Kurssturz bei VW und im DAX

Veröffentlicht am 05.11.2015, 09:08


Es ist das, wovor ich gewarnt hatte. Ich hatte geschrieben, dass niemand weiß, was noch auf VW zukommt. Und tatsächlich: Am Dienstagabend teilte VW mit, dass bis zu 800.000 weitere Fahrzeuge von Unregelmäßigkeiten bei Abgaswerten betroffen sein könnten. VW rauschte in den Keller, konnte sich zwar von den Tiefs leicht erholen, blieb aber prozentual im zweistelligen Minusbereich.
Das bestätigt die Erfahrung, dass man, wenn die Gerüchte einmal brodeln, sehr vorsichtig werden sollte. Es gibt aber einen entscheidenden Hinweis, wann man in einer Krise einsteigen sollte und dieser bleibt eigentlich immer gleich und gilt für alle Krisen - ob nun weltwirtschaftliche, binnenkonjunkturelle oder unternehmensspezifische Krisen: Man kauft dann, wenn schlechte Nachrichten nicht mehr zu fallenden Kursen führen! Dies ist eines der wichtigsten Signale, die es zu beachten gilt.
Bei VW gab es trotz der extrem überverkauften Situation erneut einen zweistelligen Abschlag. Das ist schon beachtlich. Trotzdem sind die alten Tiefs noch nicht unterschritten worden:

Es könnte sich nun aber bei der seit Oktober laufende Gegenbewegung um eine einfache Flagge in einem noch länger dauernden Abwärtstrend handeln. Das wäre insbesondere dann anzunehmen, wenn die Aktie die bisherigen Tiefs nach unten bricht. Bis jetzt ist somit noch nicht so viel geschehen, mehr wird man in den kommenden Tagen erfahren. Sollte sich die Aktie nach dieser Nachricht jedoch erneut stabilisieren, könnte man auch dies als einen ersten zarten Hinweis werten, dass vielleicht doch erst einmal ein Boden erreicht ist. Aber das Risiko, dass es weiter abwärts geht, ist nach wie vor sehr hoch!

Seltsame Kursbewegungen vor wichtigen Terminen
Seltsamerweise gab es um 15:40 Uhr einen DAX-Einbruch um 100 Punkte in Reaktion auf fallende US-Indizes zum Börsenstart. Der Auslöser ist nicht ganz eindeutig. Es kann die Sorge gewesen sein, dass der ISM-Dienstleistungsindex, der um 16.00 Uhr veröffentlicht wurde, besser ausfallen wird. Es kann aber auch mit einer Rede der Fed-Chefin Janet Yellen in Zusammenhang stehen, die ab 16.00 Uhr gehalten wurde. In dieser sagte Yellen, dass es angebracht sein könne, den Leitzins beim nächsten Treffen anzuheben. Rechtzeitiges Handeln könne sinnvoll sein, da man so besser und abgestufter agieren könne. Sie betonte aber auch, dass noch keine Entscheidung gefallen sein.

ISM-Dienstleistungsindex steigt deutlich
Der ISM-Dienstleistungsindex stieg von zuvor 56,9 auf jetzt 59,1. Analysten hatten damit gerechnet, dass er eher sinken würde und zwar auf 56,6 Punkte.

Der Dienstleistungssektor macht bis zu 80 Prozent der Wirtschaftskraft in den USA aus. Ein derart deutlicher Anstieg nach den eher schwachen Vormonaten regt natürlich die Zinserhöhungsfantasie wieder an. Und damit ist nicht nur eine mögliche Zinserhöhung im Dezember gemeint, sondern auch weitere Zinserhöhungen.
Insgesamt bestätigt dieser Wert das, was ich vorgestern schon zu den anderen Einkaufsmanagerindizes weltweit geschrieben hatte: Es mehren sich die positiven konjunkturellen Signale. Und sofern sich diese fortsetzen, ist eine Zinserhöhung im Dezember nahezu sicher. Die Aussagen von Janet Yellen bestätigen dies.
Und hier wird nun interessant, wie der US-Markt gestern mit diesen Nachrichten umgeht. Die erste Reaktion ist, wie Sie wissen, selten die endgültige. Sollte der Markt sogar eine solche Nachricht wegstecken, ohne nachhaltiger zu fallen, brauchen wir uns wahrscheinlich keine Sorgen mehr im Zusammenhang mit einer US-Zinserhöhung im Dezember machen. In diesem Fall dürfte der Markt diese jetzt schon eingepreist haben.

Viele Grüße
Jochen Steffens

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