Der Videostreaming-Gigant Netflix (NASDAQ:NFLX) zählte während der Pandemie zu den stärksten Werten an der Börse. Das Unternehmen und seine Aktie profitierten von dem Umstand, dass die Menschen zu Hause festsaßen, was die Nachfrage nach seinen Inhalten anheizte.
Die Aktie stieg bis Mitte Oktober um etwa 90% gegenüber dem Tiefststand vom 16. März 2020. Seitdem geht es allerdings bergab. Das Papier ist gegenüber seinem Allzeithoch im letzten Jahr um mehr als 17% gefallen. Das erste Anzeichen dafür, dass sich das durch die Pandemie ausgelöste Abonnentenwachstum rapide verlangsamt, kam im April. Zu diesem Zeitpunkt meldete der Konzern, dass seine Abonnentenanzahl um netto zwei Millionen weniger gewachsen war, als in der eigenen Prognose angenommen.
Schlimmer noch, Netflix prognostizierte für das zweite Quartal, das diesen Monat endet, netto nur 1 Million Neukunden. Diese plötzliche Verlangsamung des Wachstums deutet auf eine Rückkehr zur Normalität für die Verbraucher hin, da die lokalen Volkswirtschaften nach einem Jahr voller Lockdowns und anderen Einschränkungen wieder öffnen.
Dazu kam es in Nordamerika viel früher als erwartet. Sowohl in den USA als auch in Kanada sind die vierteljährlichen Abonnentengewinne in den Bereich von Hunderttausenden zusammengeschmolzen, von zuvor Millionen. Für die aktuelle Berichtsperiode schließt Netflix selbst eine Stagnation nicht aus.
In einer Zeit, in der die Wirtschaft wieder anspringt und die Menschen verzweifelt nach neuen Erlebnissen außerhalb der eigenen vier Wände suchen, wie z. B. Reisen und Ausgehen, steht das Programm auf Netflix wahrscheinlich ganz unten auf ihrer Prioritätenliste. Für den Konzern aus dem kalifornischen Los Gatos fällt dieser Wandel in ein Geschäftsumfeld, in dem die Konkurrenz Milliarden an Dollars ausgibt, um in der einst von NFLX dominierten Streaming-Welt Fuß zu fassen.
Disney+ (NYSE:DIS) zum Beispiel hat seit seinem Start in den USA im November 2019 in nur 16 Monaten mehr als 100 Millionen Kunden gewonnen. Inzwischen ist der Dienst auch in Kanada, Australien, Lateinamerika und Singapur verfügbar. Netflix hatte zum Ende des ersten Quartals 208 Millionen Abonnenten.
Keine neuen Schulden
Wenn der Kampf in der Welt nach der Pandemie jedoch darin besteht, die Zuschauer davon abzuhalten, ihre Abonnements zu kündigen, ist es klar, dass Netflix weiterhin gut positioniert ist, um dieses Rennen zu gewinnen. Laut dem vierteljährlichen Brief von Netflix an die Aktionäre ist die Abwanderungsrate - die Anzahl der Abonnenten, die den Dienst kündigen - im Vergleich zum Vorjahr gesunken und das, obwohl der Dienst seinen Abo-Preis erhöht hat.
Eine weitere positive Entwicklung, die langfristige Anleger berücksichtigen sollten, besteht darin, dass Netflix sein Wachstum nicht mehr mit Schulden finanziert. Nach Jahren der Kreditaufnahme zur Finanzierung von Produktionen hat Netflix erklärt, dass es keine Fremdgelder mehr aufnehmen muss, um das Tagesgeschäft am Laufen zu halten. Das Unternehmen plant, seine Schuldenlast abzubauen und bis zu 5 Milliarden US-Dollar an eigenen Aktien zurückzukaufen.
Dem Research von Jefferies nach hat Netflix seine Position als führender Streaming-Anbieter gefestigt und der Aktienkurs sollte sich daher in den kommenden Monaten stark erholen. In einer aktuellen Mitteilung schrieb die Firma:
"Im Zuge der positiven Entwicklung des Unternehmens hin zu einem positiven freien Cashflow und Kapitalrückzahlungen nehmen wir die Beobachtung von NFLX wieder auf. Obwohl NFLX beliebte Inhalte von Drittanbietern zum Aufbau seiner Abonnentenbasis und zur Erzielung von Skaleneffekten genutzt hat, kann NFLX inzwischen Originalinhalte selbst finanzieren, die mit der gesamten TV-/Filmindustrie konkurrieren können."
Jefferies hat für die Aktie ein Kursziel von 620 USD ausgegeben, was 24% über dem Schlusskurs am Freitag liegt. Seine Analysten merkten auch an, dass die Wiedereröffnung der Wirtschaft nach wie vor ein "kurzfristiger Bremsklotz" für Netflix ist, aber der Unterhaltungskonzern auch in Zukunft in einer starken Position bleibt.
Fazit zur Netflix-Aktie
Das Rekord-Abonnentenwachstum im Zuge der Corona-Pandemie hat sich für Netflix offenbar erledigt, denn die Menschen gehen mittlerweile wieder ihren normalen Aktivitäten nach. Doch das Streaming-Unternehmen ist aus dem einzigartigen Umfeld des vergangenen Jahres gestärkt hervorgegangen und hat seine Cash- und Marktposition gefestigt.
Die aktuelle Schwäche der Aktie bietet langfristig orientierten Anlegern daher eine Kaufgelegenheit.