US-Präsident Donald Trump hat gestern bekräftigt, dass es im Laufe des Tages zu den angekündigten Zöllen kommen werde. Der Dow Jones gab um fast 200 Punkte nach, der DAX um rund 100, doch beide erreichten wenig später ein neues Tageshoch. – Verrückte Börsenwelt!
Ähnliches Ereignis, unterschiedliche Kursreaktionen
Ähnlich verrückt war aus meiner Sicht das Kursverhalten, als gestern die US-Erzeugerpreisdaten veröffentlicht wurden. Denn auch diese fielen höher aus als erwartet, wie zuvor schon Verbraucherpreise. Die Jahresrate blieb bei 3,5 %, wie schon im Vormonat, statt wie mehrheitlich erwartet auf 3,2 % zurückzugehen. Und die Kernrate gab nur von 3,5 % auf 3,4 % nach. Erwartet wurde auch hier ein niedrigerer Wert von 3,2 %.
Vorgestern brach der Dow Jones unmittelbar nach Veröffentlichung der Daten um rund 500 Punkte ein – verständlicherweise, schließlich war die Inflation höher als erwartet, mit entsprechenden Konsequenzen für die Geldpolitik und die Zinsen (siehe „Anleger nutzen auch den Inflationsschock für „buy the dip“). Doch gestern stieg der Dow Jones in einer ersten Reaktion um rund 100 Punkte.
Steigende Preise kann man auch positiv werten
Dabei gibt es dafür durchaus noch einen plausiblen Grund. Denn steigende Preise sind nicht per se negativ. Vielmehr deuten sie auf eine hohe Nachfrage hin. Und das ist für die Wirtschaft grundsätzlich positiv, ebenso für die Unternehmen, deren Gewinnentwicklung und somit die Aktienkurse.
Aktienrendite vs. Anleiherendite
Allerdings sind die Aktienkurse in bestimmten Bereichen schon extrem stark gestiegen. Laut Daten von LSEG ist der S&P 500 dadurch aktuell fundamental schon relativ hoch bewertet. gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Aktuell wird der Aktienindex mit dem mehr als 22-fachen der für 2025 erwarteten Gewinne gehandelt.
Nimmt man das Forward-KGV von 22,4 und errechnet damit die Gewinnrendite der Aktien (100 : 22,4), so kommt man auf einen Wert von 4,46 %.
Zeitgleich liegt zum Beispiel die Anleiherendite der vielbeachteten 10-jährigen US-Staatsanleihen bei rund 4,6 %.
Da kann man sich schon fragen, welcher Investor derzeit noch das Risiko stark schwankender Aktienkurse für eine Rendite von 4,46 % eingeht, wenn er zeitgleich mit einem deutlich geringeren Kursrisiko eine höhere Anleiherendite von 4,6 % einfahren kann.
Löst der Nasdaq 100 seine Konsolidierung nach oben auf?
Scheinbar sind das immer noch viele. Denn der Nasdaq 100 konnte gestern das Hoch vom 24. Januar und damit der möglichen Welle 1 überwinden, wenn auch bislang nur knapp und nicht nachhaltig.
Dennoch hat der Technologieindex damit gute Chancen, das bullishe Elliott-Wellen-Szenario eines bereit begonnenen neuen Aufwärtstrends fortzusetzen und die Konsolidierung (gelbes Rechteck) somit bald vollständig nach oben aufzulösen.
Sollten die gestrigen Kursgewinne allerdings vollständig verloren gehen, scheint sich die Konsolidierung fortzusetzen. Bestätigt wird dies, wenn das vorgestrige Tagestief unterschritten wird.
Ich bin nun jedenfalls sehr gespannt, wie die Börsen reagieren, wenn Trump tatsächlich die angekündigten Zölle beschließt. Vieles wird dann davon abhängen, wie diese konkret ausgestaltet sein werden.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus