Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0869 (05:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0835 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 151,44. In der Folge notiert EUR-JPY bei 164,60. EUR-CHF oszilliert bei 0,9661.
Märkte: Weiter Risikobereitschaft, Fokus auf US-Notenbank
Die Finanzmärkte zeigen sich vor der Notenbanksitzung der Federal Reserve von moderater Risikobereitschaft geprägt. Aktienmärkte legten zu. Rentenmärkte reagierten verhalten, Gold und Silber zeigen sich stabil und Bitcoin hat an Boden verloren.
Das Datenpotpourri (siehe unten) hat zu der positiven Stimmung beigetragen. Neben starken ZEW-Daten erreichten uns aus den USA "erfrischende" Daten bei Baugenehmigungen und Neubaubeginnen (zuvor starker NAHB Index). Dieser Sektor der US-Wirtschaft, der sich in einer rezessiven Phase befindet, erlebt eine Bodenbildung mit Potential. Bedeutend war die Veröffentlichung der Arbeits- und Lohnkosten der Eurozone. Hier kam es zu einer markanten Entspannung. Passend dazu äußerte sich EZB-Ratsmitglied Kazaks, der die drei vom Markt unterstellten EZB-Zinssenkungen im Jahr 2024 als nachvollziehbar titulierte.
Die Geopolitik entfaltete gestern keine Markteinflüsse. Hintergründig nimmt die Eskalation zu. Bereitschaft zu Diplomatie ist sowohl in der Ukraine-Krise als auch im Gaza-Konflikt bei den entscheidenden Kräften nicht ansatzweise auszumachen.
Heute liegt der Fokus auf der Notenbanksitzung der Federal Reserve. Man wird das aktuelle Zinsniveau beibehalten. Die Verbalakrobatik wird bezüglich der wirtschaftlichen Lage zuversichtlich sein. Hinsichtlich der Inflation wird man weiter verhalten argumentieren.
Der Eindruck entsteht, dass es zwei Maximen gibt. Erstens, den Zinssenkungspfad mit Augenmerk auf die US-Präsidentschaftswahlen zu Gunsten Bidens zu steuern (Impakt der Zinssenkungen Richtung Wahl) und zweitens eine Abstimmung mit der EZB im Hinblick auf "Ruhe" an den Devisenmärkten. Der Pfad der Zinssenkungen, der wohl analog zur EZB im Juni beginnen wird, sollte drei bis vier Zinssenkungen um jeweils 0,25% umfassen.
Der Late Dax legte um 0,50%, der EuroStoxx 50 um 0,38%, der S&P 500 um 0,50%, der Dow um 0,82% und der Citi US-Tech 100 um 0,30% zu. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert mit 2,45% (Vortag 2,46%), die 10 jährige US-Staatsanleihe mit 4,29% (Vortag 4,33%). Der USD ist wenig verändert gegenüber EUR, Gold und Silber.
Arbeitskosten in der Eurozone mit niedrigstem Anstieg seit dem 4. Quartal 2021
In den jüngsten Einlassungen seitens der Granden der EZB wurde auf die Sensibilität bei zukünftigen Zinsentscheidungen bezüglich der Entwicklung der Lohnkosten verwiesen. Diesbezüglich sind die aktuellen Daten der Arbeitskosten und der Lohnkosten von hervorgehobener Bedeutung.
Die Arbeitskosten nahmen im vierten Quartal 2023 im Jahresvergleich um 3,4% nach zuvor 5,2% (revidiert von 5,3%) zu. Es ist der geringste Anstieg seit dem 4. Quartal 2021. Der Chart impliziert Entspannung bei diesem für die EZB und die Märkte wichtigen Thema.
Die Lohnkosten stiegen im vierten Quartal 2023 im Jahresvergleich um 3,1% nach zuvor 5,2% (revidiert von 5,3%). Hier ergab sich die geringste Zunahme seit dem 3. Quartal 2022.
Kommentar: Beide Datensätze sind Ausdruck einer markanten Entspannung. Die Fraktion der „Tauben“ innerhalb des EZB-Rats erhält damit von Seiten dieser Daten fundamentale Unterstützung. Die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung im Juni des Jahres ist vor diesem Hintergrund ausgeprägt.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: ZEW-Indikatoren unerwartet stark
Der vom ZEW ermittelte Erwartungsindex für die Eurozone stellte sich per März auf 33,5 nach zuvor 25,0 Punkte und markierte den höchsten Stand seit September 2022.
Deutschland: Der ZEW-Sentiment-Index markierte per März mit 31,7 Punkten (Prognose 20,5, Vormonat 19,9) den höchsten Indexwert seit Februar 2022. Es sei angemerkt, dass hier anders als bei dem IFO-Index (reale Wirtschaft, zuletzt zarter Anstieg von 85,2 auf 85,5 Zähler) Teilnehmer der Finanzbranche befragt werden.
Der ZEW-Lageindex verzeichnete per März einen Anstieg von -81,7 auf -80,5 Zähler (Prognose -82,0).
USA: Neubaubeginne deutlich höher als erwartet
Die Neubaubeginne stellten sich per Februar in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) auf 1,521 Millionen (Prognose 1,452 Mio.) nach zuvor 1,374 Millionen (revidiert von 1,331 Mio.). Die Baugenehmigungen lagen per März in der annualisierten Darstellung bei 1,518 Millionen (Prognose 1,495 Mio.) nach zuvor 1,489 Millionen.
China: Politik der ruhigen Hand
Die "Loan Prime Rate" für einjährige Kredite bleibt unverändert bei 3,45%. Die "Loan Prime Rate" für fünfjährige Kredite bleibt unverändert bei 3,95%.
Kanada: Verbraucherpreise (J) steigen nur noch mit 2,8%
Die Verbraucherpreisen nahmen per Februar im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,6%) nach zuvor 0,0% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,8% (Prognose 3,1%) nach zuvor 2,9%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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