Der Goldpreis ist im Sommer trotz zahlreicher Unsicherheitsfaktoren auf ein 19- Monatstief gefallen. Manche ziehen daher bereits die Rolle von Gold als sicheren Hafen in Zweifel. Soweit gehen die Experten der Commerzbank (DE:CBKG) nicht. Der Goldpreisverfall ist laut der ausführlichen Analyse vor allem das Resultat eines deutlich festeren US-Dollar, robuster US-Aktienmärkte, schwacher Schwellenländerwährungen und spekulativer Verkäufe. Wir stellen die Analyse komplett in zwei Teilen vor und verweisen auf unsere Empfehlungen: Gold Turbo-Bulls GM5GH3 und HX2PEX, Silber GL3BHG und DT7CKS sowie Platin MF2Y06.
Eindeckungen der rekordhohen Short-Positionen würden den Goldpreis kräftig steigen lassen. Es bedarf dazu nur eines Auslösers, bspw. eine Korrektur der Aktienmärkte oder ein Ende der USD-Stärke. Die Commerzbank-Analysten rechnen mit einem Preisanstieg auf 1.300 USD je Feinunze bis zum Jahresende.
Der Goldpreis gibt seit geraumer Zeit Rätsel auf. Trotz zahlreicher Unsicherheitsfaktoren wie der ungelöste Handelskonflikt zwischen den USA und China, die Währungskrise in der Türkei und eine zunehmend rücksichtslose US-Sanktionspolitik, die inzwischen auch Verbündete trifft, stand Gold bis zuletzt unter Abgabedruck. Mitte August markierte Gold bei 1.160 USD je Feinunze ein 19-Monatstief (Grafik 1). Vom Mitte April verzeichneten Hoch hat Gold damit 15% bzw. 200 USD verloren. Der Preisrückgang gewann dabei nach dem Rutsch unter die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD nochmals an Dynamik. Was sind die Gründe für die Goldpreisschwäche?
Aufwertung des US-Dollar: Zeitgleich mit dem Tief beim Goldpreis stieg der USDollar gegenüber dem Euro und auf handelsgewichteter Basis jeweils auf das höchste Niveau seit Ende Juni 2017. Zeitweise kostete ein Euro nur noch 1,13 USD. Zwischen Januar und April waren es noch deutlich mehr als 1,20 USD gewesen. Der US-Dollar profitierte dabei sowohl von seinem beträchtlichen Zinsvorteil gegenüber dem Euro als auch von seiner Funktion als sicherer Hafen. Letztere führte zu einer hohen Nachfrage nach US-Staatsanleihen, so dass die Rendite für 10-jährige US Treasuries wieder deutlich unter die Marke von 3% fiel. Der feste USD erklärt allerdings nicht, warum der Goldpreis in Euro fast genauso stark nachgab und auf den niedrigsten Stand seit 2½ Jahren abrutschte.
Robuste US-Aktienmärkte: Die US-Wirtschaft überzeugte bis zuletzt mit robusten Konjunkturdaten und Unternehmensgewinnen. Wesentlich dazu beigetragen hat die Steuerreform. Der Handelskonflikt scheint dagegen bis auf einige Ausnahmen noch keine größeren Bremsspuren zu zeigen. Der Dow Jones Industrial Average und der S&P 500 nähern sich deshalb wieder ihren Rekordniveaus von Anfang Februar. Der NASDAQ Composite hat Ende Juli bereits ein neues Rekordhoch erzielt. Entsprechend gering ist die Risikowahrnehmung der Marktteilnehmer. Der VIX-Index, der die implizite Volatilität des S&P 500 misst und als Angstbarometer gilt, fiel auf den tiefsten Stand seit Mitte Januar und handelt trotz des jüngsten Anstiegs noch immer auf einem sehr niedrigen Niveau.
Rückzug der ETF-Anleger: Die Gold-ETFs verzeichnen seit Beginn des dritten Quartals Abflüsse. Diese summieren sich in den sieben Wochen bis Mitte August auf 70 Tonnen (Grafik 2). Der Großteil entfiel dabei auf den weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust (NYSE:GLD), der vor allem bei Großanlegern wie Hedgefonds und Kapitalsammelstellen beliebt ist. Die Abflüsse dürften im Zusammenhang mit der positiven Aktienmarktentwicklung in den USA stehen, die bei den Anlegern aus Performancegründen zu Umschichtungen von Gold in Aktien führt. Dies zeigen auch Daten des World Gold Council zur regionalen Zusammensetzung der ETF-Abflüsse im Juli. Die gesamten ETF-Abflüsse beliefen sich demnach auf 38,6 Tonnen. 25 Tonnen entfielen dabei auf Nordamerika (davon 19 Tonnen SPDR Gold Trust), 8 Tonnen auf Europa und 5 Tonnen auf Asien. Nennenswerte Zuflüsse verzeichnete nur ein in Großbritannien gelisteter Gold-ETF von iShares. Selbst in Deutschland ist das Kaufinteresse zuletzt zum Erliegen gekommen. Der in Deutschland sehr beliebte Gold-ETF Xetra-Gold meldete seit Mitte Juni keinerlei Zuflüsse mehr.
Im zweiten Teil stellen wir die Prognose der Commerzbank-Experten vor…
Quelle: Commerzbank, eigene Recherche