Die Zinsen in den USA steigen. Das hohe Inflationsniveau des Landes hat die Federal Reserve zum Einschreiten gedrängt, um ihr Doppelmandat aus "Preisstabilität und maximaler nachhaltiger Beschäftigung" zu erfüllen.
Preisstabilität bedeutet, dass die Fed eine stabile jährliche Inflationsrate von 2 % anstrebt. Gegenwärtig bewegt sich die 12-Monats-Inflationsrate des Verbraucherpreisindex (VPI) jedoch auf dem höchsten Stand seit den 1990er Jahren.
Aus diesem Grund erhöhte die US-Notenbank am 16. März zum ersten Mal seit 2018 den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt. In der entsprechenden Mitteilung des Offenmarktausschusses (FOMC) hieß es dazu:
"Die Inflation bleibt auf hohem Niveau, was auf Ungleichgewichte bei Angebot und Nachfrage im Zusammenhang mit der Pandemie, höheren Energiepreisen und breiter aufgestellten Preisdruck zurückzuführen ist."
Die Fed-Vertreter äußerten sich außerdem besorgt über die möglichen wirtschaftlichen und inflationären Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine. Folglich stehen uns 2022 voraussichtlich sechs weitere Zinsanhebungen bevor. Anders ausgedrückt: Die Wall Street erwartet von den geldpolitischen Entscheidungsträgern des Landes ehrgeizige und zielgerichtete Schritte zur Eindämmung der Inflation im weiteren Jahresverlauf.
Als Folge davon dürften die Kreditkosten für Unternehmen und Privatpersonen erheblich steigen. Aus diesem Grund sind die Anleger auf der Suche nach Anlageklassen und Sektoren, die in einem Umfeld höherer Zinsen gut abschneiden könnten.
Im heutigen Artikel stellen wir zwei börsengehandelte Fonds (ETFs) vor, die für zahlreiche Leser interessant sein könnten. Beide Fonds werden vom weltweit bekanntesten ETF-Anbieter BlackRock (NYSE:BLK) angeboten.
1. iShares U.S. Regional Banks ETF (ISIN US4642887784)
- Aktueller Kurs: 61,76 Dollar
- 52-Wochen-Spanne: 53,41 - 69,71 Dollar
- Dividendenrendite: 1,88 %
- Kostenquote: 0,41 % pro Jahr
In Zeiten steigender Leitzinsen konzentriert sich die Wall Street vor allem auf den Finanzsektor. Denn natürlich fordern die Banken höhere Zinsen für die von ihnen angebotenen revolvierenden Kreditlinien und Hypotheken.
Dagegen bewegen sich die Einlagensätze für Sparer in der Regel weniger stark. Folglich erhöht sich die Nettozinsmarge der Banken.
Für Unterstützung sorgten außerdem die fiskalischen Impulse während der Corona-Pandemie, so dass die Banken bislang keinen großen Anstieg der notleidenden Kredite (NPL) zu verzeichnen hatten. Es ist also nicht zu erwarten, dass die Verluste aus notleidenden Krediten die Gewinne in den kommenden Monaten belasten werden.
Unser erster Fonds, der iShares U.S. Regional Banks ETF (NYSE:IAT), investiert in US-Regionalbanken, die von einem höheren Zinsniveau profitieren könnten. Der Fonds wurde im Mai 2006 aufgelegt.
Der IAT, der die Wertentwicklung des Dow Jones US Select Regional Banks Index abbildet, besteht aus 39 Titeln. Zu den Untersektoren gehören u.a. Regionalbanken (87,07%), diversifizierte Banken (11,69%) sowie Spar- und Hypothekenbanken (0,94%).
Auf die 10 größten Bestände des Gesamtportfolios entfallen fast 63 % des Nettovermögens von 1,45 Milliarden Dollar. Zu diesen wichtigsten Titeln gehören PNC Financial Services (NYSE:PNC), Truist Financial (NYSE:TFC), U.S. Bancorp (NYSE:USB_pa) (NYSE:USB), SVB Financial Group (NASDAQ:SIVB) und Fifth Third Bancorp (NASDAQ:FITB).
Der IAT ist im vergangenen Jahr um 4,9 % gestiegen und erreichte Anfang Januar ein Rekordhoch. Seitdem sind die Aktien des börsengehandelten Fonds jedoch unter Druck geraten, so dass der Fonds rund 11 % an Wert eingebüßt hat.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) liegen bei 12,99x bzw. 1,53x. Für "Buy-and-hold"-Anleger bietet sich ein Kauf der IAT-Anteile zu den aktuellen Kursen an.
2. iShares Edge MSCI International Value Factor ETF (ISIN IE00BP3QZB59)
- Aktueller Kurs: 25,34 Dollar
- 52-Wochen-Spanne: 23,26 - 27,36 Dollar
- Dividendenrendite: 3,27 %
- Kostenquote: 0,30 % pro Jahr
In den USA ansässige Kapitalanleger, die über die möglichen Auswirkungen steigender Leitzinsen besorgt sind, sollten sich auch mit internationalen Aktien befassen.
Der iShares MSCI International Value Factor ETF (NYSE:IVLU) bietet Zugang zu internationalen Unternehmen mit großer und mittelgroßer Marktkapitalisierung (Cap), die Value-Merkmale aufweisen. In unsicheren Zeiten favorisieren Marktteilnehmer typischerweise Value-Aktien aufgrund ihrer stabilen Erträge, Cashflows und Dividenden sowie ihres Wachstumspotenzials.
Der IVLU, der aus 346 Titeln besteht, zeichnet die Wertentwicklung des MSCI World (DE:X010) ex USA Enhanced Value Index nach. Seit seiner Auflegung im Juni 2015 ist das verwaltete Vermögen auf 1,35 Milliarden Dollar angewachsen.
Mit 18,57 % stellen Finanzwerte den größten Teil des Portfolios dar. Es folgen Werte aus den Bereichen Industrie (15,90 %), Gesundheitswesen (11,65 %), zyklische Konsumgüter (10,20 %), Basiskonsumgüter (9,90 %), IT (9,12 %) und Werkstoffe (8,78 %). Etwa ein Fünftel des Portfolios entfällt auf die 10 führenden Titel.
In Bezug auf die geografische Struktur stammen mehr als ein Drittel der IVLU-Titel aus Japan. Es folgen Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich (17,13%), Frankreich (10,91%), Deutschland (8,37%), der Schweiz (5,48%) und Italien (3,63%).
Zu ihnen gehören British American Tobacco (LON:BATS) (NYSE:BTI), Toyota (T:7203) Motor (NYSE:TM), die Pharma-Schwergewichte Novartis (SIX:NOVN) (NYSE:NVS) und Sanofi (PA:SASY) (NASDAQ:SNY) sowie der Ölkonzern Shell (NYSE:SHEL).
Der IVLU-ETF hat im vergangenen Jahr 1,48 % und seit Jahresbeginn 0,40 % an Wert verloren. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) liegen bei 10,10x bzw. 1,02x. Wer an globalen Aktien interessiert ist, die mit einem erheblichen Discount zu ihrem inneren Wert gehandelt werden, sollte IVLU genauer unter die Lupe nehmen.