Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1031 (07:07 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0991 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.67. In der Folge notiert EUR-JPY bei 119.87. EUR-CHF oszilliert bei 1.1004.
Der IWF kürzte im World Economic Outlook (WEO 10/2019) erwartungsgemäß Wachstumsprognosen. Der IWF wird insbesondere wegen des von den USA initiierten Handelsstreits pessimistischer.
Gleichwohl ist anzumerken, dass die Widerstandskraft der globalen Wirtschaft hinsichtlich der handels- und geopolitischen Anfechtungen durch die USA erstaunlich stark ausgeprägt ist.
Das hat unseres Erachtens strukturelle Gründe, die viel zu wenig beachtet werden. In den aufstrebenden Ländern, die circa 65% der Weltwirtschaft auf Basis Kaufkraftparität darstellen, wachsen die Dienstleistungssektoren als Teil des BIP und damit die endogenen Wirtschaftstreiber. Auch nimmt der Handel zwischen den aufstrebenden Ländern zügig zu. Entsprechend kommt es zu einer fortgesetzten Abkoppelung von den Konjunkturzyklen des Westens. Das hilft!
Kommen wir zu den Fakten der IWF-Prognose: Einem von Konjunkturschwäche geprägten Jahr 2019 soll eine Erholung per 2020 folgen. Per 2019 rechnet der IWF 2019 mit einem Wachstum von 3,0% (zuvor 3,2%). Sofern die Prognose eintrifft, wäre es der schlechteste prozentuale Wert seit 2010. Gleichwohl sei angemerkt, dass 3% Wachstum 2019 eine massiv höhere reale Wirtschaftsexpansion darstellen als 3% per 2010. Die Basis, auf der die Prozente gerechnet werden, ist heute deutlich höher. Per 2020 soll die Expansion des globalen BIP dann bei 3,4% liegen (bisher 3,5%). Das klingt optimistisch.
US- Sonderzölle hätten die Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen gedämpft. Richtig, das trifft allen voran die Ökonomien in Kontinentaleuropa, die stark in Sektoren der Investitionsgüterindustrie aufgestellt sind. Aber müssen Investitionen nicht nachgeholt werden, wenn die Weltwirtschaft und Weltbevölkerung weiter wachsen? Versäumt es der IWF nicht, dieses Aufholpotential, das insbesondere für Kontinentaleuropa Optimismus begründet, zu erkennen? Gut, das haben sie auch 2010 verpasst …
Kurzrepliken zu IWF-Statements:
Laut IWF wäre die Lage ohne die sehr lockere Geldpolitik in vielen Ländern und Wirtschaftsregionen noch wesentlich schlechter.
Unsere Einlassung: Wir stimmen in Teilen zu, nicht bezüglich der EZB-Politik!
Die Geldpolitik dürfe aber nicht die einzige Stütze sein.
Unsere Einlassung: Richtig, Strukturpolitik ist der Schlüssel (die in den USA nicht stattfindet!)
Die Finanzpolitik der Länder müsse bei Spielräumen tätig werden.
Unsere Einlassung: Mit investiver und nicht konsumtiver Grundausrichtung!
Explizit wurde hier Deutschland genannt. Die Bundesregierung solle die aktuell negativen Zinsen nutzen, um mehr zu investieren.
Unsere Einlassung: Richtig, die Infrastruktur und Bildungsstruktur ist den Anforderungen von heute und morgen anzupassen! So geht es nicht weiter!
Sollte das Wachstum auf der Welt noch weiter nachlassen, sei eine koordinierte Antwort der Staaten womöglich erforderlich.
Unsere Einlassung: Ja, Vollkasko steht ultimativ im Raum …
Innenpolitik USA: Amtsenthebungsverfahren Trump - Krisenmodus
Die Situation bezüglich des von den US-Demokraten angestrebten Amtsenthebungsverfahrens gegen US-Präsident Trump spitzt sich zu. Die Innenpolitik der USA befindet sich faktisch im Krisenmodus. US-Vizepräsident Pence und Präsident Trumps Anwalt Giuliani verweigern die Zusammenarbeit bei Ermittlungen des US-Repräsentantenhauses. Der Anwalt Giulianis erklärte, die Dokumente seien durch Rechtsgrundsätze im Rechtsanwalt-Mandanten-Verhältnis geschützt und äußerte: "Dies scheint eine verfassungswidrige, grundlose und illegitime Amtsenthebungs-Untersuchung zu sein."
