Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,1075 (05:40 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 4 Handelsstunden bei 1,1031 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 146,91. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,70. EUR-CHF oszilliert bei 0,95,47.
Märkte: Aktien zumeist freundlich
An den Finanzmärkten ergab sich in den letzten 24 Handelsstunden zumeist ein freundliches Bild, allen voran an den Aktienmärkten der westlichen Hemisphäre.
Der Datenkalender war dünn. Die US-Frühindikatoren des Conference Board waren deutlich negativer als erwartet. Dieser Datensatz wirft Qualitätsfragen der US-Statistik auf (siehe Datenpotpourri). China hat die Leitzinsen erwartungsgemäß nicht angetastet.
Aus Deutschland erreichten uns prekäre Daten bezüglich der Export- und Importentwicklung. Laut Statistischem Bundesamt sind die Exporte im 1. Halbjahr 2024 im Jahresvergleich um 1,6% auf 801,7 Mrd. EUR gesunken. Importe verzeichneten einen Rückgang um 6,2% auf 662,8 Mrd. EUR. In den Kernbranchen Deutschlands gaben Exporte stärker nach: KFZ und KFZ-Teile -2,4%, Maschinenbau -4,4% und Chemieprodukte -4,4%. Die Welt wächst um 3,2% (IWF-Prognose) und unsere Exporte und Importe sinken (Divergenz, Spagat, „Zahnräder“ greifen nicht!). Das ist Ausdruck einer Erosion des Standorts und einer rückläufigen Wirtschaftsaktivität.
Aktienmärkte: Late DAX +0,63%, EuroStoxx 50 +0,72%, S&P 500 +0,99%, Dow Jones +0,58%, US Tech 100 +1,38%. In Fernost ergibt sich Stand 06:50 Uhr folgendes Bild: Nikkei (Japan) +2,20%, Sensex (Indien) +0,57%, Kospi (Südkorea) +0,75%, CSI 300 (China) -0,71%, Hangseng (HK) -0,36%. Rentenmärkte: 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,25% (Vortag 2,26%), 10-jährige US- Staatsanleihen mit 3,88% (Vortag 3,89%) .
Der EUR konnte gegenüber dem USD Boden gewinnen. Gold und Silber halten erhöhte Niveaus.
Deutschland: Stimmung im Einzelhandel deutlich schwächer
Die Stimmung unter den Einzelhändlern hat sich zu Beginn der 2. Jahreshälfte verschlechtert. Das vom IFO-Institut berechnete Geschäftsklima sank laut Barometer im Juli auf -25,4 Punkte nach zuvor -19,5 Zählern. Die Einzelhändler beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage deutlich zurückhaltender. Ihre Erwartungen für die nächsten Monate haben sich zugleich eingetrübt. Nachfolgende Grafik belegt, dass das Geschäftsklima sich auf den niedrigsten Niveaus seit Ende 2022 und Anfang 2024 bewegt (rote Linie).
Kommentar: Sowohl die Bundesregierung, die Bundesbank als auch die führenden Wirtschaftsinstitute setzten in ihren positiven Prognosen für das 2. Halbjahr und das kommende Jahr auf den privaten Konsum als Wachstumstreiber. Dieses Barometer muss wie eine Ernüchterung wirken. Fakt ist, dass diese genannten Sichtweisen die unterschiedlichen Sektoren der Wirtschaft isoliert betrachten. Offenbar betrachten die Verbraucher die Lage eherin der Komplexität der Wirtschaftsrealität und stimmen daraufhin ihr Konsumverhalten ab.
Warum übt sich der Verbraucher nicht in verstärkter Konsumfreude? Fragen sie die Mitarbeiter bei BASF (ETR:BASFN) in Ludwigshafen oder bei Miele oder bei Stiebel Eltron oder Recaro! Das Bewusstsein, dass es mit Deutschland abwärts geht, dass die Arbeitsplatzsicherheit abnimmt und, dass die Regierung auf dem elementaren Feld der Wirtschaft bestenfalls unterproportionale Reaktionsmuster auf die Krise zeigt, sind für diese Lage verantwortlich. Anders ausgedrückt, Deutschland braucht massive Strukturreformen, nicht das Kosmetikstudio!
Schauen wir auf Details der Umfrage: Im Juli berichteten die Einzelhändler mit Fahrrädern, Elektrotechnik und elektronischen Haushaltsgeräten sowie Drogeriemärkte von einer ungünstigen Entwicklung ihres Geschäfts. Auch der Lebensmitteleinzelhandel und die Verkäufer von Autos waren weniger zufrieden. Für das zurückliegende 2. Quartal meldeten 54,1% der Einzelhändler eine unzureichende Nachfrage. Bei 46,2% kamen zu wenige Kundinnen und Kunden in die Geschäfte.
Lassen wir Vertreter des IFO-Instituts zu Wort kommen: „Eine deutliche Belebung der Geschäfte im Einzelhandel in der zweiten Jahreshälfte wird damit unwahrscheinlicher", sagte Ifo-Experte Patrick Höppner.
Kommentar: Das ist die diplomatischste Formulierung, die hier möglich ist, ohne den professionellen Standard aufs Spiel zu setzen. Aber hilft in der aktuellen Situation das “Mundspitzen” oder muss gepfiffen werden?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
USA: Frühindikatoren weiter schwach - kritische Fragen!
Der vom Conference Board berechnete Index der Frühindikatoren sank per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose -0,3%) nach zuvor -0,2%. Seit April 2022 kommt es in diesem Index latent mit einer Ausnahme per Februar 2024 (+0,1%) zu Rückgängen. Mit diesem Rückgang bewegt sich der Index auf den Niveaus von 2016 und der Spitze der Corona-Krise. dieser Indexstand wirft markante Fragen auf!
© Zerohedge
Die Aussagekraft dieser Frühindikatoren muss von daher bezüglich der veröffentlichten Daten in Frage gestellt werden. Oder aber sind die realwirtschaftlichen Daten nicht so realitätsnah? Fakt ist, dass diese Divergenz Qualitätsfragen in die eine oder die andere Richtung aufwirft.
China: Keine Zinsveränderungen
Die Loan Prime Rate für ein Jahr bleibt unverändert bei 3,35% und die Loan Prime Rate für fünf Jahre bei 3,85%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.0600 – 30 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe