Kobalt ist so billig wie 2016 nicht mehr. Die chinesisch dominierte Angebotsflut aus der DR Kongo und zunehmend auch Indonesien hält an. Auch der Kupferpreis spielt eine Rolle.
Der Kobaltpreis lag vergangenen Donnerstag laut dem Branchendienst Fastmarkets für Standardqualität in Rotterdam bei 10-11,85 USD pro Pfund. Der Preis ist damit so niedrig wie zuletzt im Januar 2016. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren lag der Preis noch bei mehr als 25 USD pro Pfund.
Chinas Produzenten überschwemmen Kobaltmarkt
Ursächlich für den Preisverfall ist das massiv steigende Angebot. Insbesondere einige chinesische Bergbauunternehmen in der DR Kongo und Indonesien haben die Produktion deutlich gesteigert. So hat etwa der chinesische Bergbaukonzern CMOC, der weltweit größte Kobaltproduzent, im ersten Halbjahr 2024 178 % mehr Kobalt produziert als im Vorjahreszeitraum.
Bereits Ende vergangenen Jahres hatten Analysten von Benchmark Mineral Intelligence geschätzt, dass CMOC seinen Marktanteil am weltweiten Markt für abgebautes Kobalt von 11 % im Jahr 2022 auf fast 30 % im Jahr 2025 steigern könnte. CMOC besitzt die Kisanfu-Mine in der DR Kongo, die teilweise auch dem chinesischen CATL gehört.
Schon damals hatten Analysten gemutmaßt, dass China das Kobaltangebot absichtlich ausweiten könnte, um Konkurrenten vom Markt zu verdrängen. Jorge Uzcategui von Benchmark Mineral Intelligence etwa äußerte bereits im Dezember die Vermutung, CMOC könne versuchen, "den Kobaltmarkt zu überschwemmen, um einen größeren Marktanteil zu kontrollieren und die Randproduzenten zu verdrängen, damit sie mittel- bis langfristig mehr Kontrolle über die Preise haben".
Die ebenfalls chinesische MMG arbeitet an der Expansion der Kinsevere-Mine im Kongo, die Jinchuan Group International Resources fährt die Produktion in dem Land ebenfalls hoch.
"Furchtbares Jahr" für Kobalt: Was kommt danach?
Im Januar konstatierte Benedikt Sobotka, Vorstandsvorsitzender des Metallbergbauunternehmens Eurasian Resources Group (ERG), 2023 sei für Kobalt "ein furchtbares Jahr" gewesen. "Die mangelnde Disziplin der Lieferanten beim Ausbau der Kapazitäten hat dem Kobaltmarkt wirklich den Boden unter den Füßen weggezogen". Sobotka geht davon aus, dass die meisten Kobaltproduzenten angesichts der Preisentwicklung defizitär arbeiten.
Im Juli wurden 23 t Kobalt in die Lagerhäuser der London Metal Exchange (LME) geliefert. Es handelte sich um die erste Einlieferung für das Batterie Metall seit Februar 2022. Das Problem sind jedoch nicht die 23 t, sondern die 684 t, die sich im sogenannten Off-Warrant-Bestand befinden.
Die Lagerbestände haben das Handelsvolumen im LME Kobaltkontrakt zuletzt wieder auf das Niveau von 2020 getrieben. Im Gesamtkontext der Preisentwicklung und der Lagerbestände wird dies als weiteres Indiz für ein dauerhaftes globales Überangebot interpretiert.
Entlastung ist nicht in Sicht – schon allein, will Indonesien die Produktion deutlich hochfährt. Im vergangenen Jahr produzierte das südostasiatische Land weniger als 25.000 t Kobalt. Schon im kommenden Jahr könnten es fast 60.000 t sein – und rund 150.000 t im Jahr 2030.
Kobalt ist ein Nebenprodukt der Kupferproduktion
Ein weiteres Problem des Kobaltmarktes: Kobalt fällt – abhängig von den geologischen Gegebenheiten – als Nebenprodukt bei der Kupferproduktion an. Das bedeutet, dass ein wesentlicher Teil des Angebots nicht auf die sinkenden Preise reagiert, solange die Kupferpreise aus Sicht der Produzenten attraktiv genug sind. Dies ist der Fall: CMOC produzierte im ersten Halbjahr 313.788 t Kupfer (+101 % gegenüber dem Vorjahr).
Fastmarkets Analyst Robert Searle konstatiert: "Das starke Wachstum des Kobaltvorkommens ist auf die steigenden Preise auf dem Kupfermarkt im ersten Halbjahr 2024 zurückzuführen". Die DR Kongo sei mittlerweile das zweitgrößte kupferproduzierende Land weltweit nach Chile.