0,60 Dollar pro Kontrakt gekauft wurden. Daraus ließe sich schließen, dass der XLF bis Mitte April auf etwa 32,40 Dollar fällt.
Aktien wie Goldman Sachs (NYSE:GS) und Morgan Stanley (NYSE:MS) sind seit 30. Oktober fast geradlinig gestiegen. Beide befinden sich derzeit in einem starken Aufwärtstrend, der bei einem Bruch zu einer erheblichen Korrektur führen könnte. Zusätzlich zeigen die Aktien beider Unternehmen einen RSI, der nach unten tendiert und zum Kurs divergiert, was darauf hindeutet, dass das Momentum nach unten gedreht hat.
Ist der Reflationshandel bereits beendet?
Falls der Dollar weiter an Stärke gewinnt, schwächt dies den Reflationstrade weiter und löst einen Ripple-Effekt in verschiedenen Teilen des Aktienmarktes aus. In Verbindung mit höheren Zinsen, die sich auch auf den Technologiesektor (NYSE:XLK) negativ auswirken, könnte der Aktienmarkt in Schwierigkeiten geraten.
Sobald die Zinsen sinken und der Dollar fällt, setzt der Reflationshandel wieder ein und treibt die Aktien in diesen Sektoren auf noch höhere Niveaus. Aber falls der Dollar oder die Kapitalmarktzinsen nicht zurückgehen, droht das Ende des Reflationshandels. Das wäre wahrscheinlich eine schlechte Nachricht für den Rest des Aktienmarktes.