Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt
Der Goldpreis markiert ein Rekordhoch. Ein gewichtiger Grund dafür sind die Sorgen um die US-Staatsverschuldung. Die ließe sich selbst unter günstigen Umständen und mit viel Disziplin nur schwer eindämmen. Doch das Interesse daran ist gering.
Aus Deutschland kamen zum Wochenauftakt entwarnende Nachrichten zur Inflation: Die Teuerungsrate sank im September auf 1,60 %. Zwar lag die Kerninflation noch bei 2,7 % und damit über dem Inflationsziel der EZB. Dies ging jedoch im medialen Jubelschrei über das „Ende der Inflation“ beinahe unter.
Die Inflation ist noch lange nicht besiegt
Es gibt viele Gründe dafür, dass die Inflation wieder ansteigen könnte. Geopolitische Unsicherheiten etwa – just am Dienstag legten die Ölpreise um mehr als 4 % zu, als die Spannungen im Nahen Osten eskalierten.
Weitere, langfristige Risiken für die Preisstabilität sind die Alterung der Bevölkerung, das geringe Produktivitätswachstum, Protektionismus…und die Staatsschulden. Gerade letztere könnten in den kommenden Jahren zu einem akuten Problem werden – vor allem in den USA.
Dass die US-Verschuldung aus dem Ruder läuft, ist kein Geheimnis. Die Geschichtsbücher machen auch kein Geheimnis darum, was daraus folgt. Deshalb markiert Gold derzeit ein Allzeithoch.
Inflation ist schnellstes Mittel zur Entschuldung
„Die Entwicklung des Goldpreises lässt darauf schließen, dass die Politiker alles Notwendige tun werden, um das Haushaltsproblem zu lösen, da die Inflation das schnellste Mittel zur Reduzierung der Schuldenlast darstellt“, schreibt Randall W. Forsyth in seiner Kolumne „Up and Down Wall Street“.
Für den Goldpreis ging es in letzter Zeit vor allem aufwärts. Das war nicht immer so. Vor allem in den 1990er Jahren fiel der Preis des Edelmetalls drastisch – während die Aktienmärkte eine Hausse feierten.
Die Suche nach dem, was die späten 90er von der Gegenwart unterscheidet, führt rasch zu den Staatsschulden. In den 1990er Jahren war das US-Haushaltsdefizit permanent gesunken. Zur Jahrtausendwende verzeichnete der Fiskus einen Überschuss von 2 % des BIP. Die Staatsschuldenquote lag damals bei gut 55 %.
Die Gegenwart ist bekanntlich anders. Die US-Schuldenquote liegt heute bei mehr als 120 % - in einer Welt mit Zins ein besorgniserregend hohes Niveau. 34,6 Billionen USD waren es im ersten Quartal. Laut der Bank of America (NYSE:BAC) wachsen die Verbindlichkeiten alle 100 Tage um eine weitere Billion. Die staatlichen Ausgaben für Zinsen übersteigen bereits die Verteidigungsausgaben.
US-Schuldenquote erreicht 2034 kritischen Wert
Doch noch wesentlich trister stimmt ein Blick auf die Neuverschuldung der letzten Jahre. Schon vor der Pandemie lag der US-Haushalt mit 4,5 % des BIP im Minus – ein früher für hartnäckige Rezessionen bekanntes Niveau. Doch 2019 lag die Arbeitslosigkeit unter 4 %, der Aktienmarkt stieg.
Laut Prognose des überparteilichen Congressional Budget Office wird das Defizit für den Rest des Jahrzehnts voraussichtlich weiterhin über 5% des BIP liegen und bis 2034 auf 6,1% steigen. Mit anderen Worten: Die Verschuldungsorgie geht weiter. Das Land wird in absehbarer Zeit deshalb eine Verschuldung von 150 % des BIP erreichen – ein Wert, der als tragbare Bruttoschuldengrenze bezeichnet wird. Das American Enterprise Institute etwa sieht dieses „sustainable gross debt limit“ bei 154 % der Wirtschaftsleistung erreicht.
Könnte die Politik nicht gegensteuern? Theoretisch schon. Eine konsolidierende Haushaltspolitik gilt jedoch als unwahrscheinlich. Zum einen bestehen durch den Ukrainekrieg, Chinas Ambitionen im Südchinesischen Meer und Israels Konflikt mit den iranischen Stellvertretern Hamas und Hisbollah eher Aufwärtsrisiken für die gewichtigen US-Verteidigungsausgaben. Zum anderen spielen die Staatsschulden im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf allenfalls eine Nebenrolle.
Vieles spricht deshalb dafür, dass die Inflation gekommen ist, um zu bleiben. Und eine persistierende Inflation ist ein starkes Argument für weiter steigende Goldpreise. Die Rallye ist also möglicherweise noch lange nicht vorbei.