Der Goldpreis kletterte vergangene Woche erstmals seit Januar über die Marke von 1.900 US-Dollar. Die Bullen formieren sich bereits zum Angriff auf den nächsten signifikanten Widerstand bei 1.960 US-Dollar. Die unterliegende physische Nachfrage war in den letzten beiden Monaten stark, da kurzfristig agierende Spekulanten unterproportional zum Anstieg beitrugen, wie uns die neuesten Daten des „Commitments of Traders Report“ offenbaren. Das Sentiment ist noch nicht überhitzt und die Rallye könnte sich daher grundsätzlich fortsetzen.
Ein schwächerer US-Dollar hatte die Rallye in den letzten beiden Monaten unterstützt und erst ermöglicht. Der USD-Index hat bei aktuell 90 Punkten den tiefsten Stand seit Januar und eine wichtige Unterstützungszone erreicht. Eine weitere Schwäche des US-Dollars würde die Fortsetzung der Rallye unterstützen, wogegen eine Trendwende beim US-Dollar mit darauffolgender Stärke den Bullen einen Knüppel zwischen die Beine werfen würde. Dis wäre jedoch nur ein relativ kurzfristiges Phänomen, denn in den nächsten Jahren werden wir erleben, dass der Goldpreis trotz eines Anstiegs im USD-Index haussieren wird.
Zusätzlicher Kaufdruck kam auf, nachdem Anfang Mai auch der langfristige Abwärtstrend des Goldpreises in Euro überwunden wurde und damit den mittel- bis langfristig agierenden Investoren das Signal zum Einstieg gab.
Das Blutbad und die anhaltende Achterbahnfahrt am Kryptomarkt mit Tagesschwankungen von 10-30 % lässt das Interesse an Gold wieder aufflammen. Der Bitcoin brach in den vergangenen sechs Wochen um 45 % ein. Im letzten Jahr hatte die Rallye des Bitcoins und der mediale Hype Investoren aus dem Edelmetall- und Minenmarkt gezogen. Sollte der Bitcoin in eine mehrmonatige Korrektur übergehen, so würde dies den Fokus der Investoren wieder vermehrt auf Gold und Silber richten. Die sehr hohe Volatilität der Kryptowährungen dürfte für Fondsmanager, die zumeist trendfolgend, spät und langfristig investieren, nicht zu bewältigen sein. Sie dürften Gold als Inflationsversicherung nun vorziehen, da es eine ungleich niedrigere Schwankungsbreite besitzt. Selbst JP Morgan sagte kürzlich, dass Investoren weg vom Bitcoin zurück in den traditionell sicheren Hafen Gold gehen und man eine dramatische Umkehrung der Kapitalflüsse beobachtet.
Der Chef der US-Notenbank in Chicago, Charles Evans, sagte vergangene Woche, er würde die lockere Geldpolitik der Fed weiterhin voll unterstützen. Auch der Chef der Notenbank von San Francisco, Marly Daly, äußerte sich ähnlich dovish und sagte, dass die aktuelle Geldpolitik an einem guten Platz sei und sie die amerikanische Bevölkerung unterstütze. Gespräche über „mögliche Gespräche“ zu einem Tapering der Anleihenkäufe gäbe es zwar, doch seien diese sehr weit in die Zukunft gerichtet. Weiterhin sagte er, es sei unwahrscheinlich, dass es zu einem starken Anstieg der Preise kommen würde, vor dem einigen Ökonomen aktuell warnen.
Daly konstatierte damit, dass es ein aus seiner Sicht unwahrscheinliches Risiko stark steigender Konsumentenpreise gibt. Wenn Notenbanker die Inflationssorgen nicht völlig vom Tisch wischen, dann gleicht das praktisch einer Warnung vor stärker steigenden Preisen. Das Problem ist nicht nur das bisher gedruckte Geld, sondern die Interventionsspirale, in der sich die Notenbanken befinden. Steigende Preise werden die Anleihen- und Aktienmärkte unter Druck bringen, was die Notenbanken zwingen wird noch mehr Anleihen aufzukaufen, um ein Taper Tantrum (Crash des Anleihenmarktes) zu verhindern, was letztlich nur noch mehr Inflation und noch stärker steigende Konsumentenpreise nach sich ziehen wird. Die Entwertung der Fiat-Währungen und eine Entschuldung von Staaten und Bankensystem über die Inflationssteuer sind der einzig gangbare Lösungsweg für die Regierungen und ihre Notenbanken.
