- Der US-Arbeitsmarktbericht gibt der Fed Spielraum für aggressive Zinserhöhungen
- Sorge der Notenbanker vor einer Entankerung der Inflationserwartungen
- Die EZB debattiert über ein Anti-Fragmentierungsinstrument
Der am Freitag vorgelegte erfreuliche US-Arbeitsmarktbericht nährte bei den Marktteilnehmern den Optimismus, dass eine Rezession noch vermeidbar ist. Trotzdem gaben die Aktienkurse nach, denn die Reaktion der Federal Reserve könnte ihren Hoffnungen noch einen Strich durch die Rechnung machen.
Der Arbeitsmarktbericht ist ein zweischneidiges Schwert, denn die hohe Zahl der Neueinstellungen - die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg um 372.000, während die Konsensprognosen von 268.000 ausgingen - macht es den US-Notenbankern leichter, die Leitzinsen aggressiv anzuheben, da sie sich nun keine Sorgen mehr um die Arbeitslosigkeit machen müssen. Der Markt erwartet jetzt eine Anhebung um 75 Basispunkte.
Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg nach dem Jobbericht steil über 3 % an und näherte sich 3,1 %, bevor sie sich im späten Handel bei 3,080 % einpendelte.
Aus dem vergangene Woche veröffentlichten Protokoll der Juni-Sitzung des Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) geht hervor, dass die Geldpolitiker bereit sind, den Leitzins um 50 oder 75 Basispunkte anzuheben, wobei sich die Mitglieder des FOMC in letzter Zeit eher für eine stärkere Anhebung ausgesprochen haben.
Die Mitglieder des für die Zinssetzung verantwortlichen Gremiums befürchteten im Juni, dass die Inflationserwartungen aus dem Ruder laufen könnten:
"Viele Teilnehmer waren der Ansicht, dass ein erhebliches Risiko für den Ausschuss darin besteht, dass sich die erhöhte Inflation verfestigen könnte, wenn die Öffentlichkeit Zweifel an der Entschlossenheit des Ausschusses hat, den geldpolitischen Kurs zu ändern, wenn dies erforderlich ist.“
Der Verbraucherpreisindex für Juni, der diese Woche veröffentlicht wird, wird voraussichtlich um 8,8 % gegenüber dem Vorjahresmonat steigen. Der erwartete monatliche Anstieg soll bei 1,1 % liegen. Allerdings haben sich die Prognostiker bereits bei ihren Erwartungen für den Monat Mai stark geirrt. Damals stieg der Verbraucherpreisindex um 8,6 % statt der erwarteten 8,3 %.
Wird die Zahl im Juni den Gipfel markieren, weil die tatsächlichen und erwarteten Zinserhöhungen der Fed die Nachfrage bereits drücken?
Auch die Europäische Zentralbank veröffentlichte letzte Woche das Protokoll ihrer Juni-Sitzung, als sich die Investoren auf einen Übergang zu einer strafferen Geldpolitik einstellen mussten. Es stellt sich die Frage, ob der EZB-Rat an seiner Prognose einer Anhebung um einen Viertelpunkt im Juli festhalten wird oder ob er eine stärkere Gangart anstrebt.
"Einige Mitglieder sprachen sich zunächst dafür aus, sich die Option auf eine stärkere Erhöhung offen zu halten. Sie wiesen darauf hin, dass das derzeitige Signal nicht als bedingungslose Verpflichtung angesehen werden sollte", heißt es im Protokoll der EZB.
Mohamed El-Erian, der ehemalige CEO von Pimco und heutige Wirtschaftsberater des deutschen Versicherungsunternehmens Allianz, sagte gegenüber dem Handelsblatt, dass die EZB die Zinsen im Juli um 50 Basispunkte anheben sollte. El-Erian drängt auch auf ein aggressiveres Vorgehen der Fed bei der Inflationsbekämpfung.
In der Zwischenzeit kämpft die EZB mit dem Problem der Fragmentierung, der Ausweitung der Renditespanne bei Staatsanleihen zwischen den Mitgliedern der Eurozone, da sich die hohe Inflation und die Aussicht auf höhere Zinsen stärker auf hochverschuldete Länder wie Italien auswirken.
Der griechische Zentralbankchef Yannis Stournaras sagte am Wochenende in einem Fernsehinterview, das geplante Anti-Fragmentierungsinstrument müsse möglicherweise nie zum Einsatz kommen, vorausgesetzt, es sei glaubwürdig genug, um die Renditen in Schach zu halten.
Genau das geschah mit dem 2012 während der Euro-Schuldenkrise angekündigten Instrument der Outright Monetary Transaction, das nie zum Einsatz kam, weil es das Versprechen des damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi zu erfüllen schien, alles zu tun, um die gemeinsame Währung zu retten.
Die Idee einer geldpolitisch lockeren Strategie, wie sie Stournaras befürwortet, ist nicht unumstritten. Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, sagte letzte Woche, es sei gefährlich, die Risikoprämie, die Investoren für Anleihen hoch verschuldeter Länder verlangen, zu beeinflussen. Laut dem Mitglied des EZB-Rates würde sich die Zentralbank in "gefährliche Gewässer" begeben, wenn sie die Marktgesetzte missachten würde.
Offenlegung: Der Autor hat keine Positionen in Instrumenten, die in diesem Artikel besprochen werden.