Die Aktie des dänischen Pharmakonzerns Genmab ist ein sogenannter Hundredbagger. Zwischen 2011 und 2022 hatte der Aktienkurs zeitweise um das 170-Fache zugelegt. Seitdem verläuft der Aktienkurs nun in einer breiten Range zwischen 1.700 und 3.300 DKK auf hohem Niveau, doch bislang fehlen neue Wachstumsimpulse. Das Geschäftsfeld des Unternehmens bietet jedoch aussichtsreiche Chancen für weiteres Wachstum und Genmab hatte erst kürzlich solide Zahlen geliefert und seine Prognose für das Gesamtjahr deutlich erhöht.
Das in Kopenhagen ansässige Pharmaunternehmen Genmab (CSE:GMAB) (ISIN: DK0010272202) ist spezialisiert auf sogenannte Antikörpertherapien, eine relativ neuartige Behandlungsmethode, die in den letzten 2 Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Einige Krebsarten, aber auch andere schwere Erkrankungen, können mit ihrer Hilfe bereits sehr effektiv und schonender als mit herkömmlichen Therapien, geheilt werden. Genmab produziert und vertreibt entsprechende Präparate sehr erfolgreich und kann seit der Gründung im Jahr 1999 eine beachtliche Ertragsentwicklung vorweisen. Allein in den Jahren 2018 bis 2022 hat sich der Umsatz des Unternehmens fast verfünffacht, von 3 Mrd. DKK – umgerechnet ca. 402 Mio. EUR – auf 14,5 Mrd. DKK, was ca. 1,9 Mrd. EUR entspricht. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate betrug im genannten Zeitraum rund 48 %.
Getrieben vom starken Wachstum und hohen Margen konnte der Aktienkurs bis Ende 2022 ein Rekordhoch nach dem anderen erklimmen, wobei die Schwankungen in der Kursentwicklung ebenfalls deutlich zunahmen. Ursächlich dafür war unter anderem, dass die einst üppige Umsatzrendite von knapp 49 % in 2018 (unbereinigt) sukzessive zurück ging, aufgrund hoher Kosten für Forschung und Entwicklung, Vertriebskosten, Übernahmekosten und Gewinnbeteiligungen. Ende 2023 betrug diese nur noch rund 26 %. Dies entspricht zwar immer noch einer durchschnittlichen Marge für ein Pharmaunternehmen, aber auch das Umsatzwachstum hatte 2023 mit einem Umsatz von 16,74 Mrd. DKK (+13,6 %) deutlich nachgelassen. Für die kommenden Jahre wird jedoch wieder mit höheren Wachstumsraten gerechnet.
Ein vielversprechender Markt und eine Vision
Mit seiner „2030 Vision” – einem Plan zur strategischen Weiterentwicklung – hat Genmab sich das ambitionierte Ziel gesetzt, die Behandlung von Krebserkrankungen bis 2030 zu revolutionieren und das Leben von Patienten mit Krebs und anderen schweren Krankheiten grundlegend zu verändern. „Genmab ist ein führendes Unternehmen im Bereich der Onkologie und will diese Position bis 2023 weiter festigen“, so CEO Jan van de Winkel wörtlich.
Bei der Umsetzung der ersten Schritte in Richtung 2030 Vision sieht Genmab sich auf dem richtigen Weg. So erfolgte kürzlich eine Erweiterung der Freigabe der US-Gesundheitsbehörde FDA für das Antikörper-Präparat Epkinly, das 2023 seine ersten Zulassungen in Europa und den USA erhielt. Im ersten Halbjahr 2024 hat das Medikament bereits 754 Mio. DKK zum Umsatz beigetragen. Ein weiterer Meilenstein stellt die in Q2/24 abgeschlossene Übernahme von ProfoundBio Inc. für 1,8 Mrd. USD dar, einer ebenfalls auf Antikörper-Forschung spezialisierten Biotech-Firma, die neben ihrer Expertise einige vielversprechende Präparate in der Pipeline hat.
Genmab verfügt bereits jetzt über zahlreiche strategische Partnerschaften mit namhaften Größen der Pharmabranche, wie Abbvie, Pfizer (NYSE:PFE) oder Amgen (NASDAQ:AMGN) und der Absatzmarkt von Genmab bietet noch erhebliches Wachstumspotenzial. So wird der weltweite Umsatz im Markt für medizinische Antikörperpräparate im Jahr 2024 vom Marktforschungsinstitut Fortune Business Insights auf etwa 263 Mrd. USD geschätzt und wird voraussichtlich bis 2032 auf 792 Mrd. USD anwachsen, was einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 14,8 % entspräche.
Jahresprognosen nach starkem ersten Halbjahr angehoben
Dass Genmab nach wie vor auf dem Wachstumspfad wandelt, haben die Zahlen für Q2/24 gezeigt. Die Umsätze mit den Kassenschlagern Darzalex (5,6 Mrd. DKK, +19 %), Kesimpta (1,44 Mrd. DKK, + 64 %), Tepezza (903 Mio. DKK, + 7 %) und Tecvayli (268 Mio. DKK, +70 %) konnten gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich zulegen und die sogenannten wiederkehrenden Umsätze, die zum größten Teil aus Lizenzgebühren bestehen, stiegen damit im ersten Halbjahr um satte 42 %.
