Sollte Jakarta das Exportverbot für Bauxit aufheben, könnte der gesamte Produktionsüberschuss nach China verkauft werden. Der Aufbau der nachgelagerten Wertschöpfungskette in Indonesien geht offenbar nicht so schnell wie geplant.
Die indonesische Regierung steht möglicherweise vor einer Lockerung des Exportverbots für Bauxit. Dies berichtet der Branchendienst Fastmarkets unter Berufung auf eigene Quellen. Andere Medien berichten ebenfalls und beziehen sich auf das Portal Bisnis.com. Dieses wiederum behauptet, ein Sprecher des Bergbauministeriums habe entsprechende Äußerungen getätigt.
Bauxit Exportverbot: Lockerung in den kommenden Monaten?
Laut Fastmarkets könnte das Exportverbot für Bauxit in den kommenden Monaten gelockert werden, sodass der Rohstoff ab dem vierten Quartal wieder auf dem Weltmarkt zur Verfügung stehen könnte. Indonesien hatte 2021 erstmals ein Exportverbot angekündigt und dies mit der weiteren Entwicklung der nachgelagerten, einheimischen Wertschöpfungskette begründet. Am 10. Juni 2023 trat das Exportverbot schließlich offiziell in Kraft.
Das ostasiatische Land ist für den globalen Bauxitmarkt von großer Bedeutung. Laut dem US Geological Survey verfügt Indonesien über Bauxitreserven von 1 Milliarde t. 2023 lag die Produktion jedoch bei lediglich 20 Millionen t.
Im Februar hatte die Regierung bereits Förderquoten für 14 Millionen zusätzliche Tonnen Bauxit genehmigt. Offenbar reicht die heimische Kapazität zur Tonerde-Raffination jedoch nicht aus, um diese Mengen auch zu verarbeiten.
Es fehlt an Tonerde-Raffinerien
Fastmarkets Analyst Andy Farida kommentierte: "Die indonesische Regierung denkt möglicherweise darüber nach, das Bauxit-Exportverbot zu lockern, weil sie einfach nicht über die nötigen Tonerde-Raffinerien verfügt, um so große Mengen Bauxit zu verbrauchen". Das Exportverbot schade den indonesischen Bauxitproduzenten deshalb stärker, als es ihnen nutze.
Doch auch das im Bergbau des Landes stark präsente China könnte in die Entscheidung involviert sein. Die Volksrepublik war lange der größte Abnehmer für Bauxit aus Indonesien. 75 % der Gesamtimporte Chinas wurden einst aus Indonesien geliefert. Dies liegt jedoch länger zurück: Bereits 2014 hatte die Regierung in Jakarta erstmals ein Exportverbot erlassen (und erst 2017 wieder aufgehoben).
Farida glaubt, dass die hohe Nachfrage aus China zu Druck seitens der Produzenten auf die Regierung geführt hat. Durch die Preisfindung allein aufgrund der inländischen Nachfrage fielen die Einnahmen geringer aus als es nach einer Aufhebung des Exportverbots der Fall sei.
"China könnte gesamten Bauxitüberschuss aufkaufen"
China könnte Farida zufolge "den gesamten indonesischen Bauxitüberschuss aufkaufen" und anschließend selbst mit Guinea niedrigere Preise aushandeln.
Auch ein durch Fastmarkets befragter chinesischer Händler hält Lobbyarbeit für eine mögliche Ursache hinter der Entwicklung. "Es ist viel einfacher, durch den Verkauf von Bauxit anständige Gewinne zu erzielen als durch den Verkauf von Aluminiumoxid. Der Bau von Aluminiumoxidraffinerien kostet Zeit und Geld und ist möglicherweise nicht immer rentabel".
Andere Quellen aus der Branche bestätigen dies. Offensichtlich fehlt den Bauxitproduzenten in Indonesien ohne den Export des Rohstoffs das Kapital für die Investitionen in Aluminiumoxidprojekte.
Doch es gibt auch Gegenstimmen, die angesichts des mittlerweile fast schon traditionellen indonesischen Rohstoffnationalismus einen Kurswechsel bezweifeln. Ein chinesischer Aluminiumoxidproduzent etwa hält eine Aufhebung des Exportverbots "frühestens nächstes Jahr" für möglich.
"Sehe keinen Grund, das Verbot aufzuheben"
"Indonesien hat große Anstrengungen unternommen, um Investoren für den Bau von Aluminiumoxidprojekten im Land zu gewinnen und so seine industrielle Kette zu verbessern. Die im Bau befindlichen Projekte haben Fortschritte gemacht und ich habe gehört, dass mehrere Projekte bis Ende dieses Jahres in Betrieb genommen werden", kommentierte ein chinesischer Händler. Er sehe keinen Grund, das Verbot aufzuheben.
Tatsächlich wäre die Genehmigung von Bauxitexporten ein Nachteil für die heimischen Aluminiumoxidraffinerien. Diese müssten die Rohstoffe dann zum Weltmarktpreis beziehen und somit mehr zahlen als jetzt.
Unabhängig davon, ob es zu einer Aufhebung oder Lockerung des Exportverbots kommt: Der Aufbau der Wertschöpfungskette genießt bei der Regierung weiterhin hohe Priorität.
Indonesia Asahan Aluminium (Inalum) und Emirates Global Aluminium (EGA) arbeiten am Ausbau der Produktionskapazität für Primäraluminium. Diese soll von derzeit 250.000 t auf fortan 600.000 t pro Jahr steigen. Das Vorhaben befindet sich jedoch offenbar noch im Stadium einer Machbarkeitsstudie.
Die globale Aluminiumoxidproduktion dürfte in diesem Jahr rückläufig seien – Schätzungen gehen aktuell von einem Minus von 2,0-3,5 % gegenüber dem Vorjahr aus. Der Preis liegt bedingt durch Versorgungsengpässe in Australien, Indien und Guinea mehr als 40 % höher als zum Jahresbeginn.