von Barani Krishnan
Der Artikel für Investing.com erschien am Dienstag, dem 7. August 2018, im Original unter dem Titel 'US-China Trade War Or European Drought? Oats Futures Rally Anyhow'.
Haferliebhaber könnten in der letzten Woche ihr bevorzugtes Frühstück nervös vertilgt haben, nachdem sie den Höhenflug der US-Futures auf das Getreide gesehen hatten, der ohne offensichtliche Gründe einsetzte. Die gute Nachricht ist, dass das Marktgeschehen in Chicago wahrscheinlich nicht in nächster Zeit den Preis im Supermarkt beeinflussen wird - oder auch völlig belanglos bleiben könnte, falls man aus der Vergangenheit schließen kann.
Eine Woche in den August und die Haferfutures an der Chicago Board of Trade stehen im Monat schon 12% höher und mehr als die Hälfte dieser Gewinne, 6,7% um genau zu sein, fielen allein im Handel am Montag an. Der Preis ist an acht der letzten neun Handelstagen gestiegen, womit sich das Getreide seit an die Spitze der 60 an der Terminbörse gehandelten Rohstoffe und auch der von Barchart verfolgten globalen Makrofutures geschoben hat.
Als Gründe werden von Analysten eine Reihe von Sorgen angeführt, die von der Dürre in Europa, die sowohl die Qualität als auch die Erntemenge von Hafer beeinträchtigen könnte, zu dem amerikanisch-chinesischen Handelskrieg reicht, der Importeure in China veranlassen könnte, beim größten Erzeuger Kanada einzukaufen, um die Zölle auf amerikanische Futtergetreide zu umgehen.
Der Höchststand vom Montag von 2,6690 USD den Scheffel an der CBOT brachte Hafer in die Nähe eines Fünfmonatshochs und auf den Weg zu einem 11 prozentigen Anstieg in 2018, nach einer Rallye, die seit April anhält mit einer Unterbrechung im letzten Monat. Während das nicht einmal annähernd soviel ist, wie der 34 prozentige Aufschlag von CBOT-Weizen in diesem Jahr, hat Hafer es geschaft die beiden anderen wichtigen US-Körnerfrüchte – Mais und Soja - deren Kurse respektive um 6% gestiegen oder 8% gefallen sind.
Und die Aufwärtsbewegung könnte noch weitergehen, als die Tagescharts von Investing.com Hafer immer noch als “Starken Kauf” führen und ein starker Widerstand nach Fibonacci erst von 2,75 USD den Scheffel einsetzen soll – was etwa 8 US-Cent über dem Schlusskurs vom Montag wäre. Einige Analysten haben ein ambitionierteres Preisziel von 3 USD den Scheffel.
Könnte die laufende Rallye rein spekulationsgetrieben sein?
“Abgesehen davon, dass es sich um einen hübsche runde Zahl handelt, gibt weder fundamental noch technisch gesehen irgendetwas, dass die Vorhersage von 3 USD begründen könnte,” sagte Shawn Hackett von Hackett Financial Advisors, einem Agraranalysten aus Boyton Beach, Florida. “Es sagt ihnen etwas von der reinen Spekulation, die den Markt prägt, und ich denke, dass das alles mit China zusammenhängt, das in Kanada seinen Hafer kaufen könnte, um die Importzölle gegen US-Futtermittel zu umgehen.”
Aber Hackett denkt auch, dass Pekings strenges “Photosanitäres Protokoll” für Einfuhren von Körnerfrüchten letztlich Importe von kanadischem Hafer behindern wird, was der CBOT-Rallye letztlich den Wind aus den Segeln nehmen könnte. Reis zum Beispiel, gab China schon in 2001 für Importe frei, begann aber erst im letzten Jahr das US-Produkt einzuführen, nachdem sich die beiden Länder auf das Protokoll geeinigt hatten.
So eindrucksvoll wie die Meilensteine und Kurse von Hafer jetzt erscheinen mögen, der Markt ist einer der kleinsten im US-Agrarmarkt, als lediglich 25 Mio Scheffel an der CBOT umgesetzt werden. Im Vergleich dazu gibt offenen Kontrakten auf Mais im Umfang von 9 Mrd Scheffel.
Die geringere Liquidität beim Handel mit Hafer im Vergleich zu anderen Körnern bedeutet, dass es nur eine Handvoll von Spekulanten braucht, um große Bewegungen der Futures auf das Getreide zu erzeugen.
Kursbewegungen der Futures haben kaum Folgen für die realen Preise
Preisspitzen und -täler bei CBOT-Hafer schlagen selten, wenn jemals, auf den Realmarkt durch, der bestimmt was die führenden Marken wie PepsiCo (NASDAQ:PEP)s Quaker, B&G Foods (NYSE:BGS) McCann's und Trader Joe’s für die Rohware bezahlen. Während die US-Haferproduktion kaum die heimische Nachfrage deckt und nichts exportiert wird, variieren die internationalen Preise je nach Ursprung des Korns - ob dieses aus Kanada, Australien, Deutschland, Finnland oder Schweden kommt – und von seiner Nutzung für den menschlichen Verzehr oder als Tierfutter.
“Eine Anzahl von Leuten, die mit dem physischen Produkt handeln, benutzen noch nicht einmal die Futures, wegen deren übertriebener Volatilität,” sagte Chuck Penner, ein Analyst der sich auf kanadische Landwirtschaftsprodukte spezialisiert und bei Leftfield Commodity Research aus Winnipeg arbeitet.
“Der Durchschnittspreis für das reale Produkt steht zur Zeit bei rund 2 USD den Scheffel, was ein 70 Cent Abschlag gegenüber dem Futurepreis ist,” sagt Penner. “Selbst wenn sie die Futures auf 3 USD schicken, würde das keinerlei echte Folgen für eine Packung Haferflocken haben.”
Während er mit Hackett übereinstimmt, dass die derzeitige Rallye der Futures fast ausschließlich spekulativer Natur ist, denkt er, dass die Käufe eher von Sorgen darüber ausgelöst sind, wie die Ernte in der extremen Hitze in Europa verdorren, als von Kanadas Potential seinen Hafer nach China zu exportieren.
“Das einzige, was sich in den letzten Wochen tatsächlich verändert hat, ist die Einsicht, dass die Ernte in Europa in Gefahr ist,” fügte Penner hinzu. “Ansonsten sind sowohl die Nachfrage als auch das Angebot ziemlich stabil.”