Angesichts des zinslosen Umfelds sind Investoren weltweit auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten. Die Corona-bedingten Lockdowns und die damit verbundene Vollbremsung der Realwirtschaft macht es dem Anleger nicht leichter den richtigen Mix für sein Portfolio zu finden. Auf der anderen Seite wurden und werden von den wichtigsten Notenbanken und Regierungen monetäre und fiskalische Stimuli in einem nie da gewesenen Ausmaß bereitgestellt, welche das Potential besitzen, den Weg von der Deflation hin zur Inflation zu ebnen. In der Vergangenheit waren Rohstoffe oft in der Lage, inflationäre Tendenzen abzufedern bzw. die Kaufkraft zu erhalten. Wir stellen den Beitrag von den Südseiten der Börse München vor.
Rohstoffe gegenüber Aktien auf historischem Tief
Strategisch können Rohstoffe als Beimischung in einer Vermögensanlage durchaus sinnvoll sein. Sie sind in der Lage ein Portfolio zu diversifizieren, da sie ihre eigenen Zyklen haben und deshalb eine divergierende Wertentwicklung gegenüber Aktien und Anleihen aufweisen. Vergleicht man den GSCITR Rohstoff-Index mit dem S&P 500 kommt man zum Ergebnis, dass Rohstoffe im Vergleich zum Aktienmarkt letztmals während der Dotcom-Blase ähnlich günstig waren. Bei einer Rückkehr der Inflation könnte sich hier für den antizyklischen Investor die ein oder andere Chance auftun. Einige Produzenten haben bereits vor Corona auf die sinkende Nachfrage reagiert, indem sie die Produktion gedrosselt haben. Dadurch schützen sie in schwierigen Zeiten ihre Bilanz und waren auf diese Weise in der Lage stabile freie Cashflows zu generieren. Zeigen die geplanten Infrastrukturmaßnahmen Wirkung, kann die Nachfrage schnell das Angebot übersteigen. In der Folge sollten die Rohstoffpreise steigen. Dies wäre der Beginn der nächsten Investmentphase für Rohstoffe.
Geld- und Fiskalpolitik als Rückenwind für Rohstoffinvestments
Wir gehen davon aus, dass die massive Ausweitung der Geldmenge gepaart mit den fiskalischen Maßnahmen der Regierungen nicht nur die Vermögenspreise, sondern auch die Konsumpreise in den nächsten Jahren inflationiert. In einem solchen Umfeld bietet es sich an, auch einen Blick auf den Rohstoffsektor zu werfen. Der Anleger hat drei Möglichkeiten an einem solchen Trend zu partizipieren. Neben einem Direktinvestment in Rohstoffe besteht auch die Möglichkeit in Rohstoffunternehmen oder Rohstoffwährungen zu investieren.
Rohstoffe: ETCs
Die einfachste Möglichkeit, sich an der Rohstoffentwicklung direkt zu beteiligen, ist der Kauf von sogenannten Exchange Traded Commodities, kurz ETC`s. Hierbei handelt es sich um besicherte Schuldverschreibungen, welche die Wertentwicklung eines oder mehrerer Rohstoffe abbilden. Bei ETC`s sollte sich der Anleger jedoch bewusst sein, dass es bei Futurekontrakten zu Rollverlusten kommen kann und der an der Börse gezeigte Spotpreis temporär deutlich vom Futurepreis abweichen kann. Diese Thematik konnte am 20. April beobachten, als der Crude Oil Future sein Tief bei – 40 US-Dollar markierte.
Rohstoffwährungen: Kanada und Norwegen
Eine Investition in Währungen von soliden rohstoffsensitiven Ländern kann die zweite sinnvolle Beimischung für das Depot sein. Als Beispiele seien hier die norwegische Krone und der kanadische Dollar erwähnt. Die Währungen haben seit Beginn der Coronakrise deutlich an Wert gegenüber dem US-Dollar und dem Euro verloren. Beide Währungen konnten sich aber zwischenzeitlich wieder deutlich von ihren Märztiefs erholen.
Rohstoffproduzenten: Aktien
Aktien von Rohstoffproduzenten befinden sich derzeit in einem ungewissen Terrain. Mit einer anziehenden Inflation können diese Unternehmen erneut in den Fokus von Anlegern rücken. Ein weiterer Rückenwind kann von Infrastruktur- und Konjunkturprogrammen kommen. Der Trend in Richtung e-Mobilität und Dekarbonisierung wird zu einer Neuausrichtung der Minenbetreiber führen. Er bietet sowohl für Rohstoffproduzenten als auch für Investoren einen neuen Investment Case, welcher durch die steigende Nachfrage nach Metallen für die Batterieherstellung geprägt sein wird.
Edelmetalle mit Sonderstellung
Edelmetalle haben eine Sonderstellung innerhalb des Rohstoffuniversums. Sie reagieren deutlich sensitiver auf Veränderungen bei Realzinsen und der Geldmenge. Natürlich werden Gold und Silber auch in der Industrie und bei der Schmuckerzeugung benötigt, vielmehr haben sie jedoch seit Beginn der Antike durch ihre Werthaltigkeit bewiesen, dass sie eines sind: Geld. Für Investitionen in Edelmetalle muss der Anleger nicht wie bei vielen Rohstoffen den Weg über Derivate gehen, sondern kann diese physisch erwerben.
Resümee
Edelmetalle konnten in den letzten Monaten deutlich zeigen, wie wichtig sie in Zeiten expansiver Geld- und Fiskalpolitik für die Stabilisierung eines Depots sind. Gold steht mit über 2.000 US-Dollar auf einem neuen Allzeithoch. Für Industrierohstoffe ist neben der Ausweitung der Geldmenge die Realwirtschaft von wesentlicher Bedeutung. Hier gilt es zu beobachten, wann sich Infrastruktur- und Konjunkturprogramme nachfrageseitig bemerkbar machen. Bei einer sich abzeichnenden Rückkehr zur Inflation dürften Industrierohstoffinvestments ein sinnvoller Baustein für ein diversifiziertes Portfolio sein.