Die Mitte 2021 angekündigte Wachstumsstrategie „Claim5“, mit der das Modehaus bis 2025 die Umsätze auf 5 Mrd. EUR und das operative Ergebnis auf 600 Mio. EUR Euro steigern will, trägt bereits Früchte. Die Konzernleitung hat die Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr bereits zwei Mal nach oben angepasst und den Ausblick mit Veröffentlichung der Zahlen für Q3/23 vor wenigen Tagen erneut bestätigt. Der Aktienkurs hingegen hat seit Juli wieder deutlich konsolidiert, was eine Einstiegsgelegenheit darstellen könnte.
Der Hersteller und Vertreiber von Damen- und Herrenbekleidung des Premium-Segments hat sich bis 2025 anspruchsvolle Ziele gesteckt. Im Wesentlichen geht es Boss (ISIN: DE000A1PHFF7) dabei um den Ausbau der Marktanteile, Stärkung des Markenimage, Steigerung der Umsätze auf 5 Mrd. EUR (ursprünglich 4 Mrd.) und Verbesserung der operativen Marge auf mindestens 12%. „Beide Marken (BOSS und HUGO) haben ihre Marktanteile weltweit erheblich ausgebaut und ihre Relevanz deutlich gesteigert.“, hieß es erst im Juni von Seiten des Unternehmens. Die Zahlen für Q3/23 bestätigen dies. Die Ertragsprognosen für das Gesamtjahr wurden erneut bestätigt.
Mit einer Umsatzprognose von 4,1 bis 4,2 Mrd. EUR für 2023 könnte das ursprüngliche anvisierte Umsatzziel von 4 Mrd. EUR bereits dieses Jahr erreicht werden. Allein der Umsatz in Q3/23 betrug bereits 1,03 Mrd. EUR, was einem Anstieg von 10% gegenüber Q3/22 darstellt. Das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) betrug 103 Mio. EUR und legte gegenüber Q3/22 um 12 % zu. Die EBIT-Prognose für das laufende Jahr wird auf 400 bis 420 Mio. EUR beziffert und würde einem operativen Ergebniszuwachs von 20 bis 25% entsprechen, bei einer EBIT-Marge von rund 10%. Insbesondere an der Entwicklung von Letzterer dürften Anleger in den folgenden Quartalen die Erfolgsaussichten der Wachstumserwartungen messen.
Bewertung auf Basis des EBIT
Ein Blick auf die historischen EBIT-Multiples der letzten 10 Jahre zeigt, dass sich das Bewertungsniveau von Boss seit 2019 - aufgrund gestiegener Risiken - deutlich verringert hat. Bis dahin hat die Notierung auf ihrem jährlichen Tiefpunkt im Durchschnitt relativ konstant das 12-fache des EBIT betragen. Das Jahreshoch des EBIT-Multiples notierte im Durchschnitt ziemlich konstant beim 17-fachen. Seit 2019 beträgt der Mittelwert für das minimale EBIT-Multiple hingegen nur noch das 8-fache. Das maximale EBIT-Multiple schoss in 2021 zwar nochmal hoch auf das 18-fache, betrug in 2019 und 2022 im Durchschnitt jedoch nur noch das 13-fache des EBIT. Bei einem prognostizierten EBIT von 400 Mio. EUR – entspricht 5,80 EUR je Aktie – und Multiples von 8 und 13 gelangen wir zu einem Einstiegskurs von 46 EUR und zu einem Kursziel von 75 EUR.
Charttechnik
Ausgehend vom Tiefpunkt bei 19,30 EUR im Oktober 2020 befindet sich die Notierung von Boss in einem mittelfristigen Aufwärtstrend, der seinen bisherigen Höhepunkt im Juli 2023 bei 75 EUR fand. Seitdem konsolidiert die Notierung innerhalb von diesem. Die Aktie hatte damit einhergehend zuletzt Abgaben bis auf ein Kursniveau von ca. 55 EUR zu verzeichnen und die Begrenzung des Trends bereits leicht unterschritten. Ein nachhaltiger Bruch des Trends würde zunächst Abwärtspotential bis zur nächsten Unterstützungszone bei 45 bis 46 EUR eröffnen. Sollte der Trend halten und das letzte Zwischenhoch bei 60 EUR überschritten werden, dann wäre ein erneuter Test der Jahreshöchstmarke von 75 EUR in nächster Zeit möglich. Die relative Stärke auf Basis von 14-Wochen dreht aktuell nah am überverkauften Bereich nach oben, was als Indiz für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends gewertet werden könnte.
Fazit
Bislang scheint die Wachstumsstrategie aufzugehen. Die nächsten Quartale werden zeigen, ob das Umsatzniveau weiter ansteigt und ob die operative Marge sich verbessert. Rücken die anvisierten Ziele weiter in die Nähe, dann sollten höhere Kursniveaus die Folge sein. In Relation zur aktuellen Ertragsschätzung halten wir die Aktie auf dem jetzigen Kursniveau für fair bewertet. Da ein kurzfristiger Rückgang auf unser Einstiegsniveau von 46 EUR (-22%) nicht auszuschließen ist beobachten wir zunächst den weiteren Kursverlauf. Risikobewusste Anleger können bereits eine Teilposition aufbauen.
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