Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0741 (05:25 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0739 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 155,11. In der Folge notiert EUR-JPY bei 166,61. EUR-CHF oszilliert bei 0,9764.
Märkte: Europas Aktien gefragt
An den Finanzmärkten dominierte in den letzten 24 Handelsstunden keine klare Linie. Aktienmärkte tendierten unterschiedlich. Europas Aktien waren gefragt, US-Märkte seitwärts ausgerichtet und die fernöstlichen Märkte standen zumeist unter Druck.
Das Datenpotpourri (siehe unten) fiel durchwachsen aus. Der Einzelhandel der Eurozone und die deutsche Handelsbilanz setzten positive Akzente. Dagegen waren die Einkaufsmanagerindices für die Baubranche der Eurozone und insbesondere für Deutschland ernüchternd. Gleiches gilt für den deutschen Auftragseingang. In den USA impliziert die maue Verbrauchkreditentwicklung Erschöpfungszustände. Auch vom US-Gebrauchtwagenmarkt erreichten uns wenig erbauliche Daten (siehe unten).
Exkurs Deutschland: Die Konjunkturprognose des IW Köln unterstellt per 2024 eine Stagnation der deutschen Wirtschaftsleistung (Weltwirtschaft +3,2%, IWF Prognose). Die positiven Effekte höheren Staats- als auch Privatkonsums würden durch die Rezession in der Industrie (Investitionen) und dem Bausektor egalisiert.
Kommentar: Deutschland fällt im relativen Vergleich immer weiter zurück. Je mehr Unternehmen Deutschland den Rücken kehren, desto geringer Einkommen des Staates und der Bürger, ergo dann auch weniger Konsum. Hier muss Konkurrenzfähigkeit der Standortbedingungen geschaffen werden, ansonsten wird sich die Abwärtsspirale intensivieren! Nur "Blinde, Taube und Verantwortungsverweigerer" können sich dieser Realität verweigern.
Aktienmärkte: Der Late DAX stieg um 1,22%, der EuroStoxx 50 um 0,82%. In den USA legten der S&P 500 um 0,10% und der Dow Jones um 0,07% zu. Der US Tech 100 war unverändert. In Fernost ergibt sich Stand 07:25 folgendes Bild: Der Nikkei (Japan) fiel um 1,58%, der CSI 300 (China) um 0,72%, der Hangseng (Hongkong) um 0,56% und der Sensex (Indien) um 0,51%.
An den Rentenmärkten dominierte mindestens Stabilität. 10-jährige Bundesanleihen werfen aktuell 2,42% (Vortag 2,46%) ab, 10-jährige US-Staatsanleihen 4,47% (Vortag 4,47%).
Der USD ist gegenüber dem EUR wenig verändert. Gold und Silber verloren leicht an Boden.
DIHK erwartet 2024 stagnierendes Exportgeschäft deutscher Firmen
Die deutschen Exporte dürften laut DIHK-Prognose basierend auf einer Umfrage unter 4.300 Unternehmen per 2024 kaum zulegen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer erwartet eine schwarze Null. Im vergangenen Jahren waren die Ausfuhren um 1,8% gesunken. Kommentar: Wir freuen uns über die Stabilisierung, aber mit der positiven globalen Konjunkturbelebung ergibt sich für Deutschland eben nur eine Stabilisierung. Das unterstreicht die strukturellen Standortnachteile.
O-Ton DIHK (Volker Treier): "Die schwache Entwicklung des deutschen Außenhandels zum Jahreswechsel und die geringe Verbesserung der Geschäftserwartungen und Investitionsabsichten deuten trotz kleiner Lichtblicke auf ein herausforderndes Jahr hin."
Kommentar: So ist es. Sofern weiter Produktionsstätten aus Deutschland in das Ausland mangels Konkurrenzfähigkeit des Standorts verlagert würden, erodierte die Basis für Exportwachstum. Auch diese Umfrage stellt einen Apell an Berlin dar, zeitnah die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft in Deutschland nachhaltig und mutig zu verbessern.
Lichtblicke sieht Volker Treier in den USA sowie der Region Naher Osten und Nordafrika, beispielsweise in Marokko, Ägypten, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort seien die Geschäftslage als auch die Erwartungen überdurchschnittlich gut.
Kommentar: Ich stimme zu. Ablesbar ist das in Teilen auch an den Frühindikatoren in diesen Ländern beziehungsweise Regionen. Bezüglich der USA ist es insbesondere das Wirkungspotential des nicht WTO-konformen IRA-Programms (aktuell schwache Daten).
© Zerohedge
Der Manheim Used Vehicle Value Index sank per April 2024 im Jahresvergleich um 14% auf 198,4 Punkte. Es ist der geringste Indexstand seit dem 1. Quartal 2021. Gegenüber dem Indexhöchststand ergab sich nun ein Minus in Höhe von 23%. Hintergründe sind vielfältig. So stiegen Versicherungsprämien und Reparaturkosten markant. Das Zinsniveau wirkt sich belastend aus. Der Prozentsatz, der Kreditnehmer, die mit ihren Kfz-Kreditzahlungen mehr als 60 Tage überfällig sind, markiert aktuell ein Allzeithoch (siehe Chart).
Kommentar: Die Anzeichen von Erschöpfungszuständen nehmen in einigen Teilen der US-Wirtschaft zu. Sektorale Schwächen in der US-Konjunktur werden augenfälliger. Diese Entwicklungen sollten sich auf Inflation dämpfend auswirken. Das Thema Zinssenkungen wird prominenter.
Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden
Eurozone: Positive Einzelhandelsumsätze – Bau sehr "mau"
Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone nahmen per Berichtsmonat März im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose 0,7%) nach zuvor -0,3% (revidiert von -0,5%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,7% (Prognose -0,2%) nach zuvor -0,5% (revidiert von -0,7%).
Der Bausektor der Eurozone bleibt ein primäres Sorgenkind in der sektoralen Betrachtung der Volkswirtschaft. In Deutschland ist die Situation bezüglich des Bedarfs extrem prekär und wird jeden Tag ohne politische Neuausrichtung prekärer.
Deutschland: Die Industrieaufträge enttäuschten per März mit einem Rückgang im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose +0,4%). Mehr noch wurde der Vormonatswert von +0,2% auf -0,8% revidiert. Ergo ergab sich für den Zweimonatsraum Februar/März eine Verfehlung der Prognosen um 1,8%. Das ist erheblich und unterstreicht bei anziehender Weltkonjunktur das Dilemma der fehlenden Konkurrenzfähigkeit Deutschlands im internationalen Kontext.
Deutschland: Die Handelsbilanz wies per März einen Überschuss in Höhe von 22,3 Mrd. EUR (Prognose 22,2 Mrd. EUR) nach zuvor 21,4 Mrd. EUR aus. Exporte legten im Monatsvergleich um 0,9% (Prognose 0,4%) zu. Importe stiegen um 0,3% (Prognose -1,0%).
USA: Zunahme der Verbraucherkredite sehr moderat
Die Verbraucherkredite nahmen per Berichtsmonat März um 6,27 Mrd. USD (Prognose 15,0 Mrd. USD) nach zuvor 15,02 Mrd. USD (revidiert von 14,12 Mrd. USD) zu.
China: Devisenreserven geringer
Die Devisenreserven stellten sich per Berichtsmonat April auf 3.201 Mrd. USD (Prognose 3.232 Mrd. USD) nach zuvor 3.246 Mrd. USD.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,0950 – 1,0980 negiert das für den EUR negative Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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