Die Krise von 2020/2021, welche die Regierungen mit ihren Lockdowns verursacht hatten, wird als kurzfristiger Regenschauer wahrgenommen werden, im Vergleich zu dem Sturm, der uns in der bevorstehenden Stagflation erst noch bevorsteht. Die Krise ist nicht aufzuhalten, da die untragbaren Fehlallokationen durch die Niedrigzinspolitik, die Ausweitung des Wohlfahrtsstaats und die Explosion der Staatsschulden bereits angerichtet wurde. Die kommende Krise ist die Rechnung für die politischen Markteingriffe der letzten drei Jahrzehnte, für die der kleine Mann mit dem Verlust seiner Ersparnisse und Vermögen bezahlen wird.
Es gibt theoretisch zwei Lösungen der Krise: Entweder gestehen die Staaten ein, dass sie pleite sind als Folge ihrer gemeinwirtschaftlichen Wohlfahrtspolitik, was zur Folge hätte, dass die Schulden in einer deflationären Krise ausfallen würden. Hierbei müsste die Politik jedoch die Verantwortung übernehmen und würde sicherlich aus dem Amt gefegt werden. Die Alternative wären neue Sündenböcke für die unaufhaltsame Wirtschaftskrise, auf die sich die Politik mit dem Drucken von Geld als Held und Retter darstellen kann, während sie lediglich das Vermögen der Bevölkerung über die Inflationssteuer enteignet und so die Krise bewältigt. Es verwundert daher nicht, dass selbst ausländische Notenbanken wieder starke Goldkäufer sind. Nach den Daten des Internationalen Währungsfonds hatte die thailändische Notenbank im April 43,5 Tonnen Gold am offenen Markt gekauft. Auch Usbekistan (+8,4 Tonnen) und Kasachstan (+4,4 Tonnen) waren starke Käufer in diesem Monat.
Die Fundamentaldaten für Gold sind mit steigenden Staatsschulden und noch stärker steigender Geldmenge weiterhin extrem gut. Wir empfehlen einen guten Teil des Vermögens in Edelmetalle und Minenaktien zu investieren.
Technische Analyse zu Silber: Erbitterter Kampf der Bullen und Bären am Widerstand bei 28 US–Dollar
Terminmarkt: COT-Report vom 28.05.2021
Der Preis fiel zur Vorwoche um 17 US-Cent, während die Spekulanten netto 2 Tsd. Kontrakte short gingen. Das ist neutral zur Vorwoche. Das physische Angebot und die physische Nachfrage scheinen ausgeglichen zu sein. Zum Vormonat zeigen die Daten noch deutliche relative Stärke. Es ist interessant, dass die Spekulanten nicht versuchen, hier den Preis aktuell über 28 US-Dollar zu treiben, sondern sich zurückhalten.
Wir sehen hier eine mutmaßliche Manipulation in Höhe von drei Tagen der Weltproduktion, was ein Hinweis darauf ist, dass der Silberpreis am Widerstand bei 28 US-Dollar gerade ausgebremst wird.
Die Daten sind absolut und im Verhältnis zum Open Interest im Verkaufsbereich. Daher droht ein Long Drop, der den Preis schnell deutlich unter Druck bringen kann, sobald es ein physisches Überangebot gibt. Daher muss man vorsichtig vorgehen, denn ein Überangebot kann auch schnell künstlich seitens JP Morgan oder den Notenbanken erzeugt werden, worauf es letztlich zum Long Drop und einem schnellen Abverkauf kommen würde.
Wären die COT-Daten hingegen gut, so könnte man so gut wie keinen Abverkauf über das physische Angebot auslösen. Diese Extremposition lädt schon fast dazu ein, dem Silbermarkt die Füße unter dem Boden wegzuziehen, wofür jedoch auch eine Korrektur beim Goldpreis und ein stärkerer US-Dollar nötig wären. Solange Silber unter 28 US-Dollar notiert, muss man sehr vorsichtig sein. Ein Anstieg über 2 US-Dollar$ würde kurzfristig lediglich ein Potenzial für 2 US-Dollar nach oben auf 30 US-Dollar freigeben.
Man sollte daher nur prozyklisch Positionen eröffnen und dabei Stop-Loss-Orders platzieren, sobald dies möglich ist. Bei diesen Daten ist eine weitere Streckfolter über Wochen mit seitwärts laufenden Preisen unter hoher Volatilität durchaus möglich.
Der Silberpreis zeigte sich über die vergangenen neun Monate hinweg zumeist deutlich stärker als der Goldpreis. Silber konnte die hohen Preisniveaus halten, während der Goldpreis bis Anfang April weiter korrigierte. Erst in den letzten beiden Monaten zeigte der Silberpreis plötzlich etwas Schwäche zum Gold, das über 220 US-Dollar zulegen konnte.
Charttechnisch hat sich im Wochenchart eine Fortsetzungsformation ausgebildet. Die Unterseite der potenziellen Flaggen-Formation liegt bei 22 US-Dollar und die Oberseite bei 28 US-Dollar auf Wochenbasis. Schließt der Silberpreis deutlich über 28 US-Dollar zum Wochenschlusskurs, so wäre dies sehr bullisch. Gelingt der Ausbruch, so wäre ein schneller Preisanstieg um 28 % bis auf 36 US-Dollar möglich. Angesichts des bereits sehr bullischen Sentiments könnte jedoch noch ein letzter Widerstand bei 30 US-Dollar die Rallye ausbremsen. Sollte es zu einem Anstieg auf 36 US-Dollar kommen, dann wäre dort der Silberpreis heillos überkauft und man sollte erst einmal im Trading die Gewinne gänzlich einstreichen, denn ein erneuter Pull Back auf 28 US-Dollar in einer Korrektur wäre gut möglich.
Angesichts des sehr bullischen Chartbilds ist klar, dass es ein weiteres Kaufsignal gibt, wenn der Silberpreis über 28 US-Dollar ausbricht. Fällt der Preis wieder zurück unter 28 US-Dollar, dann negiert sich das Kaufsignal.
Das bärische Szenario wäre ein Scheitern am Widerstand bei 28 US-Dollar. Sollte der Goldpreis aufgrund exogener Faktoren unter Druck kommen, so wäre beim Silber eine Korrektur bis 22 US-Dollar möglich. Aufgrund der Stärke des Goldpreises ist das Setup für Silber jedoch auch bullisch, weshalb wir mit Argusaugen den Widerstand bei 28 US-Dollar beobachten, um das weitere Kaufsignal anzunehmen.
Im Tageschart sind die einzelnen Kaufmarken deutlicher zu sehen. Im April brach der Abwärtstrend im Silber, nachdem bereits der Goldpreis seinen Abwärtstrend überwunden hatte, womit ein Kaufsignal in Richtung 28 US-Dollar erzeugt wurde. Am Widerstand bei 28 US-Dollar nahmen wir ein Drittel der Gewinne mit, doch solange der Aufwärtstrend intakt ist, ist der Silberpreis noch long. Mit einem Ausbruch über 28 US-Dollar kaufen wir die Position zurück mit dem nächsten Ziel bei 30 US-Dollar. Ein Scheitern am Widerstand und ein Bruch des kurzfristigen Aufwärtstrends würde hingegen ein weiteres Signal für die Mitnahme von Teilgewinnen bringen.
Im Kurzfristchart sind noch einmal detaillierter die einzelnen Einstiegspunkte im Chart zu sehen. Am Freitag wurde der Aufwärtstrend kurzzeitig nach unten hin durchbrochen, doch überraschten die heißen US-Inflationszahlen über der Markterwartung, weshalb der Dollar auf Talfahrt ging und den Silberpreis vor dem Einbruch rettete. In diesem Chart ist zu sehen, wie die Bullen und Bären seit zwei Wochen an diesem Widerstand miteinander kämpfen, während der Goldpreis in der gleichen Zeit weiter ansteigen konnte.
Der Kurzfristchart in Euro zeigt auch die Schlacht der Bullen und Bären, nur dass die 28 US-Dollar-Marke hier den 23 Euro entspricht. Ein Ausbruch über 23 Euro würde des Silberpreis wahrscheinlich bis auf mindestens 24,50 Euro je Feinunze hieven. Da die Bullen und Bären am Widerstand bei 23 Euro nun seit zwei Wochen kämpfen, ist mit einem kleinen Short-Squeeze über 23 Euro zu rechnen, der den Silberpreis binnen zwei bis drei Tagen schon auf 24,50 Euro hieven könnte.
Solange der Goldpreis stark bleibt, ist das Setup bullisch für Silber. Sollte der US-Dollar jedoch stärker werden und der Goldpreis in die Korrektur übergehen, dann besteht beim Silber aufgrund der schlechten CoT-Daten ein überproportional höheres Rückschlagpotenzial. In dieser Woche wird die Entscheidung am Widerstand bei 23 Euro fallen – es bleibt spannend.