Die größten Automobilhersteller der Welt sind von der globalen Coronavirus-Pandemie schwer angeschlagen. Der Covid-19-Ausbruch zerstörte die Nachfrage und zwang sie, ihre Anlagen in diesem Frühjahr zu schließen. Der unerwartete Schock zwang viele Hersteller, Kosten zu drosseln, ihre Dividenden auszusetzen und die Gewinnprognose zu kappen.
Während der letzten Berichtssaison stellte sich jedoch heraus, dass sich einige Autohersteller schneller von diesem Abschwung erholen als andere, da sich die Wirtschaft wieder öffnet und die Geschäftstätigkeit wiederbelebt. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf die beiden größten US-Autohersteller Ford (NYSE:F) und General Motors (NYSE:GM), um zu verstehen, welche Aktie im aktuellen Umfeld der bessere Kauf ist, nachdem beide ihre Quartalszahlen vorgelegt haben.
General Motors: Turnaround auf Kurs
Der Autohersteller aus Detroit berichtete letzte Woche, dass sein Nettogewinn gegenüber dem Vorjahresquartal um 74% gestiegen ist. Der bereinigte Gewinn je Aktie des Unternehmens betrug im Quartal 2,83 USD und übertraf damit eine Konsensschätzung der Analysten von 1,45 USD je Aktie. Das war ein Anstieg gegenüber den 1,72 USD vor einem Jahr und besser als im zweiten Quartal, als GM seinen ersten Verlust seit mehr als einem Jahrzehnt verbuchte.
Die Trendwende war stark genug, sodass CEO Mary Barra bekanntgeben konnte, dass das Unternehmen plant, bis Mitte 2021 wieder eine Dividende zu zahlen, nachdem es die Ausschüttungen im April ausgesetzt hatte.
Was GM hilft, sind die neu gestalteten großen Pickups des Unternehmens sowie der Umstrukturierungsplan von Barra. Auch das Geschäft des Autoherstellers in China zeigte nach zweijährigem Rückgang Anzeichen einer Erholung. Der Absatz von GM in China, dem weltweit größten Automarkt, stieg im letzten Quartal um 12% und erholte sich von einem stetigen Rückgang der letzten Jahre.
"Wir sehen eine sehr hohe Nachfrage nach allen unseren großen Pickups, insbesondere aber bei denen der Oberklasse“, sagte Barra in einem Interview mit Bloomberg Television.
"Wir sehen eine starke und wachsende Nachfrage und bauen gerade so viele Pickups, wie wir können."
Aufgrund dieses Nachfrageschubes läuft die GM-Aktie besser als die Konkurrenz. Seit dem Tief vom März hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt und lag zu Handelsschluss am Montag bei 38,96 USD.
Die Rallye der GM-Aktien gewann letzten Monat an Dynamik, nachdem der Autohersteller seinen neuen GMC Hummer EV vorgestellt und neue Investitionen in Höhe von mehr als 2 Milliarden US-Dollar in Elektrofahrzeuge angekündigt hatte.
Diese Schritte in Verbindung mit starken Verkaufszahlen zeigen, dass das Unternehmen besser in der Lage ist, es mit dem größten Störenfried der Branche, Tesla (NASDAQ:TSLA), aufzunehmen, der auf dem Elektroautomarkt einen weiten Vorsprung hat.
Ford: Große Gewinnüberraschung
Wie GM haben auch Fords Verkaufszahlen starke Zuwächse im dritten Quartal gezeigt und die Erwartungen der Analysten geschlagen. Die steigende Nachfrage nach Pickups verhalf Ford zu einem bereinigten Gewinn von 0,65 USD je Aktie, der weit über dem Durchschnitt der Analystenprogrnosen von 0,19 USD lag.
Dank steigende Gewinne in Nordamerika konnte das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr nach oben revidieren - von einem Verlust zu einem Gewinn.
Vor dem durch die Pandemie ausgelösten Abschwung versuchte Ford, sich neu zu erfinden. Nach vielen Jahren steigender Absatzzahlen, gestützt durch die robuste Weltwirtschaft und das starke Verbraucherinteresse, sah sich der Autobauer einem starken Gegenwind ausgesetzt, als sich die Nachfrage nach Limousinen verlangsamte. Im vergangenen Jahr ging der Jahresüberschuss um mehr als die Hälfte zurück.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, beschloss Ford, die Herstellung kleinerer Autos aufzugeben und sich stattdessen auf SUVs und Lastwagen in den USA zu konzentrieren. Diese Bemühungen zusammen mit einem neuen Management, die einen Branchenveteranen Jim Farley an die Spitze brachte, scheinen Ford dabei zu helfen, mit den Problemen durch die Pandemie fertig zu werden und etwas Leben in seinen heruntergeprügelten Aktienkurs zu bringen.
Nachdem die Ford-Aktie während des Marktcrashs im März auf 3,96 USD gefallen war, notierte sie gestern zu Handelsende bei 8,20 USD.
Wall Street-Analysten haben sich jedoch noch nicht für diesen kriselnden Autohersteller aus Detroit erwärmen können. Von den insgesamt 24 Analysten, die sich der Ford-Aktie befassen, haben nur vier ein Kaufrating für die Aktie stehen, bei einem durchschnittlichen 12-Monats-Kursziel von 8,79 USD.
Fazit
Insgesamt hat GM Ford in den letzten Jahren generell outperformt, dank höherer Margen in Nordamerika, wo große Pickups und Sport Utility Vehicles den größten Teil des Gesamtgewinns beider Unternehmen erzielen. GM hat auch davon profitiert, unrentable Märkte in Übersee zu verlassen - für Ford immer noch ein Problemgebiet - und in China trotz Preisdruck und Umsatzrückgang profitabel zu bleiben.
Dass es im letzten Quartal bei Ford so gut lief, macht die Aktie aus unserer Sicht noch nicht zu einem Kauf. Der Turnaround des Autoherstellers steht auf tönernen Füßen, insbesondere da er noch viele seiner langfristigen Herausforderungen lösen muss, einschließlich höherer Garantiekosten und schnell sinkender Limousinenabsätze.
Aus diesen Gründen bevorzugen wir weiterhin GM gegenüber Ford für Anleger, die an einem Engagement in traditionellen Autoaktien interessiert sind.