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Die Notenbanken haben jüngst ganze Arbeit geleistet. Die Sorgen der Anleger vor einer zunehmenden Inflation und einem damit notwendigen Eingreifen der Notenbank in Form einer Reduzierung der Anleihekäufe scheinen vollkommen verflogen. Immer wieder hatten sich in der jüngeren Vergangenheit Notenbankmitglieder zu Wort gemeldet und beteuert, dass es zwar inzwischen sinnvoll ist, über zukünftige Maßnahmen zu sprechen, es aber für eine baldige Reaktion noch deutlich zu früh sei.
So zum Beispiel erst vorgestern der Vizechef der US-Notenbank (Fed) Richard Clarida, der in einem Interview sagte, auf einer der kommenden Sitzungen könne der Zeitpunkt für eine Debatte über ein Abschmelzen der Konjunkturhilfen gekommen sein. Zugleich machte er aber die Behandlung des Themas von den Konjunkturdaten abhängig. Und damit sagte er eigentlich nichts Neues.
Gleiches gilt für die Chefin des Notenbankbezirks San Francisco, Mary Daly. Sie machte in einem Interview deutlich, dass mit dem Beginn der Debatte keinesfalls zeitnah mit konkreten Schritten zum Abschmelzen der Anleihekäufe zu rechnen sei. „Wir reden darüber, über ein Abschmelzen zu sprechen. Ich möchte, dass jeder weiß, dass es nicht darum geht, jetzt etwas zu tun", sagte sie konkret.
Letztlich dienen solche Wortmeldungen dazu, die Märkte sehr vorsichtig auf ein Ende der extrem expansiven Geldpolitik vorzubereiten. Erst wird darüber nachgedacht, über ein Abschmelzen der Anleihenkäufe nachzudenken. Dann wird darüber gesprochen, über ein Abschmelzen der Anleihenkäufe zu sprechen. Anschließend wird auf einer Notenbanksitzung darüber gesprochen, wahrscheinlich schon im Juni, wenn auch neue Projektionen zur Wirtschaftsentwicklung und ein aktualisierter Zinsausblick anstehen. Und irgendwann wird ein konkreter Plan vorgelegt, vielleicht im September, wenn weitere Daten in die Konjunktur-Prognosen der Notenbank einfließen konnten.
Hinzu kommen die gebetsmühlenartigen Beteuerungen, dass der aktuelle Anstieg der Inflation nur vorübergehender Natur ist. Und diese zeigen Wirkung. So sind die Inflationserwartungen seit Mitte Mai nicht weiter gestiegen, sondern sogar leicht gesunken.
Gleiches gilt für die Renditen. Statt einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung, die sich vor einer Woche noch angedeutet hatte (siehe auch „Die große Wende kommt am Anleihemarkt wieder in Gang“), hat sich bei US-Anleihen die Seitwärtskonsolidierung fortgesetzt.
Und hierzulande hat es den am 12. Mai prognostizierten Angriff der Umlaufrendite auf das Hoch von Ende 2020 bei -0,2 % gegeben (siehe Börse-Intern vom 12. Mai), der kurze Ausbruch darüber hat sich aber zunächst als Fehlsignal entpuppt. Mit aktuell -0,25 % ist wieder der Stand vom 12. Mai erreicht.
Der Bund-Future hat nach seinem neuen Korrekturtief sogar recht dynamisch den kurzfristigen Abwärtstrendkanal gebrochen:
Eine schnelle Wiederaufnahme der Abwärtsbewegung ist dadurch vorerst nicht zu erwarten. Dennoch sind dies sehr wahrscheinlich nur Unterbrechungen in den übergeordneten Trends. Letztlich werden die Renditen weiter steigen. Aber solange das nicht der Fall ist, spricht dies für ein durchaus erfolgreiches Vorgehen der Notenbanken gegen die Inflationssorgen der Anleger und Investoren.
