Die Vereinbarung zur Anhebung der Ölförderung, die von Opec und Nicht-Opec-Ländern auf dem Gipfel am vergangenen Freitag in Wien, war weithin erwartet worden, auch wenn der geringe Umfang der Erhöhung die Märkte dann doch überraschte, genug um die Ölpreise auf die Nachricht ein gutes Stück nach oben zu katapultieren.
Das Treffen verfestigte auch die gegenwärtige Machtverteilung in der Opec und machte auch klar welche Länder und Einzelpersonen die Hauptgewinner beim Gipfel waren und wer in Zukunft am Meisten durch die Vereinbarung verlieren wird.
Rückkehr zu 100 prozentiger Umsetzung, aber Details bleiben vage
In einem Statement nach der Sitzung sagte die Opec, sie werde die Förderung anheben, indem sie die bisher schon vereinbarten Förderquoten zu 100% ausschöpfen wird, verzichtete aber auf konkrete Daten. Das Kartell lehnte es ebenfalls ab, aufzuschlüsseln, um welchen Betrag die einzelnen am Abkommen teilnehmenden Länder ihre Produktion erhöhen dürfen.
"Als Gruppe können wir eine 100 prozentige Umsetzung erreichen. Für einzelne Länder ist das eine Herausforderung." sagte Suhail bin Mohammed al-Mazroui, Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Generalsekretär der Opec. Saudi-Arabien deutete an, dass der Schritt zu einer nominalen Anhebung der Förderung um rund 1 Mio Fass am Tag führen dürfte.
Andere gehen von bescheideneren Steigerungen aus, wie der nigerianische Ölminister Emmanuel Ibe Kachikwu, der sagte, im Endergebnis sollte die neue Vereinbarung zusätzliche 700.000 Fass am Tag hinauslaufen werde, während der Energieminister des Iraks Jabbar Alluaibi schätzte, dass der wirkliche Anstieg bei 770.000 Fass am Tag liegen wird.
Unter dem ursprünglichen, im November 2016 vereinbarten Deal, der im Januar 2017 in Kraft trat, hat die Opec zusammen mit anderen führenden Ölexporteuren wie Russland die gemeinsame Produktionsmenge um 1,2 Mio Fass am Tag abgesenkt, um die hohen globalen Lagerbestände abzubauen und den Preis zu stützen. Die Umsetzungsquote der Opec ist im Mai allerdings auf noch nie dagewesene 160% gestiegen, was bedeutet, dass das Kartell 624.000 Fass am Tag zusätzlich vom Markt nahm, was vor allem von unfreiwilligen Lieferausfällen aus Venezuela, Libyen und Angola verursacht wurde.
Diese Ausfälle haben die Produktionseinschnitte in den letzten Monaten auf über 2 Mio Fass am Tag steigen lassen, was zu Forderungen aus den großen Importstaaten wie den USA führte, dass das Kartell helfen solle den Ölpreis zu senken und eine Angebotsverknappung zu vermeiden.
Die Opec und die Ölexporteure von außerhalb des Kartells werden sich das nächste Mal im September treffen, um den gegenwärtigen Deal neu zu bewerten. Der nächste formelle Opec-Gipfel in Wien ist dann für den 3. Dezember 2018 eingeplant.
Angesichts dessen was derzeit über die neuen Ölförderrichtlinien bekannt ist, hat es bei der Sitzung der letzten Woche große Gewinner gegeben, während andere abgehängt wurden.
Gewinner Nr. 1: Saudi-Arabien
Es gab eine weitere meisterhafte Leistung des einflussreichen Ölminister Saudi-Arabiens, Khalid Al-Falih, zu bestaunen, der nach einigen angespannten Tagen einen mit Spannung erwarteten Kompomiss zwischen den am Abkommen teilnehmenden 22 Opec und Nicht-Opec-Ländern erreichen konnte. In einem großen Sieg für die Saudis konnte Falih auch seinen iranischen Kollegen Bijan Zanganeh überzeugen—der zuvor gedroht hatte, gegen jede Vereinbarung sein Veto einzulegen, die eine Erhöhung der Förderung zur Folge hat—einer Anhebung der Produktion zuzustimmen, nur Stunden bevor die Opec-Sitzung am Freitag zu Ende ging.
Aber der größere Erfolg war das Unterzeichnen einer Vereinbarung, die Details über die Zuweisung spezifischer Quoten an einzelne Mitgliedsstaaten weitgehend offenlässt. Damit gibt es stillschweigend grünes Licht für Saudi-Arabien, dem faktischen Führungsland in der Opec, mehr als gegenwärtig vom Abkommen erlaubt zu produzieren, da einige Länder Förderrückgänge erlitten haben und Probleme hätten, ihre Quoten voll auszuschöpfen.