Für das Gesamtjahr 2024 hat Genmab daraufhin seine Ertragsprognose angehoben und erwartet einen Umsatz zwischen 20,5 und 21,7 Mrd. DKK (zuvor 18,7 und 20,5) und ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 4,9 und 6,7 Mrd. DKK, inklusive Kosten der Übernahme und Integration von Profound Bio Inc. Der Konsens der Analysten liegt bei einem Umsatz von 20,6 Mrd. DKK und einem EBIT von 5,95 Mrd. DKK. Die Stimmung bei Analysten für die Aktie von Genmab ist positiv. Von 25 befragten Analysten raten derzeit 14 zum Kauf der Aktie, 8 empfehlen die Aktie zu halten und 3 legen den Verkauf der Aktie nahe, mit Kurszielen zwischen 1.600 und 4.900 DKK.
Bewertung auf Basis des Gewinns
Wir legen für unsere Bewertung den Analystenkonsens von 5.950 DKK oder 91,08 DKK je Aktie für das unbereinigte EBIT zu Grunde. Mit dem bisherigen Tiefstkurs für 2024 von 1.700 DKK notierte die Aktie in Relation zur genannten EBIT-Schätzung bei einem EBIT-Multiple von 18,7 und damit bereits leicht unter dem Durchschnitt der letzten beiden Jahre, der bei 21,6 lag.
Die Schwankungsbreite zwischen minimalem und maximalem EBIT-Multiple lag in den letzten beiden Jahren im Durchschnitt bei 14,4 Zählern, wobei der Durchschnitt der maximalen EBIT-Multiples der letzten beiden Jahre beim 36-Fachen des EBIT lag. Davon ausgehend, dass das bisherige Jahrestief nicht mehr unterschritten wird, addieren wir dem bisherigen minimalen Multiple für 2024 diese 14,4 Zähler hinzu (18,7 + 14,4 = 33,1), woraus sich für unser Kursziel ein EBIT-Multiple von rund 33 ergibt. Daraus berechnen wir auf Basis der EBIT-Schätzung von 91,08 DKK je Aktie ein Kursziel von 3.000 DKK.
Charttechnik
Nachdem die Notierung von Genmab im Dezember 2022 ein Allzeithoch bei ca. 3.330 DKK markiert hat, ging der Kursverlauf in eine Abwärtsbewegung über. Im Rahmen dieser hat die Notierung im Juli 2024 mit dem Erreichen der Marke von 1.700 DKK einen Test des langfristigen Aufwärtstrends vollzogen und anschließend zu einem Rebound an die obere Trendkanalkante des intakten Abwärtstrends ausgeholt, der aktuell bei ca. 1.915 DKK liegt. Hier liegt im Bereich zwischen 1.900 und 1.950 außerdem eine markante Widerstandszone. Nach dem Scheitern an dieser Schwelle viel die Notierung zunächst zurück, konnte den langfristigen Trend aber erneut verteidigen.
Aktuell setzt die Notierung zu einem weiteren Ausbruchsversuch an, um den bestehenden Abwärtstrend und die Widerstandszone zu durchbrechen. Ein klares technisches Kaufsignal würde sich durch das Überwinden des letzten Zwischenhochs bei 1.980 DKK ergeben, knapp darunter liegt bei 1.970 DKK die 200-Tage-Linie. Unterhalb der Marke von 1.700 DKK würde sich zunächst Abwärtspotenzial bis zur nächsten Unterstützung bei 1.450 DKK ergeben. Die relative Stärke (RSI) auf Basis von 14 Wochen hat mit den letzten Tiefs bereits im überverkauften Bereich notiert und dabei deutlich zum Kursverlauf divergiert, was wir als Aufwärtstendenz werten.
Fazit
Für das Geschäftsmodell von Genmab sprechen die hervorragenden Wachstumschancen in den Absatzmärkten für Antikörpertherapien. Aber auch jetzt liefert Genmab bereits starke Zahlen mit seinem bestehenden Produktportfolio und in Relation zu dem geschätzten Ertrag für 2024 erscheint uns die Aktie stark unterbewertet. Aufgrund der positiven Impulse für die Aktie – Anhebung der Jahresprognosen und erweiterte FDA-Freigabe für Epkinly – sehen wir gute Chancen dafür, dass der bestehende Abwärtstrend in den nächsten Wochen überwunden wird. Wir stufen die Aktie ein als Kauf. Für unseren Einstieg warten wir jedoch ab, bis der charttechnische Abwärtstrend klar überwunden wurde. Bis zu unserem Kursziel besteht aktuell eine Gewinnchance von 61 %.
Investmentidee(n) auf Genmab
Für risikofreudige Anleger bieten sich auch Knock-out-Papiere auf Genmab an. Die Bank Vontobel hat ein solches Papier im Angebot (ISIN: DE000VA8XDF0). Der Hebel ist mit 2 sehr moderat, vollzieht also die Kursbewegungen in der Aktie um den Multiplikator 2 nach, sowohl nach oben als auch nach unten. Um das Risiko gering zu halten, kann die Investitionssumme halbiert oder gedrittelt werden, um sukzessive in den Titel einzusteigen.