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Liquiditätsflutwelle und der griechische Wellenbrecher

Veröffentlicht am 30.01.2015, 11:43
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Der „Grexit“ ist kein Thema, vorerst! Denn Griechenland ginge es wirtschaftlich noch schlechter und die Eurozone stünde vor dem Scherbenhaufen ihrer Krisenpolitik seit 2010. Ebenso ist kein offener Schuldenschnitt zu erwarten, der Deutschlands Steuerzahler Geld kostete und bei anderen Euro-Schuldnerländern schlafende Hunde wecken könnte. Gemäß dem EU-Prinzip „Was nicht passt, wird passend gemacht“ wird ein verdeckter Schuldenschnitt über verlängerte Schuldenlaufzeiten oder Zinsstundungen durchgeführt.

Griechenland ausgenommen reagieren die Anleihemärkte entspannt auf das Athener Krisenpotenzial. Die Finanzmärkte erwarten, dass eine erneute Euro-Krise 2.0 selbst bei einem Grexit - sollte die Regierung in Athen nachhaltig über die Stränge schlagen - durch die Euro-Rettungsinstrumente und die EZB verhindert wird.

Deutschland hat die konjunkturelle Delle hinter sich gelassen

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich von der Unsicherheit in punkto Griechenland und in punkto Russland-Krise weitgehend unbeeindruckt. Historisch eher die Ausnahme ist insbesondere die Binnennachfrage ein stabilisierender Wachstumsfaktor: Der GfK Konsumklimaindex ist mit 9,3 auf den höchsten Stand seit 14 Jahren gestiegen. Geringere Ausgaben für Benzin und Heizöl stärken die Kaufkraft und lassen die deutsche Anschaffungsneigung auch auf ein Mehrjahreshoch steigen. Hinzu kommen die stabile Beschäftigungslage bzw. die immer weiter fallenden Sparzinsen, die volkswirtschaftlich zu einer Einkommensverbesserung bei gleichzeitig erhöhter Konsumneigung führen.

Aber auch die deutsche Industrie hat gemäß den letzten Daten des ifo Instituts die Trendwende vollzogen. Denn sowohl die ifo Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen für das Verarbeitende Gewerbe haben sich im Januar zum dritten Mal in Folge aufgehellt. Setzt man beide Teilindices zueinander in Beziehung, befindet sich die deutsche Industrie stimmungsseitig wieder knapp in der Boom-Phase. Die Bundesregierung hat ihre Wachstumsprognose für 2015 bereits von 1,3 auf 1,5 Prozent angehoben.

Deutsche Konjunkturaktien von der Weltwirtschaft beflügelt

Exportseitig profitiert die deutsche Industrie von einer wiedererstarkten US-Konjunktur, einer zumindest stabilen Wirtschaftsentwicklung in Asien und nicht zuletzt einer ultralockeren Zinspolitik der EZB, die schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme zur Wirtschaftsstabilisierung in den Euro-Ländern begünstigt. Die ab März einsetzenden Staatsanleiheaufkäufe der EZB stimulieren über einen so nachgebenden Euro die deutsche Exportindustrie zusätzlich. Daneben kommen konjunktursensitiven Aktien die günstigen Energiepreise zugute, die trotz Euro-Schwäche insgesamt zu Margenverbesserungen führen. Das spricht dafür, dass sich insbesondere konjunktur- und exportsensitive deutsche Aktien im Trend weiterhin besser entwickeln als Aktien aus Spanien und Italien.

Vor diesem konjunkturellen Hintergrund ist auch von einer Fortsetzung der Outperformance des MDAX gegenüber dem Leitindex DAX auszugehen. Denn im Vergleich zum deutschen Leitindex ist dieser ungleich stärker mit Aktien der konjunkturzyklischen Branchen Automobil, Maschinenbau, Elektro oder Chemie bestückt.

Öl- und Gasaktien sind wieder ein Investment wert

Die OPEC wird bis zur nächsten Sitzung im Juni ihre Fördermenge planmäßig ausweiten. Da insofern das Überangebot auf dem Ölmarkt fortbesteht, hält auch der Preisdruck beim Öl an. Schätzungen zufolge könnte der Ölpreis der Sorte Brent noch bis 40 US-Dollar pro Barrel fallen. Spätestens ab diesem Preis wird Öl- und Gas-Fracking in den USA jedoch unrentabel, was zu nachfolgenden Angebotsverknappungen und einer Preiswende führen wird. Grundsätzlich erwartet die US-Energiebehörde EIA wegen der niedrigeren Energiepreise eine deutliche Abflachung des Wachstums der US-Ölproduktion 2015 und 2016. Bereits jetzt ist die Zahl der aktiven Bohrlöcher in den USA deutlich gefallen. Insgesamt ist ab Frühjahr 2015 wieder mit steigenden Ölpreisen bis 65 US-Dollar zum Jahresende zu rechnen.

Diese Einschätzung gibt auch der europäische Branchenindex STOXX Europe 600 Öl- und Gas-Index wieder, wo sich Preiserholungsphantasien bereits niederschlagen.

Dividendentitel als Ersatzbefriedigung für Zinsen

Ein Mega-Anlagethema 2015 sind Dividendenstrategien als Alternative zu Zinsstrategien. In diesem Jahr werden DAX-Konzerne einen neuen Ausschüttungsrekord aufstellen. Aktuell wartet der DAX mit ca. 3, der Euro Stoxx 50 mit 3,5 und einige Branchen sowie ein reiner Euro-Dividendenindex mit bis deutlich über 4 Prozent Dividendenrendite auf. Dividendenstarke Aktien bieten nicht zuletzt ein ordentliches Risikopolster gegen Kursschwankungen.

