Der Finanzdienstleister MLP SE – Tochtergesellschaft der MLP-Gruppe – konnte sich im laufenden Geschäftsjahr 2023 bisher gut behaupten. Trotz des „weiterhin herausfordernden Umfelds“ – so der Geschäftsbericht – lagen die Bruttoerlöse mit Ablauf der ersten neun Monate auf Rekordniveau. Zwar war das operative Ergebnis leicht rückläufig, doch mittelfristig sehen die Badem-Württemberger sich klar auf einem Wachstumspfad. Die Aktie erscheint bereits auf dem aktuellen Ertragsniveau unterbewertet.
Mit einem Gesamterlös von 684,6 Mio. EUR in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 gegenüber 674,40 Mio. EUR im gleichen Zeitraum des Vorjahres konnte MLP (ETR:MLPG) (ISIN: DE0006569908) ein Umsatzwachstum von 1,5 % vorweisen. Starke Zuwächse waren insbesondere bei Sachversicherungen zu verzeichnen, sowie bei Produkten für die Altersvorsorge und bei Krankenversicherungen. Auch das Zinsgeschäft floriert laut Geschäftsbericht. Von Seiten des Konzerns sieht man eine „ausgeprägte Stabilität im Gesamtgeschäft“. Trotzdem ging das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 7 Mio. EUR zurück auf 45,2 Mio. EUR (Vj: 52,2 Mio.), was einem Rückgang von -15,5 % entspricht.
Die Ursachen für den Ergebnisrückgang: „Gesamtwirtschaftliche Entwicklung, Unsicherheit bei Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Faktoren wie Inflation, Zinsanstieg und weltweite Krisen.“ Die Folge: Die Beratungsfelder Finanzierung und Immobilien sind nach wie vor rückläufig. Als weitere Ursachen wurden das neu aufgelegte Traineeprogramm genannt – zur langfristigen Aufrechterhaltung der Beratungsqualität – sowie Einmaleffekte, die nicht klar beziffert wurden. MLP sieht sich operativ jedoch klar auf Erfolgskurs und rechnet auch dieses Jahr mit einem starken Schlussquartal. Die bisherige EBIT-Prognose für 2023 von 75 bis 85 Mio. EUR wurde bestätigt. Bis 2025 rechnet MLP mit einem Umsatz von 1,1 Mrd. EUR und einem EBIT zwischen 100 bis 110 Mio. EUR.
Bewertung auf Basis des EBIT
Ein Blick auf die historischen (bereinigten) EBIT-Multiples von MLP macht deutlich: Bereits seit 2020 bewegen sich diese zwar auf einem konstanten aber deutlich niedrigeren Niveau als in den Vorjahren. Zwischen 2013 und 2019 notierte das maximale jährliche EBIT-Multiple vereinzelt schon mal knapp über 20. Seit 2020 beträgt das Vielfache des bereinigten EBIT je Aktie auf Basis des Höchstkurses des Jahres im Durchschnitt gerade noch 10,9. Das minimale durchschnittliche EBIT-Multiple weist eine ähnliche Entwicklung auf. Hier beträgt das Vielfache von EBIT je Aktie in Relation zum Tiefstkurs des Jahres seit 2020 durchschnittlich 6,2. Auf Basis der (unbereinigten) EBIT-Prognose von 75 Mio. EUR oder 0,69 EUR je Aktie und EBIT-Multiples von 6,2 und 10,9 ergibt sich rechnerisch ein Einstiegskurs von 4,30 EUR und ein Kursziel von 7,50 EUR.
Charttechnik
Seit ihrem Allzeittief in 2016 bei 2,50 EUR befindet sich die Notierung von MLP in einer Aufwärtsbewegung, die ihr vorläufiges Ende in November 2021 bei 8,90 EUR fand. Von dort aus ging es bis Oktober 2022 bergab, um den langfristigen Trend zu testen. Seitdem hat der Aktienkurs die Begrenzung des langfristigen Trends mehrfach getestet und zuletzt im September dieses Jahres dann auch zeitweise nach unten durchbrochen. In den letzten Wochen hat die Notierung dann einen Boden auf dem Unterstützungsniveau von 4,50 EUR gebildet und anschließend wieder den Weg in den Trendkanal gefunden. Dort notiert sie aktuell knapp unterhalb der 200-Tage-Linie, die bei 5,07 EUR liegt. Einen Bruch der 200-Tage-Linie auf Wochenbasis würden wir als klares technisches Kaufsignal werten mit Kurszielen von 6 und 6,50 EUR. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus von 4,50 EUR würde den Weg nach unten frei machen für Abgaben bis 3,50 EUR.
Fazit
Trotz der vorliegenden Schwächen in einzelnen Dienstleistungsbereichen scheint MLP in der Lage zu sein, das Ertragsniveau insgesamt stabil zu halten. Vertraut man auf die EBIT-Prognose der Konzernleitung, dann dürfte das bereinigte EBIT mit hoher Wahrscheinlichkeit über 75 Mio. EUR liegen, da darin noch die genannten Einmaleffekte enthalten sind. Unsere Bewertung auf Basis dieser Größe ist damit bereits äußerst konservativ gewählt. Wir betrachten die Aktie auf Basis der EBIT-Prognose von 75 Mio. EUR oder 0,69 EUR je Aktie als leicht unterbewertet. Da die Notierung bereits einen Boden im Bereich von 4,50 EUR gebildet hat gehen wir davon aus, dass sich der Aktienkurs in einer Aufwärtsbewegung befindet. Risikobewusste Anleger sollten trotzdem den klaren Bruch der 200-Tage-Linie auf Tages- oder Wochenbasis abwarten. Wir stufen MLP mit Kaufen ein und sehen auf Basis des aktuellen Ertragsniveaus mit einem Kursziel von 7,50 EUR zunächst knapp 50 % Kurspotential.
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