Die recht gute Stimmung am Aktienmarkt täuscht darüber hinweg, dass der Konjunkturmotor vor allem in der heimischen Wirtschaft alles andere als rund läuft. Dies bedeutet aber nicht, dass sich nicht weiterhin Chancen für Anleger auftun. Vor allem ein Blick auf die Marktführer der zweiten Reihe könnte sich nun lohnen.
Krise, welche Krise? Obwohl die Wirtschaft sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks nicht gerade vor Kraft strotzt, haben sich die wichtigen Aktienmarkt-Indizes in den vergangenen Monaten recht erfreulich entwickelt. So legte beispielsweise der US-amerikanische S&P 500 seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent an Wert zu, während der DAX in etwa 13 Prozent Boden gut machen konnte. Doch Vorsicht: Das durch die hohen Index-Zuwächse vermittelte Gesamtbild trügt ein wenig.
So wurde etwa der US-amerikanische S&P 500 nicht nur, aber vor allem von den Aktien der sogenannten Magnificent Seven beflügelt – also von Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Amazon (NASDAQ:AMZN), Apple (NASDAQ:AAPL), Meta (NASDAQ:META), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Nvidia (NASDAQ:NVDA) und Tesla (NASDAQ:TSLA). Getrieben wurden die Kurse dabei insbesondere von der rasanten Entwicklung und den erhofften Möglichkeiten, die Anleger von der KI erwarten. Hinzu kam die Aussicht auf sinkende Zinsen, die sowohl dem US-amerikanischen als auch dem deutschen Aktienmarkt Rückenwind bescherte – und zwar bevor die Zinsen tatsächlich gesenkt wurden.
Marktführer überzeugen auch in herausfordernden Zeiten
Fakt ist aber: Der Konjunkturmotor weist in den USA und auch hierzulande noch längst nicht die erhoffte Drehzahl auf. So hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erst vor wenigen Tagen die 2024er-Wachstumsprognose für Deutschland deutlich nach unten korrigiert. Während zuvor ein leichtes Wachstum von 0,3 Prozent erwartet wurde, wird nun mit einem Minus von 0,2 Prozent gerechnet.
Schwächt sich die Konjunktur tatsächlich weiter ab, dürften vor allem Nebenwerte wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen. Doch Vorsicht: Selbstverständlich sind vor allem in herausfordernden Zeiten nicht alle Nebenwerte eine gute Wahl; vielmehr bieten vor allem Unternehmen, die in ihrem Bereich zu den Marktführern zählen attraktive Renditechancen. Schließlich zeigt ein Blick in die Vergangenheit, dass sich Firmen mit einer starken Marktstellung und der damit häufig einhergehenden Preissetzungsmacht sowie einem erfahrenen Management auch in schwierigen Zeiten vergleichsweise robust entwickeln – und ebenso ihre Aktienkurse. Ein weiterer Pluspunkt der Marktführer aus der zweiten Reihe: Sie sind in der Regel flexibler und innovativer als die Großkonzerne. Da sie weniger starre Strukturen aufweisen, können sie schneller auf Marktveränderungen reagieren, neue Produkte entwickeln oder attraktive Nischen besetzen. Zudem besetzen bei einigen Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe die Gründer nach wie vor einen wichtigen Posten im Unternehmen. Und bei diesen Firmen wird in der Regel weniger in Quartalszahlen, sondern vielmehr langfristig gedacht.
Wachstumsstark und weniger zyklisch
Kurzum: Im Reich der Nebenwerte finden Anleger gut positionierte Unternehmen, die über ein überlegenes Geschäftsmodell und ein schwer kopierbares Alleinstellungsmerkmal verfügen. Das beschert ihnen auch in Zeiten schwacher Konjunktur eine stabile Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen. Oft sind diese Unternehmen zudem exportstark und nicht nur auf den Heimatmarkt angewiesen. All das macht sie unempfindlicher gegenüber Börsentrends oder -hypes und auch weniger zyklisch in Bezug auf die Konjunktur.
Das sollten Anleger beachten
Die größere Anpassungsfähigkeit dieser „Hidden Champions“ kommt ihnen im wirtschaftlichen Wandel durchaus zugute. Oft können sie daher auch in Zeiten relativer Konjunkturflaute mit einem höheren Wachstumspotenzial überzeugen. Und: Sollten die lange beliebten Blue-Chip-Aktien und KI-Hoffnungswerte unter Druck geraten, könnten viele auf diese Marktführer aus der zweiten Reihe setzen – auch, weil sie gemessen an den Unternehmensgewinnen häufig günstiger bewertet sind. In jedem Fall bieten Nebenwerte aus der zweiten Reihe eine weitere Diversifikation und sorgen somit auf lange Sicht für mehr Stabilität im Portfolio und bereichern das Anlagedepot auch, wenn sich die Wirtschaft vor dem Hintergrund sinkender Zinsen wieder erholt.
Allerdings ist es alles andere als trivial, die aussichtsreichen Marktführer der zweiten Reihe zu identifizieren. Schließlich erfordert diese Aufgabe eine Menge Zeit, viel Wissen und reichlich Erfahrung. Für interessierte Privatanleger dürfte daher ein aktiv gemanagter Fonds eine gute Wahl sein.
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