Im Übrigen tritt der Dividendendividendeneffekt immer mehr an die Stelle des Zinseszinseffekts. Denn der Wiederanlageeffekt kann nur dann einen positiven Anlageerfolg erbringen, wenn der zugrunde gelegte Anlagezins eine entsprechende Höhe hat. Zur Verhinderung einer erneuten Euro-Staatsschuldenkrise sind ansteigende Zinsen aber völlig undenkbar.

Aktuelle Marktlage

Die Unsicherheitsfaktoren der Causa Hellas, die Russland-Krise und die Deflation - in der Eurozone liegt die Inflationsrate im Januar bei minus 0,6 Prozent und selbst in Deutschland bei minus 0,3 - hinterlassen an den Finanzmärkten kaum Spuren. Gerade die Deflationstendenzen, die in der Eurozone noch bis in das III. Quartal 2015 anhalten können, wird die EZB nicht nur als willkommenes nachträgliches Argument für ihre Liquiditäts-Manie zu nutzen wissen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die EZB zur Dämpfung eines möglichen Griechenland ähnlichen Wählerunmuts in Spanien und Portugal - dort wählt man im kommenden Herbst neue Parlamente - eine weitere Liquiditätsausweitung vornimmt.

Denn insbesondere die Deflation, die in Spanien mit minus 1,4 besonders stark ausgeprägt ist, sorgt für einen kontraproduktiven Effekt bei spanischen Staatsanleihen. Deren Realrenditen sind über die Negativ-Inflation deutlich angestiegen. Das verteuert die Bedienung der spanischen Staatsverschuldung bzw. die konjunkturförderliche Aufnahme neuer Schulden.

Auch die Fed stellt sich momentan nicht als Bedrohung für die Finanzmärkte dar. Denn auf ihrer letzten Sitzung zeigte sie sich weiter „geduldig“. Zwar fiel die Bewertung der US-Konjunktur mit „ordentlich expandiert“ besser aus. Doch die deutlich fallenden US-Inflationserwartungen erlauben eine Verschiebung der Leitzinswende, mit der jetzt erst im 2. Halbjahr 2015 und dann anschließend mit geringerer Dynamik zu rechnen ist.

Ihre geduldige Haltung unterstreicht die Fed auch mit ihrer Betonung auf "internationale Entwicklungen". Damit öffnet sie sich eine Hintertür für niedrige Leitzinsen weit über 2015 hinaus. Im Übrigen geht es ihr darum, den US-Dollar nicht zu stark aufwerten zu lassen. Denn das brächte einerseits die zu großen Teilen in US-Dollar verschuldeten Schwellenländer über sich verteuernde Schuldendienste in Bedrängnis und schadet andererseits der US-Exportindustrie. Zuletzt rückläufige Auftragseingänge langlebiger Güter und enttäuschende Quartalszahlen exportorientierter Unternehmen wie Konsumgüterhersteller Procter & Gamble oder Baumaschinenhersteller Caterpillar deuten bereits auf erste Dollar seitige Bremsspuren hin.

Insgesamt verfehlen die Liquiditätsoffensiven der Notenbanken als Sorgenpause für die Finanzmärkte, aber auch für die Konjunkturen ihre Wirkung nicht. So setzen die globalen Aktienmärkte aus Sicht eines Euro-Investors ihren Aufwärtstrend seit Jahresbeginn unbeirrt fort. Aber auch die Edelmetalle Gold und Silber zeigen - trotz zuletzt rückläufiger Entwicklung - eine positive Wertentwicklung. Denn mit Überschuldung und Euro-Politikern, die sich gegenüber Reformen stur stellen und mangelnden Alternativrenditen beim Zinsvermögen sind Kaufargumente für Edelmetalle durchaus vorhanden. Insbesondere die Euro-Schwäche lässt den in US-Dollar notierenden Goldpreis profitieren.

Anlegerstimmung und Charttechnik

Die Kursschwankungsbreite - gemessen am VDAX -Volatilitätsindex - hat im Januar zwar wieder etwas zugenommen. Im historischen Vergleich signalisiert sie jedoch immer noch ein hohes Maß an Entspanntheit. Die theoretische DAX-Handelsspanne für die nächsten 30 Tage liegt zwischen 10.035 und 11.408 Punkten.

Aus charttechnischer Sicht findet der DAX eine erste schwache Unterstützung in der Kurslücke zwischen 10.502 und 10.454 Punkten. Darunter warten weitere Auffanglinien bei 10.300 und im Bereich um 10.050 Punkte. Sollte die Unterstützung bei 9.900 Punkten unterschritten werden, droht ein weiterer Kursrutsch bis zur Marke bei 9.740 Punkten.

Auf dem Weg nach oben liegt der erste Widerstand an der oberen Begrenzung des Aufwärtstrendkanals bei derzeit 10.855 Punkten. Darüber bestehen weitere Barrieren an der Marke bei 11.000 und auf längere Sicht bei derzeit 12.338 Punkten.

Und was passiert in der KW 6?

Im Rahmen der Berichtsaison wird mit Spannung erwartet, inwiefern General Motors und Merck von der US-Dollar-Stärke betroffen sind. Daimler dürfte neben einem soliden Jahresergebnis einen ebenso positiven Jahresausblick 2015 geben.

Auf Makroebene werden die Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe in Japan und China auf eine konjunkturelle Stabilisierung hindeuten. In den USA weist ein stabiler ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe auf eine robuste US-Konjunkturverfassung hin, die sich in einer fortschreitenden Erholung des US-Arbeitsmarktes zeigt. Etwas schwächere Auftragseingänge in der Industrie werden darüber nicht hinwegtäuschen.

In Deutschland lassen stabile Auftragseingänge in der Industrie sowie eine sich erholende Industrieproduktion im Dezember eine fortgesetzte Konjunkturstabilisierung erkennen.

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