Der weltweit größte Lithiumproduzent Albemarle (NYSE:ALB) rechnet mit dauerhaft hohen Preisen für das Batteriemetall – trotz eines absehbar wachsenden Angebots.
Der US-Spezialchemiekonzern Albemarle (WKN: 890167, ISIN: US0126531013, Ticker: ALB) ist der größte Lithiumproduzent der Welt. Das Unternehmen rechnet laut einem Bericht der Financial Times mit jahrelang hohen Preisen für Lithium – obwohl die Preise eine Ausweitung des Angebots hervorrufen.
Lithiummarkt hat sich „grundlegend verändert“
Mit einem erneuten Einbruch der Preise – wie von 2018-2020 geschehen – rechnet der Albemarle Chef Eric Norris nicht. Norris betont, der Markt habe sich durch das starke Wachstum im Bereich batterieelektrisch betriebener Fahrzeuge „grundlegend verändert“.
Tatsächlich zeigt ein Blick auf die Preisentwicklung bei Lithium eine rasante Aufwärtsbewegung. Seit 2020 haben sich die Preise mehr als verzehnfacht. Aktuell werden für 1 t Lithiumhydroxid mehr als 80.000 USD gezahlt. Auf diesem Niveau verharren die Preise bereits seit geraumer Zeit.
Norris verweist auf das Jahr 2019. Damals habe es ein geringes Wachstum gegeben – bei einer Marktgröße von 300.000 t. Heute wachse der Markt um 200.000 t jährlich. Die durchschnittliche Größe eines neuen Projekts belaufe sich auf rund 5000 t an jährlicher Kapazität.
Lithium: Zyklisch oder strukturell knapp?
Die Financial Times verweist in ihrem Beitrag auf die Diskussion und Analysten über den Charakter des Lithiummarktes. Die Gretchenfrage: Handelt es sich um einen gewöhnlichen Rohstoff mit Boom- und Baissezyklen oder gibt es einen strukturellen Engpass, der auf unbestimmte Zeit andauert?
Die US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) hatte im Frühjahr eine starke Korrektur prognostiziert und rechnete in einem Bericht mit Preisen im Bereich von 11.000 USD pro Tonne im Jahr 2024. Als Gründe wurden das Überangebot auf dem chinesischen Markt für Elektroautos angeführt – und die Entwicklung neuer Projekte infolge der hohen Preise.
Tatsächlich ist neues Angebot auf dem Weg in den Markt. Eine durch die Financial Times zitierte Analyse von Fastmarkets NewGen kam zu dem Schluss, dass sich derzeit rund 40 Lithiumprojekte weltweit in einem fortgeschrittenen Stadium befinden. Für diese Projekte werden entweder endgültige Machbarkeitsstudien durchgeführt – oder sind bereits abgeschlossen. Im Vergleich zum Jahr 2019 entspricht dies einer Steigerung um 166 %.
Australische Regierung rechnet mit 48.000 USD pro t Lithiumhydroxid in 2024
Andere Analysten verweisen auf die niedrigeren Lithiumgehalte neuer Projekte und gehen davon aus, dass die Preise deshalb nicht unter 20.000 USD pro Tonne fallen können. Die australische Regierung rechnet für 2024 mit Preisen von 48.000 USD pro Tonne Lithiumhydroxid.
Die in Bergbauangelegenheiten erfahrene australische Regierung verwies darauf, dass viele neue Projekte anfällig für Verzögerungen seien. Deshalb seien anhaltende Lieferengpässe auch in den nächsten Jahren zu erwarten.
Allerdings bestehe mit dem möglichen Aufbau von Lagerbeständen durch Raffinerien und Batteriehersteller noch ein unbekannter Faktor, der auch zu rascheren Preissenkungen führen könnte.
Gefragt: Explorer, die bald liefern können
In der aktuelle Marktsituation haben Explorationsunternehmen generell gute Karten. Automobil- und Batteriehersteller sichern sich häufig schon vor der Inbetriebnahme einer Mine die gesamte zukünftige Produktion. Insbesondere Explorer aus westlichen Ländern sind im Hinblick auf die Absicherung von Lieferketten begehrt.
Neben Australien spielt Kanada dabei eine zunehmend wichtige Rolle. Hier ist unter anderem Foremost Lithium Resource & Technology Ltd. (CSE: FAT, FSE: F0R0, ISIN: CA3455101012) mit fünf Lithium Hartgesteinsprojekten in der Provinz Manitoba vertreten.
Auch das kanadische Entwicklungsunternehmen Belmont Resources Inc (TSXV:BEA) (TSX-V: BEA, WKN: A2PLWB, ISIN: CA0804994030) ist mit einem halben Dutzend Projekten im Kanada und den USA im Rennen – sucht aber nicht nur nach Lithium, sondern auch nach Kupfer, Gold, Silber und Uran.
Albemarle (Marktkapitalisierung: ca. 23,6 Milliarden EUR) wird in diesem Jahr voraussichtlich 130-140.000 t Lithiumcarbonatäquivalent aus Anlagen in Chile, Australien und den USA fördern. Die Weiterverarbeitung erfolgt in den Produktionsländern selbst sowie in China.
Der Gewinn des Unternehmens wird sich vor allem aufgrund der steigenden Preise für Lithium in diesem Jahr rund vervierfachen. Die Aktie konnte – trotz der jüngsten und sehr deutlichen Korrektur – in der letzten drei Jahren um mehr als 200 % zulegen.