Am vergangenen Sonntag hatten wir erläutert, warum die Korrekturen am Aktienmarkt noch nicht zu Ende sind und wir die Gefahr erneuter Kursrücksetzer sehen (siehe „Darum sind die Korrekturen am Aktienmarkt noch nicht beendet“). Dabei hatten wir uns insbesondere der Charttechnik bedient. Doch es gibt auch noch die Sichtweise der Fundamentanalyse. Und aktuell kommen wir bei der Anwendung beider Methoden jeweils zum selben Ergebnis. Unsere charttechnische Analyse geht mit der allgemeinen fundamentalen Erwartung quasi Hand in Hand.
Charttechnische und fundamentale Erwartungen gehen Hand in Hand
Wie Sie aus unseren bisherigen Analysen wissen, wird ein weltweit schwächeres Wirtschaftswachstum erwartet, da insbesondere die Schwellenländer Probleme haben (siehe „Schwellenländer – Neues Hauptproblem der Märkte?“) und sich das Wachstum in China abschwächt (siehe „Chinas Wirtschaft wächst immer langsamer“). Aber auch Europa wird noch Jahre benötigen, um zur ehemaligen Stärke zurückzufinden. Und der Aufschwung in den USA schreitet nur schleppend voran, weshalb sich die Fed mit ihrer ersten Zinsanhebung seit 2006 ja auch schwer tut. Insofern macht eine größere Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten bereits vor diesem Hintergrund Sinn.
Notenbanken blicken skeptisch in die Zukunft
Aber blicken wir auch auf die Details der jüngsten Notenbanksitzungen. Die japanische Notenbank gab am Freitagmorgen bekannt, an ihrer (bereits sehr) expansiven Geldpolitik festhalten zu wollen. Eine Ausweitung lehnte sie (noch) ab, obwohl sie ihre Konjunktur- und Inflationsprognosen für 2016 nach unten revidiert hat. Zudem sieht die Bank of Japan die Risiken sowohl für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes als auch für die Inflation auf der Unterseite. Das sind nicht gerade beste Bedingungen für steigende Aktienkurse.
Bei der US-Notenbank Fed fiel der Beschluss vom vergangenen Mittwoch, die Leitzinsen noch nicht anzuheben, recht eindeutig mit 9 zu 1 Stimmen aus. Damit sind 9 von 10 FOMC-Mitgliedern der Ansicht, dass die US-Wirtschaft eine Zinsanhebung zum aktuellen Zeitpunkt nicht verkraften würde. Ebenfalls keine guten Aussichten für höhere Unternehmensbewertungen.
Geldpolitische Ausrichtung wird im Dezember überprüft
Nun wollen wir aber nicht nur schwarz malen, denn der schriftliche Begleitkommentar des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) enthielt auch positives. So scheinen die US-Währungshüter die Risiken für die US-Wirtschaft durch die Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten wieder geringer einzuschätzen. Denn eine entsprechende Passage wurde im Statement gestrichen. Zudem sprachen die Fed-Mitglieder das nächste Treffen als möglichen Zeitpunkt für eine Zinswende explizit an: Die US-Notenbank werde analysieren, ob eine Zinserhöhung angebracht ist, heißt es in dem Kommentar. Dies wurde von den Marktteilnehmern so interpretiert, dass die seit langem erwartete Anhebung der Zinsen noch im Dezember kommen wird.
US-Wirtschaft im dritten Quartal langsamer gewachsen
Die am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Wachstumszahlen geben allerdings keinen Anlass, deshalb nun in überschäumenden Optimismus zu verfallen. Denn das Wachstumstempo der USA hat sich deutlich verringert. Im dritten Quartal wuchs die größte Volkswirtschaft der Welt nur noch mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 1,5%, wie das Wirtschaftsministerium in Washington bekanntgab. Im zweiten Quartal lag der Wert noch bei 3,9%.
Begründet wurde der deutliche Rückgang mit einem Sondereffekt. Die Unternehmen hätten in den Monaten zuvor große Lagerbestände angehäuft und diese nun zunächst abgearbeitet, so das Ministerium. Und tatsächlich: Während der für die US-Wirtschaft besonders bedeutsame Konsum (+3,2%) und die Anlageinvestitionen (+2,9%) kräftig zulegten, sorgte der spürbar geringere Lageraufbau für einen deutlich negativen Wachstumsbeitrag (-1,4%). Der Außensektor konnte keine Impulse liefern, da Exporte (+1,9%) und Importe (+1,8%) in etwa im gleichen Maß zulegten, nachdem sie im zweiten Quartal ein Plus von 5,1% verzeichnet hatten. Hintergrund war hier der vergleichsweise starke Dollar.
Im vierten Quartal rechnet das US-Wirtschaftsministerium allerdings mit einem insgesamt höheren BIP-Wachstumstempo. Und die starke Binnennachfrage lässt der Fed für die Sitzung am 15./16. Dezember durchaus Raum für die erste Zinsanhebung.
Vorgezogene Jahresendrally?
So gibt es also Licht und Schatten. Einerseits betonen die Notenbanken, dass die Risiken auf der Unterseite liegen – dazu können Sie auch gerne noch einmal unsere Aussagen zur EZB-Sitzung in der Hauptausgabe vor einer Woche nachlesen – andererseits wachen die wichtigsten Wirtschaftsräume der Welt in moderatem Tempo weiter. Und genau dieses Umfeld lässt für uns stark steigende Aktienkurse nicht zu. Eine größere Seitwärtsbewegung erscheint dagegen wahrscheinlicher – auch angesichts der fundamentalen Aktienbewertungen, die vor allem in den USA recht wenig Spielraum lassen. Entsprechend könnten wir eine vorgezogene Jahresendrally gesehen haben, die ihr Potential schon weitestgehend ausgeschöpft hat.
Die zukünftigen Notenbankaktionen könnten sich ausgleichen
Zumal auch von den Notenbanken nicht viel mehr zu erwarten ist. Zwar könnten EZB und BoJ ihre laufenden Programme zukünftig noch ausweiten, Zinsanhebungen der Fed dürften diese positiven Effekte aber negativ ausgleichen. Auch dies spricht eher für ein Ziehen an den Kursen in beide Richtungen und damit eine Seitwärtsphase.
Fazit
Am 25. Oktober schrieben wir: „Insofern bleibt (…) uns nichts anderes übrig, als die weiteren Wirtschaftsdaten genau zu verfolgen, um die Entwicklung in den Schwellenländern und damit auch der Wirtschaft Europas beurteilen zu können. Zudem werden wir die Charts beobachten, um einerseits „hinter dem Markt“ zu bleiben und andererseits Anzeichen einer möglichen neuen Korrekturwelle frühzeitig zu erkennen. (Hieraus lässt sich sehr schön unsere kombinierte Investmentstrategie aus Fundamental- und Chartanalyse ablesen, die wir im „Geldanlage Premium Depot“ umsetzen.)“ Auch in den Analysen vom vergangenen Sonntag und heute werden Sie eine Kombination aus Chart- und Fundamentalanalyse erkennen. Und wenn beide Methoden zu dem gleichen Ergebnis kommen, dann erhält man meist eine sehr gute Prognose. Im Moment kommen wir zu dem Ergebnis, dass das kurzfristige Potential bei Aktien ausgereizt und die Jahresendrally bereits weitestgehend gelaufen ist. Ob es tatsächlich so kommt, wird sich zeigen. Bislang haben wir aber sehr oft genau richtig gelegen.
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Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 04.11.2015)