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Inflation: Preise steigen stärker als Löhne – kommt Lohn-Preis-Spirale?

Veröffentlicht am 13.11.2021, 12:25

Das Thema Inflation ist in aller Munde: Es steigen Produzenten – und Verbraucherpreise, die Kosten für Mieten und Unterkünfte, für die Gesundheit. Auch die Löhne gehen in die Höhe, allerdings noch nicht so stark wie die allgemeine Inflation. In Ökonomenkreisen herrscht bereits die Furcht vor einer möglichen Lohn-Preis-Spirale. Allerdings zehrt die Inflation stärker an der Kaufkraft der Konsumenten, die Lohnsteigerungen können dies nicht kompensieren, wie folgende Übersichten aufzeigen.

Inflation – und die Einkommen der Mittelschicht

Das Bureau of Labor Statistics sammelt seit den 1960er-Jahren auch die Daten über die Einkommensentwicklung der Mittelschicht in den USA. Bei einer nominalen Darstellung sieht man eine kontinuierliche Entwicklung über fast sechs Jahrzehnte. Während der Corona-Krise 2020 ist ein kleiner Zacken nach oben feststellbar, der wahrscheinlich auf die Nachfrage nach Zeitarbeit zurückzuführen ist. Insgesamt sieht man an den BLS-Daten einen Anstieg der Jahresverdienste auf 44.773 Dollar, was aber inflationsbereinigt sieben Prozent unter dem Hoch von 1972 liegt.

Hier die nominale Entwicklung der Stundenlöhne:

Stundenlöhne

Vor der Einschätzung, was dies eigentlich unter Einbeziehung der Inflation bedeutet, zunächst ein Blick auf die langfristige Entwicklung der Wochenarbeitszeit. Zunächst ging es über Jahrzehnte abwärts mit der Arbeitszeit.

Inflation und Stundenlöhne

Berücksichtigt man die Inflation, sieht man, dass es trotz der jüngsten Anstiege der Löhne unter der Präsidentschaft von Donald Trump mit den Löhnen, jetzt nach Corona, real nach unten geht. Der Anstieg des Consumer Price Index CPI schlägt bei den Realeinkommen der Mittelschicht zu:

Inflation und Reallöhne

Hier ist ein Blick auf den YoY-Vergleich der letzten zwanzig Jahre bei den wöchentlichen Einkommen. Das Ganze aber ohne die steuerlichen Aspekte. Die Inflation radiert Zuwächse aus:

Inflation und Reallöhne historisch

Was macht der Niedriglohnsektor?

Über die Probleme am US-Arbeitsmarkt für die Unternehmen, Arbeitskräfte im aktuellen Aufschwung zu finden, auch als Folge der opulenten Versorgung der Arbeitslosen durch den Staat, wurde bei FMW schon viel berichtet. Im Bereich des Mindestlohns schlägt die Inflationsrate gewaltig zu, Teuerung trifft die unteren Einkommen stets ganz besonders. Daher auch die Bestrebungen der Regierung Biden zur Anhebung der Mindestlöhne, was politisch nicht so leicht umsetzbar ist.

Löhne Niedriglohnsektor

Quelle: IHS

Fazit

Die Löhne in den USA haben zu steigen begonnen, mit Steigerungsraten von etwa viereinhalb Prozent. Dies genügt nicht um den Effekt der Inflation auszugleichen, die nun schon den sechsten Monat in Folge über fünf Prozent liegt (aktuell 6,2%). Damit verbraucht sich zunehmend das verfügbare Einkommen der Konsumenten in den USA. Was gleichzeitig bedeutet, dass der Konsum als Ganzes mit seinem 70 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt bedroht wird. Doch hat man dies noch nicht an den Einzelhandelsumsätzen bemerkt (Nachholeffekte), aber das Verbrauchervertrauen ist bereits in Tiefen abgesackt, als ob man vor einer rezessiven Phase stünde. Heute gibt es hierzu neue Daten.

Daher ist es schon etwas seltsam, dass das US-Wachstum so in die Zukunft fortgeschrieben wird. Um die Kaufkraft des Verbrauchers zu erhalten, muss entweder die Inflation deutlich sinken, oder die Einkommen müssen deutlich steigen. Beides ist nicht so einfach umsetzbar, politisch wie praktisch, auch wenn Präsident Biden die Bekämpfung der Inflation zur ersten Priorität ausgerufen hat.

Die ganze Gemengelage ist für mich wieder ein Beispiel dafür, dass es in der reflexiven Welt der Wirtschaft nicht möglich ist, zukünftige Entwicklungen valide vorherzusagen – nicht von der Federal Reserve und auch nicht von Prognoseinstituten.

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