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Haleon-Aktie weiter unter Beschuss – lohnt hier der Einstieg?

Veröffentlicht am 26.08.2022, 07:20
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Haleon (NYSE:HLN) wurde erst kürzlich vom globalen Healthcare-Riesen GlaxoSmithKline (NYSE:GSK) ausgegliedert und ist ein wahres Powerhouse. Der Anbieter von rezeptfreien Arzneimitteln und Drogerieprodukten ist in über 170 Ländern vertreten. Es ist das größte Unternehmen der Welt in diesem Segment, mit dem größten Marktanteil in den USA und der Nummer zwei in China.

Haleon, das ein weltumspannendes Portfolio an Consumer-Health-Marken, darunter die Sensodyne-Zahnpasta, betreut, erzielt weiterhin hohe Umsatzzuwächse - in der ersten Jahreshälfte 2022 sogar im zweistelligen Bereich - und die operativen Gewinnmargen sind gestiegen. Der Umsatz der letzten zwölf Monate betrug fast 10 Mrd. Pfund (fast 12 Mrd. USD). Im Jahr 2021 erwirtschafteten allein neun "Power Brands (NYSE:BBWI)" 58 % des Umsatzes.

Die Gewinnspannen sind in der Tat beeindruckend. Im Jahr 2021 erzielte Haleon eine bereinigte Bruttomarge von 63 % und eine bereinigte operative Marge von knapp 23 %. Nur wenige Unternehmen, die an Verbraucher verkaufen, verfügen über eine derartige Marken- und Preissetzungsmacht.

Seit der Ausgliederung von HLN im letzten Monat ist die Aktie allerdings stark gefallen. Der Kurs ist gegenüber seiner Eröffnungsnotierung vom 18. Juli, dem ersten regulären Handelstag, um 16 % eingebrochen. Haleon Tageschart


Der Grund für den Abverkauf ist die zunehmende Sorge über die möglichen rechtlichen Risiken von Haleon. Aber im Moment scheint diese Sorge eine Überreaktion zu sein.

Das Zantac-Problem

Die üblichen Mechanismen von Spin-offs könnten die HLN-Aktien in letzter Zeit unter Druck gesetzt haben. Derartige Konstruktionen werden anfangs oft recht schwach gehandelt, da viele Aktionäre, die Aktien erhalten, dazu neigen, diese schnell wieder zu verkaufen.

Das Kernproblem ist allerdings die Sorge um eine Klagewelle gegen Haleon im Zusammenhang mit dem rezeptfreien Antazidum Zantac. Zantac wurde sowohl in den USA als auch in der Europäischen Union aus den Regalen genommen, weil Bedenken bestanden, dass das Produkt einen karzinogenen Bestandteil enthält.

Nicht nur die HLN-Aktie ist abgestürzt. Auch die Aktien von GSK und Sanofi (NASDAQ:SNY) haben stark gelitten. Der Abverkauf ist jedoch in mehrfacher Hinsicht etwas irritierend.

Der erste ist das Timing. Erstens das Timing. Den Anlegern sind diese rechtlichen Probleme schon seit einiger Zeit bekannt. In seinem bei den US-Behörden eingereichten Formblatt 20-F hat Haleon mögliche Verbindlichkeiten im Zusammenhang mit Zantac offengelegt. GSK hat das Produkt auch in seinen früheren Filings erwähnt. Es ist unklar, warum die Investoren plötzlich eine massive Haftung befürchten, wenn sie das Problem noch vor wenigen Wochen weitgehend ignoriert haben.

Die Londoner 'Sunday Times' berichtete, dass britische Analysten erst spät auf den ersten Prozess in den USA aufmerksam wurden, der Ende dieses Monats stattfinden soll. Die 'The Times' wies darauf hin, dass dieses Thema von Experten im Vorfeld der Abspaltung von Haleon relativ spärlich kommentiert worden war.

