Seit letztem Jahr wird in der Welt die Angst vor der Inflation immer größer. Verhindern kann man dies nicht mehr, da in den meisten Ländern die Preise auf Rekordhöhe geschossen sind. Egal, ob in Europa, Asien oder den Amerikas, die Preise steigen und steigen. Was man aber kaum bis gar nicht in den Medien hört, sind die Entwicklungen in China. Klar, über Unruhen in Hongkong oder die Einschränkungen wegen der „Zero-Covid-Policy“ hören wir immer wieder, aber von der Inflation keine Spur. Wenn Sie gefragt werden, wie es dort um die Inflation steht, könnten Sie mit Bestimmtheit eine richtige Schätzung abgeben?
Ohne es hier weiter in die Länge zu ziehen: in China liegt die Inflation aktuell bei 2.2%, dem höchsten Stand seit 2020. Ziemlich unspektakulär, oder? Dabei wurde den Chinesen der Untergang attestiert. Die strikten Corona-Regeln würden die Wirtschaft kaputtmachen, heißt es andauernd. Das Wirtschaftswachstum wird trotz prognostizierter 5 % (von der World Bank Group) für dieses Jahr noch immer als schlecht abgetan. Letztes Jahr wuchs die chinesische Wirtschaft um 8.1%. Auch die regulativen Maßnahmen gegen Datenschutzmissbrauch und Lücken in der Bilanzierung wurden immer wieder kritisiert. Dabei scheint aber die Taktik des langsameren Wachstums in China aufzugehen. Mit der gesetzlichen Renovierung der Wirtschaft, in der sich die Regierung die Großkonzerne, wie Alibaba (NYSE:BABA) oder DiDi, vorknöpft, bereiten die Chinesen die Basis für weiteres Wachstum vor.
Zudem durchläuft die chinesische Wirtschaft gerade einen Strukturwandel. Während das Land noch vor 1 bis 2 Jahrzehnten ausschließlich Produzent für Billigwaren war, kommt nun auch eigene Innovation aus dem ostasiatischen Land. Made in China steht nicht mehr nur für Billigzeugs, sondern auch hoch technologisierte Produkte kommen mittlerweile von dort. Im Segment der Elektroautos sind die Chinesen mit extremen Akkureichweiten, ausgefeilten Computern und Sensoren ganz weit vorne und expandieren gerade nach Europa. Nio, zum Beispiel, eröffnet im September in Budapest seine erste ausländische Fabrik für Antriebs- und Batterieprodukte, wie Ladestationen. Xpeng (NYSE:XPEV) ist schon länger in Dänemark, Holland und Norwegen vertreten. China muss auch umstellen, denn mit den globalen Lieferkettenproblemen werden sich viele Länder nach anderen Produzenten umschauen.
Man kann China wirklich auf sehr vielen Ebenen kritisieren, und das sollte man im Hinblick auf den Genozid an den Uyguren auch tun. Hier aber den wirtschaftlichen Erfolg in einer Zeit des globalen Rückgangs herunterzuspielen, ist nicht sonderlich professionell. Was den Aktienmarkt angeht, kann man selbstverständlich Kritik üben, denn der Hang Seng Index konnte seit 2018 kein neues Allzeithoch ausbauen, während die US-Indizes beispielsweise bis November 2021 gestiegen sind. Wenn der Strukturwandel aber einmal abgeschlossen ist und die Aktienmärkte darauf reagieren, dürfte sich auch die Finanzwelt wieder auf Anstiegskurse einlassen.
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