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Märkte durchwachsen – EZB agiert datenabhängig - China: Abhängigkeiten reduzieren

Veröffentlicht am 24.04.2023, 09:44
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0981 (05:27 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0939 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 134,36. In der Folge notiert EUR-JPY bei 147,55. EUR-CHF oszilliert bei 0,9799.

Finanzmarkt: Märkte durchwachsen

Am Finanzmarkt zeigten sich im Wochenverlauf keine einheitlichen Entwicklungen. Die Situation bleibt geprägt von Unsicherheiten bezüglich der weiteren US-Zinspolitik, entspannterer Inflationsdaten, einer divergenten Entwicklung zwischen westlichen Ländern und dem "Globalen Süden", einer weitgehend positiv verlaufenden Berichtssaison der Unternehmen und geopolitischer Unwägbarkeiten.

Westliche Aktienmärkte haben im Wochenverlauf die Niveaus gehalten. In Asien ergibt sich ein divergentes Bild. Auf Wochensicht verloren die Aktienmärkte in China und Hongkong, während der Nikkei Index leichte Gewinne verbuchte.

Am westlichen Kapitalmarkt setzte sich auf Wochensicht eine leichte Versteifung fort. Anfang letzter Woche rentierte die 10 jährige Bundesanleihe bei 2,43%. Aktuell stellt sich die Rendite auf 2,48%. Eine identische Richtung schlug der US-Rentenmarkt ein. Hier kam es zu einem Anstieg der Rendite der 10 jährigen US-Staatstitel von 3,51% auf 3,56% heute früh. Hintergrund sind Erwartungen, die durch Einlassungen einiger Vertreter der US-Notenbank genährt wurden, dass die US-Notenbank doch weiter die Leitzinsen anheben würde.

Der USD konnte aus den genannten Szenarien am Devisenmarkt keinen Nektar saugen. Letzte Woche lag die Eröffnung gegenüber dem EUR bei 1,0978, heute früh bei 1,0981. Der EUR hält das erhöhte Niveau. Gold und Silber standen dagegen gegenüber dem USD im Wochenvergleich unter überschaubaren Druck (jeweils circa -1,3% im Wochenvergleich).

EZB-Datenabhängig – keine "Forward Guidance"

Laut EZB-Ratsmitglied De Guindos werde der EZB-Rat weiter datenabhängig die Zins-und Geldpolitik steuern. Man werde auf Monate nicht zur so genannten "Forward Guidance" wechseln.

Kommentar: Das klingt vernünftig, Vorfestlegungen im aktuellen Umfeld zu vermeiden. Es ist aber auch Ausdruck einer Situation, in der die dominante Haltung der "Falken" im EZB-Rat marginal geringer ausgeprägt ist, als in den Monaten zuvor.

Lindner: Abhängigkeiten reduzieren - Unternehmen prüfen Alternativen zu China

Die deutsche Wirtschaft braucht FDP-Chef Lindner zufolge Alternativen zu China. Es müsse stärker auf andere Märkte gesetzt werden, sagte der Bundesfinanzminister am Freitag beim FDP-Parteitag in Berlin. Das würde nicht über Nacht zu verändern sein.

Kommentar: Grundsätzlich ist es richtig, so weit wie möglich unabhängig zu sein, um damit eine nachhaltige Verhandlungsposition für Unternehmen und den Staat zu ermöglichen. Das gilt übrigens nicht nur bezüglich China, es gilt auch für Abhängigkeiten von den USA, die uns in der Vergangenheit offen bedrohten (Trump/Automobilsektor) oder Eingriffe in unsere Souveränität implizierten (Biden/Nordstream kommt nicht). Es gilt aber auch, den Blick auf die Realität nicht aus den Augen zu lassen. China ist heute für die Weltwirtschaft unersetzlich.

Chinas Anteil am Welt-BIP laut Statista:

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US-Anteil am Welt-BIP laut Statista

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EU-Anteil am Welt-BIP laut Statista

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Während China weiter dynamisch wächst, verkrusten die Wachstumskräfte westlicher Nationen. Während der Westen sich faktisch vom Rest der Welt durch aktuelle Geopolitik isoliert, baut sich im Globalen Süden eine verstärkte wirtschaftliche und politische Kooperation auf, die positiv auf das Potentialwachstum wirkt.

Das BIP-Bild ist für die USA und die Eurozone im Vergleich zu China prekär. Laut IWF wächst China per 2023 mit 5,2% mehr als dreimal so stark wie die USA (1,6%) und mehr als 6 mal so stark wie die Eurozone (0,8%). Die finanz- ökonomischen Machtachsen sprechen für sich. Sie sind Ausdruck des normativ Faktischen. China ist heute als Handelspartner unverzichtbarer als jemals zuvor. Seit 2018 ist die Karte noch roter geworden.

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Jetzt kann der Westen mit einem Anteil von circa 34% am Welt-BIP versuchen, sich neu auszurichten. 66% des aktuellen Welt-BIP werden dem Westen nicht folgen. Warum folgen aufstrebende Länder uns nicht? Hängt das mit historischem Fehlverhalten und westlicher Hybris gegenüber diesen Ländern in der Vergangenheit zusammen? Nachfolgende Daten (Stand KW 15) unterstreichen den Wandel der letzten Jahrzehnte.

Hatten früher aufstrebende Länder schwache Daten, sind es nun die westlichen Länder. Strukturdaten sagen etwas über Zukunftsfähigkeit aus. Die Sprache der nachfolgenden Daten ist eindeutig.

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Lindner führte weiter aus, China sei inzwischen ein systemischer Rivale mit einem auch globalen Dominanzanspruch.