Aber selbst diese Erklärung ist nicht wirklich zufriedenstellend. Die erste Klage in den USA wurde letzte Woche aufgrund widersprüchlicher Berichte darüber, ob der Kläger sich mit anderen Unternehmen geeinigt hatte, zurückgewiesen. Diese vermeintlich gute Nachricht hat HLN, GSK oder SNY aber nichts gebracht, was entweder darauf hindeutet, dass a) etwas anderes im Busch ist und/oder b) die Anleger einfach zuerst verkaufen und erst später die richtigen Fragen stellen.

Der zweite Punkt, der für Irritationen sorgt, ist die Frage, ob Haleon in diesem Fall wirklich die Verantwortung trägt. Möglicherweise nicht. Haleon kontrolliert das Produkt seit 1998 nicht mehr; der 32-prozentige Eigentümer, Pfizer (NYSE:PFE), verkaufte Zantac im Jahr 2006. Wie Haleon in einer Pressemitteilung in diesem Monat feststellte, droht dem Unternehmen eine potenzielle Entschädigungsverpflichtung sowohl gegenüber Pfizer als auch gegenüber GSK, allerdings nur, wenn andere Dritte mit eigenen Forderungen nicht zahlen und nur, wenn Haleon für haftbar befunden wird. Haleon ist "nicht an den Zantac-Behauptungen beteiligt" und hat Zantac in den USA nie vermarktet.

Dennoch hat Haleon in den letzten Wochen mehr als 7 Mrd. USD an Marktkapitalisierung verloren.

Die Kaufgründe für HLN

Für mich sieht das nach einer enormen Überreaktion aus. Ein Teil der Haftung könnte womöglich über ein kompliziertes juristisches Verfahren auf Haleon übergehen. Aber eine solche Haftung wäre noch Jahre entfernt, und die Wahrscheinlichkeit, dass Haleon diese Last allein tragen muss, ist minimal. (Zur Klarstellung: Dieser Artikel ersetzt keine Rechtsberatung.)

Und dennoch scheinen die Investoren bei HLN eine beträchtliche Haftung einzukalkulieren. Wie gesagt, es handelt sich hier um ein Unternehmen, das sowohl bei den Umsätzen als auch bei den Gewinnen in rasantem Tempo wächst. Dennoch wird die Aktie, selbst unter Berücksichtigung höherer Zinsaufwendungen als eigenständiges Unternehmen, zu einem Kurs von weniger als dem 18-fachen des letzten 12-Monatsgewinns gehandelt (zum ersten Quartal; Haleon hat für das 2. Quartal noch keine Gewinnzahlen veröffentlicht)

Selbst ein mittleres einstelliges EPS/Free-Cashflow-Wachstum in der Zukunft, eine Verlangsamung des aktuellen Trends, deutet eher auf einen Kurs von über 7 USD hin - und eine um mehr als 5 Mrd. USD höhere Marktkapitalisierung. Mit anderen Worten: Wenn wir wüssten, dass Haleon über einen längeren Zeitraum hinweg 5 Mrd. USD an Schadenersatz zahlen müsste, sähe die Aktie immer noch recht attraktiv aus. Der voraussichtliche Gegenstandswert der möglichen Schäden beläuft sich auf deutlich weniger als 5 Mrd. USD. (Ich wiederhole es noch einmal: Dies ist keine Rechtsberatung.)

Unterm Strich heißt das, dass Investoren ein äußerst attraktives Unternehmen, eines der besten im Konsumgüterbereich, zu einer enorm attraktiven Bewertung kaufen können. Aufgrund der Rechtsstreitigkeiten, Sorgen über die europäische Wirtschaft und des Inflationsdrucks wird es zweifellos auch in Zukunft Kursvolatilität geben. Langfristig gesehen ist die HLN-Aktie bei knapp über 6 USD jedoch eine gute Kaufgelegenheit.

Offenlegung: Vince Martin ist in keinem der hier erwähnten Wertpapiere investiert.. Er könnte diese Woche eine Position in HLN eröffnen.

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