Der Waffenstillstand im Handelskrieg zwischen den USA und China kommt für die Metallmärkte ein wenig zu spät, als sich abzuzeichnen beginnt, dass das Jahr 2018 eines der schlechtesten aller Zeiten werden wird. Es ist ein seltenes Phänomen, dass fast jedes Industriemetall in London und New York davor steht, das Jahr mit einem zweistelligen Verlust zu beenden, obwohl der größte Rohstoffverbraucher der Welt, China, seinen Zollkonflikt mit den Vereinigten Staaten ausgesetzt hat, was Erwartungen auf eine unmittelbar bevorstehende Einigung zwischen den beiden wirtschaftlichen Supermächten geweckt hat.
Zink führte die Verlierer unter den Industriemetallen in diesem Jahr mit einem Einbruch von 22% an, gefolgt von Blei (-21%), Kupfer und Aluminium (-15%) und Nickel (-14%). Das einzige Metall, dass in diesem Jahr mit einem kleineren Verlust davonkam war Zinn, das lediglich 3% billiger wurde.
Unbeachtlich des Blutbads unter den Metallfutures, die wichtigsten unter ihnen könnten in 2019 eine Preiserholung erleben, wenn die Verbesserung des Umfelds durch Entwicklungen wie einer weiteren Entspannung in der Handelspolitik und Schwächung des Dollars weitergehen, sagen Analysten.
Immenser Gegenwind seit Sommer
Metallstrategen von Bank of America-Merrill Lynch, angeführt von Michael Widmer und Francisco Blanch, merkten in ihrem in dieser Woche erschienenen Ausblick zum Jahresende an, dass die Welt der Bergbaurohstoffe “seit Sommer immensen Gegenwinden ausgesetzt” waren.
Und weiter:
“Unser Konjunkturzyklus ist jetzt fest in der 'Rezession', gewöhnlich die schwächste Phase für Rohstoffe. Eine Bewegung zur 'Erholung' ist essentiell und könnte von einer Stabilisierung der Konjunktur in China auf dem Rücken des jüngsten probeweisen Stimulus erleichtert werden.”
Ein solcher Wandel ist natürlich unwahrscheinlich in den nächsten beiden Wochen, auch wenn das Wall Street Journal am Dienstag berichtete, dass China US-Präsident Donald Trump einen symbolischen, wenn auch nicht weltbewegenden Sieg im Handelskrieg überreichen könnte, indem es ausländischen Firmen Zugang zu seinen geschützten Technologie- und Industriefeldern gibt.
China entscheidet politische Weichenstellungen für 2019 erst ab nächste Woche
Während ein Report von Reuters am Mittwoch starke Käufe von Sojabohnen durch China meldete—was eine gute Fortsetzung zum jüngst verkündeten 90 tägigen Waffenstillstand zwischen Trump und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping ist—berichtete die Zeitung South China Morning Post am Donnerstag, dass China seine großen Weichenstellungen zur Politik in 2019 erst ab nächsten Dienstag treffen werde, wozu auch die Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten gehören.
Das bedeutet, dass die auf Metalle fokussierten Commodity Trading Advisors (CTAs), oder Fonds, die in dem Bereich aktiv sind, ihre bärischen Positionen über das Ende des Jahres hinaus erhöhen könnten, um die Renditen von Richtungswetten zu maximieren. Metallanalysten von TD Securities, angeführt von Bart Melek und Ryan McKay sagten in einem weiteren Ausblick vom Mittwoch:
“Die Hürde für CTAs ist niedrig, um ihre Short-Positionen in Kupfer erheblich auszubauen, als was vom Schwung nach oben übrig ist, sich schnell verflüchtigt. In der Tat, ein Einbruch unter den Bereich von 6.085 USD die Tonne beim roten Metall würde darauf schließen lassen, dass systematische Trendfolger ihre Shorts auf rund 70% ihrer historischen Maximalposition ausgebaut haben.”
USA sind größter Kupferlieferant Chinas
Seit der amerikanisch-chinesische Handelskrieg im Juli so richtig losging, sind die Kupferpreise in fast jedem Monat gefallen und das aus guten Gründen: China ist der größte Verbraucher des Metalls—und steht für fast die Hälfte der globalen Nachfrage von geschätzt 24 Mio Tonnen—und die Vereinigten Staaten sind einer seiner Hauptlieferanten.
Die Kupferfutures in London und New York sind in diesem Jahr um etwa 15% gesunken, als der Kurs in Großbritannien sich bei rund 6.192 USD die Tonne bewegt, während das Metall in den USA zu fast 2,79 USD das Pfund gehandelt wird. Der technische Tagesausblick von Investing.com bewertet New Yorker Kupfer mit “Kaufen”. Das Metall wird zur Zeit über seinem Durchschnittspreis der letzten 100 Tage gehandelt und starke Verkaufsempfehlungen kommen erst beim 200-Tagesdurchschnitt von 2,89 USD, was bedeutet, dass dem Chart nach ein Gewinn von rund 4% drin ist.
BAML sagt für Kupfer in London Durchschnitt von 6.667 USD die Tonne in 2019 voraus, gegenüber 6.313 USD in diesem Jahr.
Kupfer hat eine erwiesenermaßen ungewöhnlich lange Reaktionszeit von 11 Monaten auf Stimulusmaßnahmen, was bedeutet, dass der Einfluss von Chinas Konjunkturpaket vom Oktober in Höhe von 109 Mrd USD könnte sich im Preis des Metalls erst im nächsten Herbst widerspiegeln. Dennoch erwartet BAML, dass im nächsten sich Angebot und Nachfrage beim Kupfer die Waage halten, sogar unter Berücksichtigung einer Verlangsamung der Weltkonjunktur und der Nachfrage am Jahresanfang 2019.
Preisprognosen für einige Metalle in 2019, mit zumeist positiver Richtung
Trotz der zweistelligen Verluste anderer Industriemetalle empfiehlt Investing.com das “Verkaufen” von Aluminium und Nickel, ausgehend von seinem technischen Tagesausblick, “Kaufen” bei Blei und “Stark Kaufen” bei Zink. Und die Analysten von BAML sagen die folgenden Preisentwicklungen vorher:
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Nickel in London: Der Durchschnittspreis in 2018 von 13.625 USD die Tonne soll im nächsten Jahr auf 15.693 USD steigen, sagt BAML. Aber damit das passiert, muss die Produktion von rostfreiem Stahl und die Nachfrage durch elektrische Fahrzeuge zunehmen, während die Förderung in Indonesien beschränkt werden muss, so BAML weiter.
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Aluminium in London: Der Durchschnittspreis in 2018 von 2.025 USD die Tonne soll sich im nächsten Jahr kaum bewegen, als BAML 2.026 USD vorhersagt. Das Problem von Aluminium rührt im wesentlichen daher, dass die chinesische Produktion keine Grenzen kennt.
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Blei in London: Der diesjährige Durchschnittspreis von 2.050 USD die Tonne, soll BAML nach in 2019 auf 2.181 USD steigen. Eines der Hauptprobleme für Blei ist die Sättigung der chinesischen Elektrofahrradindustrie.
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Zink in London: Der 2018 Durchschnittspreis von 2.313 USD die Tonne soll laut BAML auf 2.347 USD steigen. Es merkte an, dass Zink in 2016 unter den Industriemetallen der Ausreißer nach oben war und das die Rallye das Angebot an Zinkkonzentraten in den letzten zwei Jahren erheblich erhöht hat—Lagerbestände, die jetzt abgebaut werden mussten.