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Märkte entspannter – China unterstützt Wirtschaft

Veröffentlicht am 17.10.2023, 09:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0549 (05:44 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0524 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 149,54. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,75. EUR-CHF oszilliert bei 0,9503.

Märkte: Entspannter!

An den Finanzmärkten kam es zu leichten Entspannungen. Hoffnungswerte auf einen milderen Verlauf des Nahost-Konflikts dominierten im Tagesverlauf im Kontext massiver Bemühungen auf diplomatischer Ebene von allen Seiten der weltpolitischen Bühne.

Aus Europa überraschte die Handelsbilanz der Eurozone als auch die Entwicklung der deutschen Großhandelspreise positiv. Dagegen enttäuschten Umfragedaten aus Deutschland, die mit mehrjährigen oder Allzeit-Negativrekorden aufwarteten (siehe unten).

Aktienmärkte konnten sich erholen. Der Late DAX nahm um 0,65% zu, der EURSTOXX um 0,91%. US-Märkte waren freundlicher, der S&P 500 stieg um 1,30%, der NASDAQ um 1,36%. Fernost legte heute früh (7:35 Uhr) eine freundliche Eröffnung hin (Nikkei +0,96%, der CSI 300 +0,20%, Hangseng + 0,52%, Sensex +0,47%).

Die Präferenz für Rententitel nahm ab. Es kam in der Folge zu Zinsanstiegen. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,79% (Vortag 2,74%), während die 10-jährigen US- Staatstitel eine Rendite in Höhe von 4,76% (Vortag 4,65%) abwerfen.

Der USD ist gegenüber dem EUR (-0,0028) , Gold (+4,80) und Silber (+0,18) wenig verändert. Chinesische Zentralbank pumpt Milliarden ins Bankensystem Die chinesische Zentralbank versorgt das Bankensystem mit frischem Geld. Seitens der Notenbank würden mittelfristige Kreditfazilitäten im Wert von 789 Mrd. Yuan (104 Mrd. EUR) bereitgestellt.

Kommentar: Dieses Jahr ist geprägt von entlastenden Maßnahmen seitens der Regierung als auch von der Zentralbank (Liquiditätsmaßnahmen, Senkung Mindestreservesätze, Zinssenkungen), um die wirtschaftliche Aktivität zu forcieren. China kann sich diese Maßnahmen leisten, weil es ein Disinflations- oder sogar Deflationsproblem gibt (CPI 0,0%, PPI -2,5%), anders als im Westen. Diesbezüglich mäandert der Fokus auf die Zinsentscheidung in dieser Woche (1- und 5-jährige Kredite). Nach zwei kleinen Zinssenkungen per 2023, sind weitere Zinsreduktionen nicht ausgeschlossen.

Deutschland: Krise im Wohnungsbau nimmt zu

Die Stornierungswelle und der Mangel an Neuaufträgen setzen den Bauunternehmen immer stärker zu. Im September seien laut IFO-Umfrage 21,4% der Firmen von stornierten Projekten im Wohnungsbau betroffen (Vormonat 20,7%). Das ist ein neuer Rekordwert in dieser seit 2012 bestehenden Datenreihe. Viele Projekte wären wegen höherer Zinsen und gestiegener Baukosten nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar, so der Leiter der Ifo-Umfrage Wohlrabe. Die malade Lage bei Aufträgen setzte sich fort. Laut Umfrage zeigten sich 46,6% der Unternehmen betroffen (Vormonat 44,2%). Hier ist es der höchste Wert seit März 2009.

Kommentar: Mehrjährige negative Rekordwerte in dieser Branche reihen sich ein in eine Phalanx von konjunkturellen und mehr noch strukturellen Negativmeldungen. Sie sind nicht Ausdruck einer Konjunkturflaute, wie vom Wirtschaftsminister jüngst formuliert. Nein, es ist ein strukturelles Problem, das sich in konjunkturellen Daten niederschlägt.

Umfrage - Kredithürde für Mittelständler hoch wie seit Jahren nicht mehr

Laut KfW/IFO-Umfrage monierten 31,7% der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im 3. Quartal, dass sie nur schwer Bankkredite erhalten würden. Es war der schwächste Wert seit Beginn der Datenreihe in diesem Erfassungsformat im Jahr 2017.

