Ausverkauf oder Korrektur? Zeit für kluge Investments – So gehst du vor!Raus aus dem Risiko

Märkte in den Händen von Carry-Tradern

Veröffentlicht am 20.04.2016, 11:17
EUR/USD
-
USD/JPY
-
DE40
-

In der "Geldanlage-Brief"-Ausgabe vom 10. April" hatten wir fünf Faktoren beschrieben, die auf dem DAX lasteten:
1. Die Ölpreise waren Anfang April deutlich zurückgefallen.
2. Der Euro hatte sich zum US-Dollar stark erholt, was die exportlastigen DAX-Unternehmen belastet.
3. Die US-Indizes befanden sich in einer Konsolidierung (kurzfristige Flaggenformation).
4. Die US-Daten lassen eine baldige Zinserhöhung zu.
5. Aus saisonaler Sicht ist bis Ende Mai mit fallenden Aktienkursen zu rechnen.

Gleichung ging voll auf

Die ersten drei dieser Faktoren haben sich inzwischen zu Kurstreibern entwickelt:

1. Die Ölpreise legen schon seit einer Woche wieder zu.
2. Der Euro ist von 1,14 auf unter 1,13 USD um mehr als ein Cent gefallen.
3. Die US-Indizes sind zeitgleich wieder deutlich gestiegen.
Dies beflügelte, wie erwartet, den DAX, der auf über 10.000 Punkte zulegen und damit die Konsolidierung der vorangegangenen Tage beenden konnte. Die Gleichung (steigende Ölpreise + fallender EUR/USD + steigende USIndizes = steigender DAX) ging also voll auf.

SKS im USD/JPY wirkt sich auf DAX & Co. aus

Doch es gibt möglicherweise einen weiteren Faktor, der die Kursentwicklungen von DAX & Co. beeinflusst. Im USD/JPY hat eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS) ihre volle Kraft entfaltet.

USD/JPY - Chartanalyse

Und diese Abwärtsbewegung des Währungspaares hatte sich auch kursbelastend auf die Aktienmärkte ausgewirkt, was sich beim Blick auf den Vergleichschart zeigt:

SKS im USD/JPY wirkt sich auf DAX & Co. aus

Zwischen der USD/JPY-Kursentwicklung (rot) und dem Verlauf des Nasdaq100 (blau) und des DAX (schwarz) erkennt man klare Parallelen. Diese Parallelen lassen sich mit einer möglichen Auflösung sogenannter Carry-Trades erklären.

Verschulden zu niedrigen Zinsen, Anlegen zu höheren Zinsen

Ein Carry-Trade ist eine Investment- oder Spekulationsstrategie, bei der ein Kredit in einer Währung mit relativ niedrigem Zinsniveau aufgenommen wird, um dieses Geld in einem Währungsraum mit höherem Zinsniveau anzulegen.

In Japan hat die Notenbank vor nicht allzu langer Zeit Negativzinsen eingeführt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Hier kann man also derzeit zu sehr geringen Zinsen Kredite in Yen aufnehmen. Dieses Geld könnte man dann in einem Währungsraum mit steigenden Zinsen anlegen – zum Beispiel in den USA, wo die Notenbank die Zinswende ausgerufen hat.

Während in Japan Zinsen fast zum Nulltarif vergeben werden, erhält man zum Beispiel auf US-Anleihen 10-jähriger Laufzeit derzeit 1,76 Prozent. Die Differenz zwischen dem Kreditzins in Yen und der Anleiherendite in US-Dollar ist der Gewinn. Eine einträglichere Möglichkeit ist, sich in Yen zu verschulden und das Geld in Aktien anzulegen. So beträgt zum Beispiel die durchschnittliche Dividendenrendite im Dow Jones aktuell fast 3 Prozent.

Risiken von Carry-Trades

Die Risiken bei dieser Art der Spekulation bestehen in Zinsänderungen und Wechselkursschwankungen. Durch die Transparenz der Notenbanken und deren jeweils eingeschlagenen Zinspfaden ist das Zinsänderungsrisiko gering. Bleibt demnach das Wechselkursrisiko. Und hier macht sich die SKS im USD/JPY deutlich bemerkbar.

Yen-Aufwertung bringt Carry-Trader in Bedrängnis

Nehmen wir an, Sie hätten als Carry-Trader im Sommer vergangenen Jahres 10.000 Dollar in den USA anlegen wollen. Dazu hätten Sie Schulden in Höhe von 1.258.500 Yen aufnehmen können (USD/JPY-Wechselkurs am 05.06.2015: 125,85). Würden Sie diesen Kredit heute zurückzahlen, dann könnten Sie durch die USD/JPY-Wechselkursänderung aktuell nur knapp 1.090.000 Yen bedienen. Es würden also fast 170.000 Yen an Schulden übrig bleiben. Das sind mehr als 1.300 USD bzw. 13 Prozent Ihres Kredites. Der in diesem Zeitraum erzielte Gewinn (durch Anleiherenditen oder Aktiendividenden) in den USA kann dies nicht ausgleichen. Entsprechend hätten Sie einen Währungs- bzw. Wechselkursverlust erlitten.

Carry-Trader mussten also schon vorher bei fallenden Wechselkursen ihre Kredite zurückzahlen (oder absichern), um keine Verluste zu erleiden. Dazu mussten sie ihre Investitionen, z.B. die Aktienpositionen in den USA, auflösen (oder absichern). Diese Verkäufe drückten auf die Aktienkurse.
So erklärt sich der Gleichlauf der Indizes zum USD/JPY. Und da natürlich auch europäische Aktien als mögliche Anlage in Frage kommen und die US-Börse immer auch noch den Takt der europäischen Börsen vorgibt, wirkte sich dies auch auf den DAX aus.

Ein wieder steigender USD/JPY-Wechselkurs ist also gut für Carry-Trader und verringert den Druck, Positionen auflösen zu müssen. Er kann sogar dazu führen, dass neue Carry-Trades eingegangen werden. Insofern kann der jüngste DAX-Anstieg auch mit einer deutlichen Erholung des USD/JPY-Kurses (grüner Kreis im Chart oben) in Zusammenhang gebracht werden.

Fazit

In einer globalisierten Welt wird das Anlegen an der Börse zu einem immer komplexeren Thema. Es gibt diverse Wechselwirkungen zu beachten. Zudem wird an der Börse immer eine neue „Sau durchs Dorf gejagt“. So haben in der Vergangenheit erst Griechenland, dann China und zuletzt die Ölpreise die Kurse bewegt. Auch die Carry-Trades können in dieser Zeit ein Kurstreiber für die weltweiten Märkte gewesen sein.

Die aktuelle Marktphase ist an Komplexität kaum zu überbieten. Doch wir werden für Sie den Überblick behalten.

Tradingchancen im USD/JPY-Wechselkurs

Für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung könnte folgendes Produkt interessant sein:

USD/JPY WAVE XXL Call, WKN: DX4QJM, aktueller Hebel: 6,66, Briefkurs: 13,30 Euro
Für wieder fallende Kurse könnte sich folgendes Tradinginstrument anbieten:
USD/JPY WAVE XXL Put, WKN: XM4F1S, aktueller Hebel: 3,77, Briefkurs: 23,56 Euro

(Quelle: Geldanlage-Brief vom 17.04.2016)

Sie wollen zukünftig derartige Analysen direkt in Ihr E-Mail-Postfach bekommen? Dann melden Sie sich zu unserem kostenlosen Börsennewsletter „Geldanlage-Brief“ an auf www.geldanlage-brief.de

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Geldanlage
Sven Weisenhaus

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.