Kommentar: Nachdenklichkeit ist hier am Platz. Will China sein politisches System der Welt aufstülpen? Nein, das haben sie auch nicht vor den Opiumkriegen der Briten gemacht (anders als der Westen). China will fraglos dorthin zurück, wo es vor den britischen Opiumkriegen war, Nummer 1 der Weltwirtschaft. Das Ziel mag für uns unangenehm sei, es ist aber legitim.

Dem könnten wir in der Eurozone etwas entgegensetzen,

• wenn wir Leistungspolitik und nicht Anspruchspolitik verfolgten (soziale Marktwirtschaft versus "sozialistische Wirtschaft", unter anderem Aspekt "stille Progression"),
• wenn Energieversorgungssicherheit und konkurrenzfähige Preislichkeit gewährleistet wären,
• wenn wir eine massive Aufrüstung der Bildungspolitik betrieben (Grundschule bis Uni),
• wenn wir Wissenschafts- und Technologiefeindlichkeit abschwörten (Biotech etc.),
• wenn wir unsere Infrastruktur endlich (und zügig) grunderneuerten,
• wenn wir unsere IT-Struktur international konkurrenzfähig gestalteten (inklusive IT-Airbus),
• wenn wir die Souveränität aller Länder gleich achteten (Artikel 2 der UN-Charta, was nicht der Fall war und ist, Augenhöhe für alle, nicht für "einige" Länder, gesetzesbasierte Ordnung),
• wenn wir die Hochsteuerpolitik beendeten und
• wenn wir Regulierungswahn durch Gesunden Menschenverstand ersetzten.

Weiter heißt es: Trotzdem bliebe China für die deutsche Wirtschaft auf absehbare Zeit ein wichtiger Handelspartner.

Kommentar: So ist es!

Andere Regionen sollten aber schrittweise an Bedeutung gewinnen. Deutsche Unternehmen profitierten in China zwar von der Größe des Marktes und vergleichsweise hohen Wachstumsraten, beklagten aber auch immer wieder unfaire Wettbewerbsbedingungen und zu wenig Schutz für geistiges Eigentum.

Kommentar: Es ist richtig, sich auch auf andere Regionen zu kaprizieren. Die Rechtsdefizite, die es mit China gibt, sind weiter zu adressieren und zu neutralisieren. Die Ausrichtung auf eine gesetzesbasierte internationale Ordnung (u.a. WTO) müsste dann auf der Agenda der EU sein, nicht die US-regelbasierte Ordnung, die nach US-Interessenlage instrumentalisiert wird.

Was machen Unternehmen? Laut einer Umfrage der Europäischen Handelskammer, die erst vollständig per Juni veröffentlicht wird, hätten sich 9% der befragten Unternehmen entschieden, laufende oder geplante Investitionen aus China zu verlagern. 7% erwägten einen solchen Schritt.

Per 2022 hätte sich fast jedes 4. Unternehmen wegen der strengen Corona-Auflagen in China nach Alternativen umgesehen. Von den Firmen, die sich in diesem Jahr für andere Märkte entschieden hätten (9%), planten 27% nach anderen asiatischen Ländern auszuweichen, 21% wollten nach Europa und 15% nach Indien. Dennoch bleibe die Mehrheit der europäischen Firmen in China engagiert.

Mit Blick auf den Ausbau der Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik seien die Vorhaben der europäischen Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Die Hälfte der Mitglieder der Handelskammer wollen in China expandieren (Vorjahr 67%).

Kommentar: Die Zahlen sind im Kontext mit der politischen Initiative zu interpretieren, dass die westliche Politik bemüht war und ist, China-Investments zu schwächen. Das Votum der Unternehmen ist trotz Abschwächung eindeutig und folgt dem normativ Faktischen.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Bei den vorläufigen Einkaufsmanagerindices von S&P ergibt sich bei der Eurozone, dem UK und den USA ein ähnliches Muster. Während die Indices für das Verarbeitende Gewerbe schwächer ausfallen, ergibt sich für den Dienstleistungssektor eine deutlich bessere Situation, die als Folge zu höheren Composite Indices führt.

Eurozone: Composite Index auf Höchststand seit 05/2022

S&P Einkaufsmanagerindices, vorläufige Werte per April:

• Verarbeitendes Gewerbe: 45,5 (Prognose 48,0) nach zuvor 47,3
• Dienstleistungssektor: 56,6 (Prognose 54,5) nach zuvor 55,0
• Composite Index: 54,4 (Prognose 53,7) nach zuvor 53,7 (höchster Stand seit 05/2022)

UK: Composite Index höher – Einzelhandel schwach

S&P Einkaufsmanagerindices, vorläufige Werte per April:

• Verarbeitendes Gewerbe: 46,6 (Prognose 48,5) nach zuvor 47,9
• Dienstleistungssektor: 54,9 (Prognose 52,9) nach zuvor 52,9
• Composite Index: 53,9 (Prognose 52,5) nach zuvor 52,2

Die Einzelhandelsumsätze sanken per März im Monatsvergleich um 0,9% (Prognose -0,5%) nach zuvor +1,1% (revidiert von 1,2%).. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 3,1% (Prognose -3,1%) nach zuvor -3,3% (revidiert von -3,5%)

USA: Composite Index höher

S&P Einkaufsmanagerindices, vorläufige Werte per April:

• Verarbeitendes Gewerbe: 50,4 (Prognose 49,0) nach zuvor 49,2
• Dienstleistungssektor: 53,7 (Prognose 51,5) nach zuvor 52,6
• Composite Index: 53,5 nach zuvor 52,3

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0700 – 1.0730 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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