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Die steigenden Ölpreise könnten bald auf die Inflation durchschlagen. Die von den Märkten erhoffte gelpolitische Umkehr verschiebt sich damit in weite Ferne. Vieles spricht dafür, dass Brent und WTI noch teurer werden – nur die schwache Weltkonjunktur nicht.
Die Ölpreise haben zuletzt wieder deutlich zugelegt. Für ein Barrel leichtes US-Öl (WTI) werden aktuell mehr als 87 USD gezahlt. Im Sommer lag der Preis zeitweise bei deutlich unter 70 USD. Auch Brent-Öl ist deutlich teurer geworden. Aktuell notiert der Kurs der Nordseesorte bei gut 90 USD – nach zeitweise 72 USD im Sommer.
Steigende Ölpreise könnten Rückgang der Inflation beenden
Steigende Ölpreise wirken sich zwangsläufig auf die Inflation aus. Die Notenbanken hoffen, mit ihrer restriktiven Geldpolitik die Teuerungsraten senken zu können. Ziehen nun die Ölpreise deutlich an, werden die Maßnahmen konterkariert – und möglicherweise weitere Zinserhöhungen notwendig.
Analyst Carsten Mumm von Donner & Reuschel glaubt jedenfalls, dass die Notenbanken den Ölpreis „eng beobachten“ dürften. „Der Preis-Basis-Effekt dürfte in den kommenden Monaten nur noch im geringen Ausmaß zu einer weiter sinkenden Inflation beitragen. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Leitzinsanhebung in der Eurozone steigt“, so Mumm.
Förderkürzungen und geringe Lagerbestände
Vieles spricht derweil für weiter steigende Ölpreise. Saudi-Arabien etwa hat seine freiwilligen Förderkürzungen nun bis zum Ende des Jahres verlängert. Der Teufel steckt im Detail. Zuvor waren die Kürzungen jeweils nur einen weiteren Monat verlängert worden. Weitere Kürzungen sind nicht ausgeschlossen.
Russland – das mittlerweile wieder mehr in Richtung China und Indien exportiert – hält beschlossene Kürzungen aufrecht. Diese Angebotsverknappung kann durch die USA nicht ausgeglichen werden. Hier ist die Anzahl der aktiven Förderanlagen seit November von 784 auf 631 gesunken. Neben den zeitweise niedrigeren Ölpreisen trägt dazu auch die Zinswende bei.
Ein weiteres Argument für steigende Ölpreise sind die niedrigen Lagerbestände. Die Lagerbestände in den USA lagen zuletzt so niedrig wie seit Dezember nicht mehr.
Am Terminmarkt hat sich bereits eine Backwardation eingestellt. Für demnächst fällige Terminkontrakte zahlen Marktteilnehmer also höhere Preise als für Kontrakte, die erst weiter in der Zukunft fällig werden.
So notierte am Donnerstag der WTI-Future mit Fälligkeit in Oktober an der Chicago Mercantile Exchange (CME) bei 87,36 USD. Für den November-Kontrakt wurden 86,66 USD, für den Dezember-Kontrakt 85,92 USD und für den Dezember 2024-Kontrakt nur 78,08 USD gezahlt.
Soft Landing in den USA wird unwahrscheinlicher
Am Mittwoch sorgten die steigende Preise am Aktienmarkt bereits für Kursverluste. Marktteilnehmer befürchten, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen weiter anheben oder zumindest deutlich länger auf einem hohen Niveau belassen wird.
Deutlich erkennbar ist dieser Zusammenhang an den Anleiherenditen. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentieren derzeit wieder deutlich über der Marke von 4 %. Steigende Zinsen tragen dabei in gewissem Umfang zu steigenden Rohstoffpreisen bei, weil die Opportunitätskosten von Rohstoffinvestments steigen.
Die US-Notenbank hofft nach wie vor auf ein Soft Landing Szenario. Damit würde es gelingen, das Inflationsziel von 2 % zu erreichen, ohne dass es zu einer Rezession kommt. Steigende Ölpreise als zusätzliche Belastung erhöhen das Risiko einer Rezession aber deutlich. Zugleich wächst das Risiko für eine Situation, in der die Fed trotz Rezession nicht gegensteuern kann, weil die Inflationsraten zu hoch bleiben.
In den Himmel werden die Ölpreise zunächst allerdings nicht wachsen. Dafür ist die globale Konjunktur zu schwach. In den USA kühlt sich die Wirtschaft laut den jüngsten Daten zum Arbeitsmarkt ab, Europa befindet sich am Rande der Rezession und das Wachstum in China bleibt weit hinter den Erwartungen zurück.