Auch der Anwalt von US-Vizepräsident Pence verwies auf eine mögliche Verfassungswidrigkeit, da das Parlament nicht für die Genehmigung der Untersuchung gestimmt habe. Das Pentagon geht gleichfalls nicht auf die Aufforderung des Repräsentantenhauses ein, Dokumente offen zu legen. Man beruft sich auf rechtliche und praktische Bedenken, die eine Kooperation zu diesem Zeitpunkt unmöglich machten. So sei das Vorgehen des Hauses nicht durch eine entsprechende Abstimmung gedeckt.
Die Welt schaut gespannt zu, wie sich die Dinge weiter entwickeln. Ob diese innenpolitische Lage, den USA Reputationsschäden zufügt, darf diskutiert werden.
Brexit-Deal Hoffnungen bestimmen das Bild
Die Gespräche zwischen dem UK und der EU gehen in die Endrunde. Auf dem anstehenden Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs könnten Details eines Vertrages vereinbart werden, bevor das britische Parlament darüber abstimmt.
Der irische Ministerpräsident sieht Fortschritte in den Brexit-Verhandlungen. Es sei aber noch unklar, ob man rechtzeitig zum EU-Gipfel eine Vereinbarung hinbekomme. EU-Chefunterhändler Barnier sieht drei Szenarien: Eine Einigung vor dem Gipfel, eine erneute Verschiebung des Austrittstermins oder ein Scheitern der Gespräche.
Offen seien die Zollregelungen für die irische Insel, die Frage eines größeren Mitspracherechtes der nordirischen Behörden sowie die Gewährleistung gleicher Rahmen- und Wettbewerbsbedingungen.
Wir sehen gerne einen Deal, aber es muss jetzt ein Ende haben, da sind wir nahe an der Position des BDI. Dieser Austrittsprozess des UK war bisher teuer genug!
EU-Erweiterung - Paris verweigert sich!
Nach den Ost-Erweiterungen der EU unter weitgehender Nichtachtung der Eintrittskriterien, für die die EU heute einen hohen Preis zahlt (u.a. Rolle Polens, Bulgariens) hat sich Paris verweigert, diesen Politikansatz bei den Beitrittsaspiranten Albanien und Nordmazedonien fortzusetzen. Berlin zeigt sich wenig erbaut, man will Gespräche forcieren, um den alten Ansatz fortzusetzen.
Wir sind ob der Rolle Berlins irritiert. Ist eine EU in einer sich dynamisch verändernden Welt heute handlungsfähig, wenn Länder in die EU dringen, die vom Einstimmigkeitsprinzip geprägt ist, deren Wertekanon (Rechtspopulismus) und/oder deren Organigramm (Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Korruption) nicht den Anforderungen der EU entsprechen. Wer latent bei Eintrittsstandards nivelliert, hat am Ende selbst kein Niveau. Danke Paris!
Datenpotpourri:
Eurozone: ZEW-Indices nicht erbaulich
Deutschland: Der ZEW-Sentiment-Index sank per Oktober von -22,5 auf -22,8 Punkte (Prognose -27,0). Der ZEW-Lageindex verlor von -19,9 auf -25,3 Zähler (Prognose -26,0) und markierte den tiefsten Wert seit April 2010. Der ZEW-Erwartungsindex für die Eurozone ging von -22,4 auf -23,5 Punkte zurück.
UK: Arbeitsmarkt enttäuscht
Die Anzahl der Beschäftigten nahm überraschend per August um 56.000 ab (Prognose +23.000). Die Arbeitslosenrate legte von 3,8% auf 3,9% zu (Prognose 3,8%)
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1160 - 80 negiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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