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In den USA wurde eine Börse genehmigt, die Handel bald 23/5 anbieten will. Ob das Angebot für Privatanleger wirklich einen Gewinn bietet? Forscher äußern Zweifel.
Die US-Aufsichtsbehörden haben in der vergangenen Woche die Genehmigung für den Betrieb einer (Beinahe-) Nonstop-Börse erteilt. 24X National Exchange will die erste Börse sein, die den Handel mit US-Aktien 23 Stunden am Tag ermöglicht.
Am 27. November gab das in Stamford in Connecticut ansässige Unternehmen eine entscheidende SEC-Genehmigung bekannt. 24X National Exchange wird demnach die erste nationale Wertpapierbörse in den USA, die den Handel mit US-Wertpapieren 23 Stunden an jedem Werktag ermöglicht.
Die neue Börse ermöglicht Privat- und institutionellen Kunden auf der ganzen Welt eigenen Angaben zufolge den Handel mit US-Aktien über Broker-Dealer, die zugelassene Mitglieder von 24X National Exchange sind.
Handelszeiten wie am FX-Markt – jedenfalls beinahe
24X National Exchange will den aktuellen Plänen zufolge in zwei Phasen an den Markt gehen. Die erste Phase soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 starten. Dann sind Handelszeiten von wochentags von 4:00 Uhr ET bis 19:00 Uhr ET vorgesehen.
Die zweite Phase wird den Handel mit US-Aktien von 20:00 Uhr ET am Sonntag bis 19:00 Uhr ET am Freitag ermöglichen. Das ist vergleichbar mit dem FX-Handel. Eine Einschränkung gibt es jedoch: An jedem Handelstag wird eine einstündige Betriebspause eingelegt, um routinemäßige Software-Upgrades und Funktionstests durchzuführen. Nicht gehandelt wird zudem an US-Börsenfeiertagen.
Dmitri Galinov, CEO und Gründer von 24 Exchange, verspricht sich vom Angebot des Unternehmens einen messbaren Kundennutzen. „Händler sind am stärksten gefährdet, wenn der Markt an ihrem geografischen Standort geschlossen ist. 24X National Exchange wird versuchen, dieses Problem zu lindern, indem es Broker-Dealern und ihren institutionellen und privaten Kunden den Handel mit US-Aktien rund um die Uhr ermöglicht“.
Als erste von der SEC zugelassene nationale Wertpapierbörse mit 23 Stunden langem Handelstag werde sich 24X National Exchange zunächst auf die steigende Nachfrage in der Region Asien-Pazifik nach Übernachtliquidität für US-Aktien fokussieren.
Galinov verspricht zudem „Kosteneffizienz, Geschwindigkeit, Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit“, zudem soll die Börse sich „schnell an die Marktanforderungen anpassen und schnell auf Kundenfeedback reagieren“.
Kritik: „Beste Preise in einem schlechten Markt“
Einige Verfahren stehen noch aus, darunter zusätzliche Einreichungen bei der SEC, bevor der 24-Stunden-Handel aufgenommen werden kann.
Nicht alle Marktteilnehmer sind von dem Konzept überzeugt: Die Kritik an der Entscheidung der SEC wächst. Benjamin Schiffrin, Direktor für Wertpapierpolitik bei der Marktinteressenvertretung Better Markets etwa warnte, dass der 24 Stunden Handel Anlegern und Märkten schaden könne.
„Privatanleger, die während einer Overnight-Session handeln, werden auf einem Markt handeln, auf dem es nur wenige Käufer und Verkäufer gibt und auf dem die Preise volatiler und ungünstiger sind als während der normalen Handelszeiten.“ Das bedeute, dass Privatanleger während der Nachtsitzungen „nur die besten Preise in einem schlechten Markt“ erhielten.
Schiffrin warnte, dass Menschen dazu neigten, sich nachts riskanter zu verhalten. Handelsplattformen könnten nachts Benachrichtigungen und Aufforderungen senden, wenn Anleger „besonders anfällig“ für Anreize seien - und ausgerechnet dann ermöglichen, mit nur einem Knopfdruck zu handeln. Er verwies in diesem Zusammenhang auf Sportwetten und die damit verbundene Problematik.
Taktiken wie bei Buchmachern?
Die Finanzindustrie könnte ähnliche Taktiken anwenden wie Buchmacher, um Investoren in den Handel zu locken, was „potenziell schwerwiegende Folgen“ nach sich ziehen könne.
Auch im Rahmen der bei der SEC eingereichten Kommentare wurde Kritik geäußert. Forscher der University of Washington und der Stanford University warnten, dass eine Verlängerung der Handelszeiten die Ergebnisse von Kleinanlegern verschlechtern könne. Der Grund: Eine Kombination aus hoher Volatilität, geringer Liquidität und geringer Informationseffizienz.
„Obwohl es vermutlich die Absicht von 24X Exchange ist, mehr Volumen in diese Sitzungen zu bringen, wird der Großteil der Handelsaktivitäten wahrscheinlich in der täglichen Marktsitzung verbleiben, was bedeutet, dass diese Probleme für Privatanleger außerhalb der Geschäftszeiten weiterhin von Bedeutung sein werden“, heißt es in dem Statement der Forscher.