Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0854 (05:32 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0852 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 149,47. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,23. EUR-CHF oszilliert bei 0,9398.
Märkte: EZB im Fokus!
Der Finanzmarkt zeigte in den letzten 24 Stunden keine klare Linie. US-Aktienmärkte gewannen leicht an Boden. Europa tendierte etwas schwächer. In Fernost war das Bild durchwachsen. An Rentenmärkten ergaben sich leichte Renditereduktionen. Der USD legte gegenüber dem EUR zu. Gold stieg, Silber gab geringfügig nach.
Heute steht die EZB-Ratssitzung im Fokus. Eine Zinssenkung um 0,25% bei dem Leitzins als auch Anlagezins gilt aus ausgemacht. Die ist auch überfällig. Der Realzins (Zins abzüglich der Verbraucherpreise) ist und bleibt prohibitiv hoch. Das gilt für die Eurozone und für die USA:
Kommentar: Einmal mehr wird Datenabhängigkeit heruntergebetet werden, nachdem man das zuvor über mehr als eine Dekade nicht gemacht hat (negative Realzinsen). Man wird sich nicht vorfestlegen. Man wird von erhöhten Konjunkturrisiken reden müssen. Man wird sich im Mantel der "Zentralbankseriosität" präsentieren. Sofern geopolitisch nichts markant verunfallt, steht eine Reduktion der Zinsen an. Ein seriöses Ziel ist ein positiver Realzins in Höhe von 0,5% - 1,0% bis Mitte kommenden Jahres für westliche Industrienationen mit ihren bekannten Verkrustungen.
Aktienmärkte: Late Dax +0,02%. EuroStoxx 50 -0,23%, S&P 500 +0,38%, Dow Jones +0,73%, US Tech 100 +0,02%
Aktienmärkte in Fernost Stand 05:57 Uhr: Nikkei (Japan) -0,57%, CSI 300 (China) +0,08%, Hangseng (Hongkong) +0,73%, Sensex (Indien) +0,02% und Kospi (Südkorea) -0,02%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,18% (Vortag 2,23%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,03% (Vortag 4,04%) abwirft.
Devisenmärkte: Der USD bleibt an den Devisenmärkten als vermeintlicher „Safe Haven“ gefragt (EUR -0,0038), ohne jedoch auf dem aktuellen Niveau neues Momentum zu kreieren. Gold (+9,80 USD) legte weiter zu, während Silber (-0,05 USD) insignifikant an Boden verlor.
Japan: Milliardenschweres Konjunkturprogramm auf der Agenda
Die japanische Regierung will die Konjunktur mit einem großen Ausgabenpaket unterstützen. Dieses werde den Umfang des Programms von 2023 übertreffen. Dieses lag damals bei rund 80 Mrd. EUR. Die Finanzierung dürfte über einen Nachtragshaushalt erfolgen. Mit derartig hohen Ausgaben ist Japan ein Ausreißer unter den Industrienationen, die ihre Konjunkturprogramme weitgehend eingestellt haben. Nach Prognose des IWF (Juli 2024) wird das BIP per 2024 um 0,7% und 2025 um 1,0% zulegen.
Ministerpräsident Ishiba hat seit seinem Amtsantritt am 1. Oktober betont, sein Hauptaugenmerk darauf zu legen, die wachstumshemmenden Deflation zu beenden. Neue Schulden für das Konjunkturpaket dürften die Schulden des Staates weiter erhöhen. Gemäß IWF Fiscal Monitor (April 2024) liegen die Staatsschulden per 2024 bei 254,6% des BIP (USA 123,3%, UK 104,3%, Eurozone 88,7%, China 88,6%, Deutschland 63,7%, Russland 20,8%).
Kommentar: Japan geht eigene Wege. Sie haben die Zinsen nur marginal erhöht, als die Fed, EZB und die Bank of England in historisch einmaliger Form Zinserhöhungspolitik umsetzten.
