Märkte im Krisenmodus- Ein Überblick über das aktuelle Geschehen

Veröffentlicht am 01.04.2025, 07:48

Bevor die vermutlich volatilste Handelswoche dieses bisher schon turbulenten Jahres ihren Lauf nimmt, wollen wir uns in diesem Marktupdate einen kleinen Überblick über die aktuelle Gemengelage verschaffen. Denn in dieser Woche geht alles um den am Mittwoch anstehenden „Liberation Day“. Der Tag, an dem US-Präsident Donald Trump mit seinen reziproken Zöllen die vermutlich größten unmittelbaren Handelsbeschränkungen der US-amerikanischen Geschichte auferlegt. Ein Tag, an welchem sich nicht nur die transatlantische Beziehung zwischen Handelspartnern und USA, sondern auch das Miteinander der globalen Wirtschaftsordnung verändern wird.

Goldman Sachs (NYSE:GS) hebt Rezessionserwartungen an

Eine Meldung sorgte am ersten Handelstag der Woche für Furore. Goldman Sachs warnt vor einer zunehmenden Stagflationsgefahr und senkt erneut seine Prognose für den S&P 500. Die Bank erwartet in den nächsten drei Monaten einen Rückgang des Index um -5 % auf etwa 5.300 Punkte. Langfristig bleibt Goldman jedoch optimistischer und prognostiziert in zwölf Monaten einen Anstieg auf 5.900 Punkte, was jedoch eine deutlich geringere Wachstumsprognose als zuvor darstellt.



Quelle: Goldman Sachs

Die Hauptsorge der Analysten ist die Kombination aus höheren Zöllen, steigender Inflation und schwächerem Wirtschaftswachstum. Die von Trump angekündigten reziproken Strafzölle, die am 2. April in Kraft treten sollen, könnten die Verbraucherpreise weiter in die Höhe treiben. Daher hat Goldman seine Inflationsprognose für den Kern-PCE-Index bis Ende 2025 um einen halben Prozentpunkt auf 3,5 % angehoben. Gleichzeitig wurde die Wachstumsprognose für das US-BIP um ebenfalls einen halben Prozentpunkt auf nur noch 1,0 % gesenkt.

Auch das Rezessionsrisiko steigt laut Goldman Sachs: Die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession innerhalb der nächsten zwölf Monate wurde von 20 % auf 35 % heraufgesetzt. Gründe hierfür seien das schwächere Wachstum, der starke Rückgang des Verbraucher- und Unternehmensvertrauens sowie politische Signale aus dem Weißen Haus, dass kurzfristige wirtschaftliche Einbußen in Kauf genommen würden.

Quelle: @NickTimiraos / X

Diese wirtschaftliche Unsicherheit belastet auch die Unternehmensgewinne. Goldmans Aktienstrategen haben ihr Wachstumserwartung für den Gewinn je Aktie (EPS) des S&P 500 im Jahr 2025 von 7 % auf nur noch 3 % reduziert. Für 2026 wurde die Prognose leicht von 7 % auf 6 % gesenkt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 ist seit Jahresbeginn bereits von 21,5 auf 20 gesunken und könnte laut Goldman kurzfristig auf 19 fallen.

Sollte die Wahrscheinlichkeit einer Rezession weiter steigen, könnte der S&P 500 noch viel tiefer fallen. Historisch betrachtet verliert der Index während Rezessionen im Durchschnitt etwa 25 % von seinem Höchststand. Basierend auf dem Rekordhoch von 6.144 Punkten im Februar würde dies einen weiteren Rückgang um -17 % auf etwa 4.600 Punkte bedeuten.

US-Futures im Minus

Die US-Aktienfutures tendieren schwächer, während die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach sicheren Anlagen sinken.



Besonders treibend fungierte schon heute Morgen die Meldung, dass Trump sich „nicht darum kümmere“, dass Automobilhersteller aufgrund der Zölle ihre Preise erhöhen könnten. Nicht nur für die europäischen Märkte, sondern auch für die andere Seite des Atlantiks dürfte diese Aussage heute eine tragende Rolle spielen.

China plant Kapitalerhöhungen von bis zu 71,6 Milliarden US-Dollar für seine größten Banken, um die Kreditvergabe zu stärken.


Quelle: @ReutersWorld / X

Gold als sicherer Hafen bleibt im Fokus der Anleger und steigt von einem Rekordhoch zum Anderen. Es wird jedoch gewarnt, dass der aktuelle Preisanstieg überhitzt sein könnte und ein kleiner Rücksetzer bevorstehen könnte, was aber bei den bisherigen Kursgewinnen für langfristige Anleger vermutlich kein Problem sein dürfte.


Europäische Börsen unter Druck

Mit den am Mittwoch in Kraft tretenden US-Importzöllen von 25 % geraten europäische Automobilaktien zunehmend unter Druck. Analysten der Barclays (LON:BARC) Bank warnen vor einer „klaren Diskrepanz“ zwischen den aktuellen Bewertungen und den fundamentalen Risiken für die Branche.

Quelle: @KobeissiLetter / X

„Einfach ausgedrückt: DieZollrisiken sind unzureichend eingepreist, werden in den Marktprognosen nicht vollständig berücksichtigt und könnten schlimmer ausfallen als erwartet“, schreiben die Experten in einer Mitteilung am Montag, so Reuters. Infolgedessen stuft Barclays den Sektor von „neutral“ auf „negativ“ herab.

Quelle: @HenriettaVeda / X

Die Bank argumentiert, dass der zusätzliche Zoll – sowie mögliche Gegenmaßnahmen der EU – bislang nicht in den Kursen der Autoaktien reflektiert sei. Positive Entwicklungen wie gelockerte EU-Emissionsvorschriften seien hingegen bereits vollständig eingepreist.

Autohersteller stehen nun vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder sie absorbieren die zusätzlichen Kosten selbst oder versuchen, sie an Kunden und Händler in den USA weiterzugeben. „Ökonomisch wäre es sinnvoll, die Zölle vollständig auf die Preise umzulegen. In der Praxis könnten europäische Hersteller jedoch kurzfristig darauf verzichten, um ihre Beziehungen zu Händlern, Kunden und Lieferanten zu schützen – in der Hoffnung, dass die Zölle nicht dauerhaft auf diesem Niveau bleiben“, so Barclays.

Der europäische STOXX 600 verlor bis dato am ersten Tag der Handelswoche knappe 1,6 Prozentpunkte.


Auch der deutsche Leitindex Dax büßte mächtig ein. Hier ging es über ganze 2 % nach unten.


Größtenteils waren dafür die trivialerweise die Automobiltitel verantwortlich.

 

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.