“Es handelt sich um eine Gesamtquote für die Opec, aber keine Länderquoten. Das bedeutet, dass die Saudis für einzelne Länder, besonders Venezuela einspringen können, die nicht auf dem Niveau ihrer bisherigen Quote produzieren können.”
Das wird es Riad erlauben sich Marktanteile zu Lasten des Irans und Venezuelas zu sichern, indem es mehr Öl fördert. "Wir haben schon jetzt die Maschinerie von Aramco mobilisiert, bevor wir nach Wien gekommen sind, und den Ausgang des Treffens vorweggenommen." sagte Al-Falih mit Bezug auf die staatliche Ölgesellschaft des Königreichs.
Gewinner Nr. 2: Donald Trump
Vor dem Treffen des Kartells in der letzten Woche hatte US-Präsident Donald Trump Twitter genutzt, um die Opec zu einer Anhebung ihrer Förderung zu anzuspornen. Trump, der angesichts eines durchschnittlichen Benzinpreises von 3 USD die Gallone sich vielleicht Sorgen macht, hat versucht die Opec für den jüngsten Anstieg der Ölpreise verantwortlich zu machen.
seinen Ansatz zur Ölförderung geändert zu haben scheint, nachdem Trump wiederholt Attacken auf Twitter gestartet hatte.Vor dem Treffen in Wien hatten die Saudis viel Überzeugungsarbeit geleistet, damit die anderen Mitglieder sich anschließen und die Ölproduktion erhöhen—genau wie von Trump gewünscht. In der Tat, nur Augenblicke nachdem die Nachrichten am Freitag hereinkamen, twitterte Trump, er hoffe, die Gruppe werde die Produktion "substanziell" anheben, um die Preise sinken zu lassen.
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Trump, der bei einer Reihe von Gelegenheiten gezeigt hat, dass er die Entwicklung auf dem Ölmarkt genau im Auge behält, ist mit seiner nicht eben leisen Art zur zweitwichtigsten Person im internationalen Ölmarkt geworden, an Bedeutung nur hinter dem saudischen Ölminister Al-Falih.
Die Verlierer: Iran & Venezuela
Der Iran, der drittgrößte Produzent in der Opec und der wichtigste regionale Konkurrent Saudi-Arabiens hat keinen Erfolg gehabt, mit seiner Forderung an die Opec Trumps Forderungen nach einer Anhebung des Ölangebots abzuweisen. Das Land argumentierte, dass Trump selbst den jüngsten Preisanstieg mitverursacht habe, als er Sanktionen gegen die islamische Republik und das Kartellmitglied Venezuela verhängt hat.
Trump hat Teheran im Mai mit neuen Sanktionen belegt und Marktbeobachter erwarten, dass die iranische Ölförderung bis Ende 2018 um ein Drittel sinken wird. Das bedeutet, dass das Land nichts von einem Abkommen, das die Förderung der Opec erhöht, gewinnen kann.
Venezuela, ein weiterer Ölproduzent, dem ein unverändertes Abkommen lieber gewesen wäre, steht im Gefolge des Opec-Gipfels ebenfalls mit leeren Händen da.
Das mit einer Wirtschaftskrise kämpfende Land in Südamerika fördert derzeit mehr als 500.000 Fass am Tag unter seiner Opec-Quote, als die Förderung wegen der langanhaltenden Krise eingebrochen ist.
Ein Team vom HSBC-Analysten Gordon Gray, Kopf der Öl- und Gasanalyse bei der Bank, sagte, dass Länder wie Venezuela ohne Reservekapazitäten "verständlicherweise" eine Maßnahme ablehnen, die den Preis nach unten drücken könnte, ohne das sie diese über eine höhere Förderung kompensieren können.
In der Tat wandte sich der Iran dagegen, dass Länder mit Reservekapazitäten wie Saudi-Arabien die von Venezuela gelassene Lücke ausfüllen dürfen.
"Sie können nicht daherkommen und sagen, dass Venezuela 500.000 Fass am Tag auf dem Tisch hat und dass sie sich diese einfach unter den Nagel reißen können." sagte der Opec-Gouverneur des Irans Hossein Kazempour Ardebili am Sonnabend.
Kazempour gab an, dass Venezuela gesagt habe, seine Förderung werde sich in den nächsten drei bis vier Monaten teilweise erholen, was eine weiterer Grund wäre, warum die anderen Ölexporteure den derzeitigen Rückgang nicht kompensieren sollten.