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Markteinbruch - China opponiert - Weicher globaler US-Regimechange?

Veröffentlicht am 22.09.2020, 09:37
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1768 (06:39 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1732 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,51. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,00. EUR-CHF oszilliert bei 1,0763.

Markteinbruch

Die Gemütslage der Finanzmarktakteure ist bisweilen wankelmütig. Was an belastenden Entwicklungen Freitag noch umfassend ignoriert wurde, wurde seit frühen Montagmorgen dann umfassend diskontiert. 

Auch dank der global massiv ausgeweiteten Corona-Tests (in Deutschland aktuell neuer Rekord bei mehr als 1,1 Mio. Tests), die bezüglich ihrer Aussagekraft wissenschaftlichen Gesichtspunkten genügen, aber nicht die wünschenswerte diagnostische Qualität aufweisen, kommt es zu deutlich erhöhten Zahlen bei den positiv auf Corona Getesteten. Die Politik reflektiert dieses Entwicklung mit Androhungen neuer Lockdowns. Die Märkte sind bezüglich der unsicheren politischen Lage nervös.

Aktienmärkte kamen unter massiven Druck. In der Folge dreht unsere DAX-Börsenampel von "Grün" auf "Rot". Der USD war gefragt, auch gegen die Währungen ohne Fehl und Tadel (Gold, Silber). Zinsen kamen deutlich unter Druck.

Für die zunehmende Risikoaversion, die zu einer Liquiditätspräferenz bei Anlegern führt, solitär das Thema Corona verantwortlich zu machen, wäre unprofessionell. Zusätzlich belastet die sich nähernde US-Präsidentenwahl. Das Risiko, dass es zu Anfechtungen der Wahl durch den unterlegenen Kandidaten kommt, ist ausgeprägt. Aber auch das Gebaren der US-Regierung auf internationaler Bühne sendet negative Impulse. Bei TikTok ist es das Eigentumsrecht in den USA, bei Sanktionspolitik geht es um weit mehr. Dazu liefern wir nachgehend Kontext.

TikTok: Mahnende Worte aus China:

Laut eines Leitkommentars der Global Times wird China nicht dem geplanten Umbau des US-Geschäfts von TikTok zustimmen. Die Bedingungen des Deals mit den US-Konzernen würden die nationale Sicherheit, Interessen und Würde Chinas verletzen. 

Entscheidender hieß es: Wenn dieser durch US-Manipulationen vorangetriebene Umbau von TikTok Schule machte, würde jedes erfolgreiche chinesische Unternehmen, sobald es sein Geschäft auf die USA ausdehnte und wettbewerbsfähig würde, von den USA ins Visier genommen. Mit Tricks und Zwang würde es dann in eine amerikanisch kontrollierte Firma verwandelt. 

Dieser letzte Punkt ist von hoher Bedeutung, denn das, was TikTok derzeit erfährt, könnte jedem nicht US-amerikanischen Unternehmen drohen, wenn es sich nicht willfährig im Sinne der USA politisieren ließe (inklusive Datenweitergabe, siehe Snowden), da die Grundlage für derartige Zwangsmaßnahmen der USA auf der beliebigen Anwendung des Begriffs der "Nationalen Sicherheit" basiert. Anders ausgedrückt verlören die Unternehmen Teile der Selbstbestimmung. Das Eigentumsrecht dieser Unternehmen wäre nicht gewährleistet.

Ist das Eigentum in den USA eigentlich verfassungsrechtlich geschützt?

UN- oder US-Sanktionen gegen den Iran?

Im Konflikt mit dem Iran verhängten die USA neue Sanktionen. Sie richten sich gegen das iranische Verteidigungsministerium. Weitere Institutionen und Personen seien betroffen, die mit dem Atom-, Waffen- und Raketen-Programm in Verbindung stünden. Der Versuch der US-Regierung war erfolglos, im UN-Sicherheitsrat neue Sanktionen gegen das Land durchzusetzen. 

Am 19. Oktober läuft das Waffenembargo gegen den Iran aus. Die USA hatten deshalb im Sicherheitsrat versucht, den so genannten "Snapback-Mechanismus" auszulösen, was seitens der UN nicht anerkannt wird, da die USA 2018 das Abkommen verlassen hatten. Nur wer mitmacht, kann auch mitbestimmen! Pompeo erklärte, die USA würden alles in ihrer Macht Stehende tun, um die UN-Sanktionen umzusetzen. 

Hier halten wir inne. Nein, es sind keine UN-Sanktionen, sondern US-Sanktionen, die auf US-Recht, aber nicht auf internationalem Recht basieren! 

Pompeo drohte: Die von den USA verfügten Sanktionen würden auf Unternehmen weltweit angewendet werden, auch gegen deutsche Unternehmen. Anders ausgedrückt fordert die US-Regierung, dass der Rest der Welt sich der US-Regierung fügt. Die USA wollen solitär in den Sälen des Kapitols und des Weißen Hauses bestimmen, mit wem Deutschland und der Rest der Welt bilaterale Wirtschaftsbeziehungen pflegen darf. US-Recht soll internationales Recht aushebeln. Das ist ein faktisch totalitärer Anspruch, der keine Achtung vor nationalen Souveränitäten und verfassungskonformen Regierungen dritter Länder kennt. Ist das ein "weicher Regimechange" für die Welt?

Stellen sie sich vor, das würde China oder Russland fordern. Was wäre in unseren Politzirkeln und Medien dann wohl los?  

Ob der lauten Stille im Westen ex USA darf Fassungslosigkeit Raum greifen!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Zweite Reihe mit erbaulichen Daten

Der Index des belgischen Verbrauchervertrauens stieg per September von zuvor -26 auf -16 Punkte und markierte den höchsten Stand seit März 2020. Der Index des Verbrauchervertrauens legte per September in den Niederlanden von -29 auf -28 Zähler zu. Das Volumen der Verbraucherausgaben sank per Juli im Jahresvergleich um 6,2% nach zuvor -7,1%.

USA: Massive positive Revision per Juli

Der Chicago Fed National Activity Index sank per Berichtsmonat August von zuvor 2,54 (revidiert von 1,18) auf 0,79 Punkte.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1620 - 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.  

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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