- Lennar und KB Home haben mit ihren Quartalsergebnissen letzte Woche die Schätzungen der Analysten übertroffen.
- Nach dem massiven Abverkauf in diesem Jahr bietet der Hausbausektor ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Bei einigen Titeln liegen die Multiples inzwischen im niedrigen einstelligen Bereich.
- KeyBanc Capital Markets stufte den Hausbausektor in einer Mitteilung letzte Woche um zwei Stufen von "Underweight" auf "Overweight" hoch und erklärte, die Geschichte lasse höhere Kurse nach den jüngsten Rückgängen erwarten.
Trotz der erwarteten Abkühlung des US-Immobilienmarktes angesichts steigender Zinsen sieht es für die größten Hausbauer des Landes gar nicht so schlecht aus - zumindest vorerst nicht.
Lennar Corporation (NYSE:LEN) und KB Home (NYSE:KBH) übertrafen in der vergangenen Woche die Schätzungen für die Quartalsgewinne deutlich und lieferten damit einen weiteren Beleg dafür, dass der breit angelegte Ausverkauf des Sektors möglicherweise übertrieben war.
Das in Miami ansässige Unternehmen Lennar, das nach Marktkapitalisierung zweitgrößte Hausbauunternehmen in den USA, meldete für das dritte Quartal einen Nettogewinn je verwässerter Aktie von 5,03 USD, ein Anstieg um 11 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 19 % auf 8,9 Mrd. USD. Die Konsensschätzungen von FactSet hatten einen Gewinn je verwässerter Aktie von 4,81 USD bei einem Umsatz von rund 8,9 Mrd. USD prognostiziert.
Das kleinere, in Los Angeles ansässige Unternehmen KB Home erzielte im dritten Quartal einen Gewinn je verwässerter Aktie von 2,86 USD. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht dies einer Steigerung um 79 %. Erwartet wurden 2,67 USD je Aktie. Die Gesamteinnahmen beliefen sich auf 1,84 Mrd. USD - ein Anstieg von 26 % im Vergleich zum Vorjahresquartal.
In Erwartung einer deutlichen Abkühlung des US-Immobilienmarktes schickten Investoren Aktien aus dem Immobiliensektor in diesem Jahr auf Talfahrt. Der S&P Homebuilders Select Industry Index, zu dem Unternehmen wie Lennar, KB Home und DR Horton (NYSE:DHI) gehören, ist in diesem Jahr um rund 36 % gefallen und steht nun vor dem größten Jahresverlust seit 2007
Nach diesem massiven Sell-off bietet der Immobiliensektor im aktuellen Bärenmarkt jedoch allmählich ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis für langfristige Anlagechancen. Die erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnisse einiger Bauunternehmen sind inzwischen in den niedrigen einstelligen Bereich gefallen (Lennar: 5,37, KB Home: 2,96), ein klares Kaufsignal für Anleger.
KeyBanc Capital Markets stufte den Hausbausektor letzte Woche in einer Investorenmitteilung von "Underweight" auf "Overweight" hoch und erklärte, der Trend deute nach den Rückgängen in diesem Jahr auf höhere Kurse hin. In ihrer Mitteilung verweist KeyBanc auf Daten bis zurück ins Jahr 1963, aus denen hervorgeht, dass die Beziehung zwischen Hausbauunternehmen und dem S&P 500 derzeit ein attraktives Risikoprofil aufweist.
In der Anlegernotiz heißt es:
"Alles in allem sehen wir einen anhaltenden Druck durch die Fundamentaldaten und die Zinstrends, aber gleichzeitig eine positive relative Performance, die unsere Hochstufungen unterstützt. Ausgehend von den aktuellen Notierungen sehen wir für unsere übergewichtet bewerteten Aktien ein Renditepotenzial von rund 20 %."
Die Nachfrage bleibt stark
Angesichts der schnell steigenden Hypothekenzinsen stehen den Bauunternehmen schwierige Zeiten bevor. Die US-Notenbank hat den Zinssatz zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte erhöht und signalisiert, dass weitere deutliche Erhöhungen wahrscheinlich sind, selbst wenn sie das Risiko einer Rezession steigern.
Infolgedessen kletterte der durchschnittliche Zinssatz für eine 30-jährige Festzinshypothek auf 6,29 %, wie aus einer am Donnerstag von Freddie Mac veröffentlichten Umfrage unter Kreditgebern hervorgeht. Es war die zweite Woche in Folge, in der die Zinsen über 6 % lagen. Das letzte Mal, dass die Zinsen so hoch waren, war im Oktober 2008, als die USA in einer tiefen Rezession steckten.
Vor dem Hintergrund des aktuellen makroökonomischen Umfelds gab Lennar bekannt, dass die Auftragseingänge im 3. Quartal um 12 % auf 14.366 Häuser zurückgingen, während die Nettoaufträge von KB Home um 50 % auf 2.040 sanken.
Trotz der Feststellung, dass sich der Markt verlangsamt hat, sagten Lennar und KB Home in ihren Ergebnisberichten, dass ihr Geschäft hauptsächlich aufgrund eines soliden Arbeitsmarktes widerstandsfähig bleibt.
Ein weiterer deutlicher Unterschied in diesem sich abkühlenden Wohnungsmarkt besteht darin, dass das Interesse der Käufer und das Wachstum der Immobilienpreise zwar abgeflaut ist, die Nachfrage jedoch aufgrund der Angebotsknappheit und des Arbeitsumfelds stark bleibt.
Der Executive Chairman von Lennar Stuart Miller sagte in einer Erklärung:
"Die Verkaufszahlen wurden eindeutig durch die steigenden Zinsen beeinträchtigt, aber es besteht nach wie vor ein erheblicher landesweiter Mangel an Wohnraum, insbesondere für Erwerbstätige. Die Nachfrage bleibt unverändert hoch, während wir uns um ein Gleichgewicht zwischen Preisen und Zinssätzen bemühen.“
Fazit
Die Aktien von Häuslebauern spiegeln die Befürchtungen der Anleger wider, dass steigende Hypothekenzinsen die Nachfrage nach Wohnraum drosseln und die Erträge des Sektors beeinträchtigen werden. Viele günstige Faktoren wie ein knappes Angebot, ein starker Arbeitsmarkt und der relativ neue Trend zur Arbeit im Home-Office stützen jedoch weiterhin den Wohnungsmarkt. Außerdem spiegeln die Aktienkurse von Haubauunternehmen bereits ein Worst-Case-Szenario wider und bieten somit einen guten Einstiegspunkt für langfristig orientierte Anleger.
Offenlegung: Der Autor besitzt keine Aktien der in diesem Bericht genannten Unternehmen.