Die Schwierigkeiten der Unternehmen in Kreditverhandlungen würden wachsen, sagte KfW-Chefvolkswirtin Köhler-Geib. Im Durchschnitt waren für Unternehmenskredite zuletzt mehr als 5% fällig (4,7% im Vorquartal). Zum anderen sei eine Straffung der Kreditvergabestandards aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Stimmung und einer damit einhergehenden Neubewertung der Risiken durch die Banken laut Köhler-Geib verantwortlich.

Die wachsenden Schwierigkeiten beim Kreditzugang trafen mittelständische Firmen aus allen Wirtschaftsbereichen, insbesondere aber die Sektoren der Dienstleistungsbranche (32,9%) und des Verarbeitenden Gewerbes (32,4%). Großunternehmen berichten, dass die Banken strenger geworden sind: Die Kredithürde stieg hier um 3,4 Punkte auf 21,3%.

Kommentar: Zinsmaßnahmen wirken sich erst nach circa 12 Monaten voll auf die Wirtschaft aus. Demnach steht noch erhebliches Ungemach im Raum. Potenziert wird das Zinsproblem durch die fehlende Standortqualität Deutschlands im globalen Kontext ("Investitionsdürre"). Die mehrjährigen Negativrekordwerte können vor diesem Hintergrund nicht erstaunen.

Bundesregierung: Investitionsförderung in 34 bevorzugten Staaten

Die Bundesregierung will ihre Investitionsgarantien (Absicherung gegen Risiken wie Enteignung, Krieg oder Rechtsbrüche, Volumen per 06/2023 circa 30 Mrd. EUR) zu Gunsten besonders zuverlässiger Länder neu gestalten. Begünstigt würden Länder, die gute Voraussetzungen für deutsche Unternehmen böten, aber bisher weniger im Fokus der Wirtschaft standen. Ziel der Regierung sei es, übermäßige Abhängigkeiten zu verringern.

Investierten Unternehmen in einem der 34 bevorzugten Staaten, soll im Schadensfall der Selbsterhalt für den Unternehmer auf 2,5% halbiert werden. Die jährlichen Gebühren für die Garantie würden um 10% gekürzt, die Antragsgebühr entfiele. Zu den bevorzugten Partnern gehören beispielsweise Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Peru, Indien, Indonesien, Malaysia, Thailand, Vietnam, Georgien, Kasachstan, Usbekistan, Balkan-Staaten, Türkei, Ägypten, Algerien, Äthiopien, Ghana, Kenia, Marokko, Südafrika und Tunesien.

Kommentar: Es ist für ein Land sinnvoll, das von Import- und Exportmärkten bezüglich des Geschäftsmodells wie kein anderes Land abhängig ist, sich möglichst breit aufzustellen, um existentielle Risiken für das Geschäftsmodell zu vermeiden. Es gehört jedoch auch eine interessenorientierte Außenpolitik dazu, nicht nur eine Investitionsförderung.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Starke Handelsbilanz – D: Sinkende Großhandelspreise

Die Handelsbilanz der Eurozone wies in der saisonal bereinigten Fassung per Berichtsmonat August einen Überschuss in Höhe von 11,9 Mrd. EUR nach zuvor 3,5 Mrd. EUR (revidiert von 2,9 Mrd. EUR) aus.

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Die Devisenreserven der Eurozone stellten sich per Berichtsmonat September auf 1.113,5 nach zuvor 1.118,7 Mrd. EUR.

Deutschland: Die Großhandelspreise nahmen per September im Monatsvergleich um 0,2% nach zuvor 0,2% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 4,1% nach zuvor -2,7%. Es war der stärkste Rückgang seit Mai 2020. Als Vorlaufindikator für die weitere Entwicklung der Verbraucherpreise stellt diese Tendenz ein ermutigendes Signal dar.

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USA: Stimmung in New York getrübter

Der New York Fed Manufacturing Index lag per Berichtsmonat Oktober bei -4,6 nach zuvor +1,9 Punkten (Prognose -5,0).

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0920 – 1.0950 negiert das für den USD positive Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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