Und dadurch feiern einige Investments derzeit ein Comeback. An den Aktienmärkten lässt sich wieder eine zunehmende Zockermentalität feststellen. Nach dem neuen Rekordhoch des DAX werden nun sogar wieder Papiere wie die von GameStop (NYSE:GME) wiederentdeckt. Nach einer wochenlangen Seitwärtsphase sprang der Kurs allein vorgestern um 20 % an (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart). Gestern kamen noch einmal ca. 12 % hinzu.
Ich sehe diese Entwicklung mit großer Skepsis. Aus meiner Sicht hätten die Notenbanken schon längst einen oder zwei Schritte weiter sein können. Schließlich haben selbst einige Notenbankmitglieder inzwischen von Übertreibungen an den Finanzmärkten gesprochen. Und eine anhaltende Geldflut im aktuellen Stadium der wirtschaftlichen Erholung macht die Sache nicht gerade besser.
Auch der Goldpreis feiert ein Comeback. Er profitiert davon, dass trotz steigender Inflation die Renditen nicht weiter zulegen, sondern sogar noch einmal zurückgekommen sind und die Realrenditen (siehe folgender Chart) damit weiterhin auf Rekordtiefs verweilen (aktuell -1,82 %).
Am 15. April hatte ich die Frage gestellt „Was könnte Gold wieder auf die Beine helfen?“. Und ich hatte darauf hingewiesen, dass Gold „insbesondere von sinkenden Zinsen profitiert, wobei eine hohe negative Korrelation zu den Realrenditen zu beobachten ist“. Und so sollte es nun auch nicht verwundern, dass der Goldpreis jüngst deutlich zulegen konnte.
In der Analyse vom 15. April hatte ich über einen Doppelboden (grüne Pfeile) und den Ausbruch über das Zwischenhoch der beiden Tiefs bei 1.755 USD (grüner Kreis) berichtet und geschrieben: „Gelingt nun auch noch der bullishe Bruch des Abwärtstrendkanals (rot), dann hätte der Goldpreis sehr gute Chancen für eine deutliche Fortsetzung der Kurserholung. Es wäre sogar denkbar, dass das Edelmetall dann eine ABC-Korrektur (rote Buchstaben) hinter sich gelassen hat und der übergeordnete Aufwärtstrend wieder aufgenommen wurde.“ Seitdem hat der Goldpreis seinen 200-Tage-Durchschnitt (blaue Linie) zurückerobert und schon fast 61,80 % der Kursverluste aufgeholt (graue Linien im folgenden Chart):
Aus Sicht der Fibonacci-Marken ist der Abwärtstrend damit zwar noch nicht beendet – das wäre erst oberhalb des 61,80er Retracements bei 1.923,05 USD der Fall – aber die starke Aufwärtsbewegung seit dem Doppeltief macht keinen korrektiven Eindruck, sondern hat eher den Charakter einer impulsiven Welle. Womöglich ist dies also die Welle 1 eines neuen Aufwärtstrends, so dass der vorherige Aufwärtstrend nach der ABC-Korrektur tatsächlich wieder aufgenommen wurde.
Langfristig bleibe ich allerdings skeptisch für den Goldpreis. Hier gilt die Analyse vom 15. April auch weiterhin. Darin hieß es: „Allerdings dürften die Notenbanken vorerst noch den Fuß auf dem Gaspedal halten, bis der Inflationsdruck zu hoch wird. Erst dann dürften sie das Tempo (Volumen) ihrer Anleihekäufe reduzieren, was aber wohl frühestens in der zweiten Jahreshälfte der Fall ein wird. Und so könnten die Realrenditen mit einer weiter steigenden Inflation sogar noch einmal deutlich fallen, was die Kurserholung im Goldpreis weiter antreiben dürfte.“ So weit, so gut.
Aber weiter: „Setzt sich die wirtschaftliche Erholung aber fort, werden die Notenbanken ihre expansive Geldpolitik zurücknehmen und einen Anstieg der Renditen zulassen. Und ist der Anstieg der Inflation tatsächlich nur temporär, wird dies eine Wende bei den Realrenditen bedeuten.“ Und damit dürfte dann auch wieder der Goldpreis nach unten drehen. Goldbullen sollten also die aktuelle Party noch genießen, so lange sie anhält.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
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