Japan schonte damit die Konjunktur. Sie reagierten nicht auf exogene Preistreiber (wirkten wie Zinserhöhungen!), die durch Zentralbankpolitik nicht zu neutralisieren waren und sind. Die Erfolge der Reduktion des Preisniveaus fallen in bemerkenswerter Weise ähnlich aus. Erst in jüngster Zeit zeigt sich eine entspanntere Inflationsentwicklung in Europa, UK und den USA ab. Dahinter stehen zu großen Teilen Basiseffekte.
Japan sanktioniert Russland, importiert aber weiter direkt russische Energiemoleküle via Sachalin (interessenorientierte Politik).
Das jetzige Konjunkturprogramm von mehr als 80 Mrd. EUR wird Wirkung entfalten. Ob die Wirkung dauerhafter Natur sein wird, hängt davon ab, ob die Mittel investiv (Multiplikatoreffekte) oder konsumtiv (Einmaleffekt) verwendet werden.
Das Thema Staatsverschuldung bleibt extrem kritisch und wird voraussichtlich kritischer. Japan kann sich dieses Modell bisher leisten, weil die Staatsverschuldung weit überwiegend binnenfinanziert ist. Die Betonung liegt auf bisher. Der IWF hat in einer aktuellen Mitteilung das Thema überbordender Staatsverschuldungen angesprochen. Bisher sind die Märkte darauf nicht angesprungen. Das muss nicht so bleiben. Werfen wir eine Blick auf Haushaltsdefizite. Nachfolgend sind die Neuverschuldungsdaten (NVS in % des BIP) der letzten Jahre abgebildet. Die Daten entstammen dem Fiscal Monitor des IWF per 04/2024 (in Kürze neuer Report).
Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden
Eurozone: Italiens Verbraucherpreisanstieg (J) bei nur noch 0,7%
Italien: Die Verbraucherpreise nahmen per September gemäß finaler Berechnung (EU-Norm) im Monatsvergleich um 1,2% (Prognose und vorläufiger Wert 1,2%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Plus in Höhe von 0,7% (Prognose und vorläufiger Wert 0,8%).
UK: Verbraucherpreise deutlich rückläufig
Die Verbraucherpreise waren per September im Monatsvergleich unverändert (Prognose +0,1%; Vormonat +0,3%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,7% (Prognose 1,9%) nach zuvor 2,2%. Es war die geringste Zunahme im Jahresvergleich seit April 2021. Die Kernrate der Verbraucherpreise legte per September im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,3%, Vormonat 0,4%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,2% (Prognose 3,4%) nach zuvor 3,6%.
USA: Schwacher Hypothekenmarktindex, Importpreisdeflation (J)
Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich per 11. Oktober 2024 auf 230,2 nach zuvor 277,5 Punkten. Der Anstieg der US-Kapitalmarktrenditen der letzten Wochen wirkte sich zeitversetzt aus. Nachfolgender Chart belegt das schwache Niveau im historischen Kontext.
© LSEG Datastream
Die Importpreise sanken per September um 0,4% (Prognose -0,4%) nach zuvor -0,2% (revidiert von -0,3%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 0,1% nach zuvor +0,8%.
Russland: Dynamik des Anstiegs der Erzeugerpreise (J) rückläufig
Die Erzeugerpreise nahmen per September im Monatsvergleich um 0,5% (Vormonat 1,4%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Plus in Höhe von 5,6% nach zuvor 10,2%. Es war der geringste Anstieg im Jahresvergleich seit Januar 2024.
Japan: Handelsbilanzdefizit kleiner als im Vormonat
Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat September ein Defizit in Höhe von rund 1,97 Mrd. USD aus (Vormonat -4,70 Mrd. USD). Exporte nahmen im Jahresvergleich um 1,7% ab (Prognose +0,4%, Vormonat +5,5%), während Importe um 2,1% zulegten (Prognose +3,2%, Vormonat +2,3%).
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1.1180 - 1.1210 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe